Pendergast 01 - Relic - Museum der Angst
TÜRKISCHER GECKO
Wie bitte?
dachte Turow und tippte: INFO
HEMIDACTYLUS TURCICUS : EUROPÄISCHER
HALBZEHENGECKO
URSPRÜNGLICH AUS NORDAFRIKA STAMMEND
HEUTE VERBREITET IN : FLORIDA , BRASILIEN , KLEINASIEN , NORDAFRIKA .
EINE MITTELGROSSE EIDECHSE AUS DER FAMILIE DER GECKOS , GEKKONIDAE . LEBT AUF BÄUMEN .
NACHTAKTIV .
HAT KEINE BEWEGLICHEN AUGENLIDER .
Turow brach das Datenbankprogramm ab, während die Informationen immer noch über den Schirm flimmerten. Das war ganz offensichtlich blanker Unsinn. Eidechsen- DNS und Menschen- DNS in einer Probe? Aber es war nicht das erste Mal, daß so etwas passiert war. Man konnte es wirklich nicht dem Computer anlasten. Die Prozedur war noch viel zu ungenau, und außerdem waren bisher nur winzige Bruchteile von den unendlich vielen DNS -Sequenzen aller existierenden Organismen überhaupt bekannt.
Turow ging die ausgedruckte Liste durch. Etwa fünfzig Prozent der Übereinstimmungen waren menschliche DNS – ein sehr niedriger Prozentsatz, wenn man davon ausging, daß die Probe von einem Menschen stammte, aber nicht gänzlich unmöglich, wenn es sich um eine beschädigte oder degenerierte Probe handelte. Und außerdem bestand ja immer die Möglichkeit, daß sie verschmutzt war. Eine oder zwei Zellen, die nicht hineingehörten konnten die ganze Computeranalyse durcheinanderbringen. Diese Möglichkeit kam Turow nun immer wahrscheinlicher vor.
Was soll man von der New Yorker Polizei denn auch anderes erwarten?
Sie konnte ja nicht einmal den Kerl einbuchten, der an der Ecke gegenüber von Turows Wohnhaus auf offener Straße Crack verkaufte.
Turow besah sich weiter den Ausdruck. Moment mal, hier war ja eine weitere lange Sequenz, die identifiziert werden konnte:
Tarentola mauritanica.
Er rief seine Datenbank wieder auf und gab den Namen ein. Auf dem Bildschirm erschien:
TARENTOLA MAURITANICA : MAUERGECKO
Jetzt reicht’s langsam,
dachte Turow.
Das muß ja wohl ein Witz sein.
Er warf einen Blick auf den Kalender. Es war der erste April.
Turow begann zu lachen. Das war wirklich ein gelungener Scherz. Nein, also wirklich, so was hätte er dem alten Buchholtz gar nicht zugetraut. Nun, auch er, Turow, hatte Sinn für Humor. Und so fing er an, seinen Bericht zu schreiben:
Probe LA - 33
Zusammenfassung: Probe wurde als Homo gekkopiens identifiziert. Gebräuchlicher Name: Geckomensch …
Als er mit dem Bericht fertig war, schickte er ihn gleich nach oben. Dann verließ er, immer noch vor sich hin kichernd, das Labor, um sich einen Kaffee zu holen. Er war stolz darauf, wie er diese Geschichte gemeistert hatte, und fragte sich, wo, um alles in der Welt, Buchholtz sich wohl die Gecko-Gene besorgt haben konnte.
Vermutlich werden solche Viecher im Zoogeschäft verkauft,
dachte er. Er konnte Buchholtz direkt vor sich sehen, wie er im
Ultrablender
Zellproben von zwei oder drei Geckos mit ein paar Tropfen seines eigenen Blutes vermischt hatte.
Na, dann wollen wir mal sehen, was Turow, unser Neuer, daraus macht,
hatte er sich vermutlich dabei gedacht. Während Turow mit dem Kaffee im Aufzug nach oben fuhr, mußte er bei dieser Vorstellung laut auflachen. Als er wieder ins Labor kam, wartete dort bereits Buchholtz auf ihn, aber Buchholtz lachte nicht.
MITTWOCH
18
F rock saß in seinem Rollstuhl und tupfte sich die Stirn mit einem Gucci-Taschentuch ab. »Setzen Sie sich doch bitte«, sagte er zu Margo. »Und vielen Dank, daß Sie so rasch gekommen sind. Es ist schrecklich, einfach schrecklich.«
»Der arme Wachmann«, antwortete Margo. Im ganzen Museum sprach man von nichts anderem mehr.
»Wachmann?« fragte Frock und blickte auf. »O ja, natürlich, das ist wirklich eine Tragödie. Aber ich habe eigentlich von dem hier gesprochen.« Er hielt ein Memorandum in die Höhe.
»Jede Menge neuer Regeln«, sagte Frock. »Sehr lästig. Ab heute darf das Personal nur noch zwischen zehn Uhr vormittags und fünf Uhr nachmittags ins Gebäude. Keine Überstunden oder Sonntagsarbeit mehr. In jeder Abteilung werden Wachen aufgestellt, und man muß sich in eine Liste eintragen, wenn man die Abteilung betritt oder verläßt. Und jeder muß ständig einen Ausweis mit sich herumtragen, sonst kommt man weder ins Museum hinein noch hinaus.«
Er las weiter. »Schauen wir mal, was sie sonst noch alles … ach ja, hier. Versuchen Sie, so weit es irgend geht, in Ihrer Abteilung zu bleiben. Und ich soll Ihnen auch sagen, daß Sie sich nicht allein in abgelegene Teile des Museums begeben sollen. Wenn
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