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Pendergast 01 - Relic - Museum der Angst

Pendergast 01 - Relic - Museum der Angst

Titel: Pendergast 01 - Relic - Museum der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston , Lincoln Child
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es noch echte Naturliebhaber gibt«, antwortete Smithback sarkastisch.
    Als er den Aufzug verließ, schlug ihm der Geruch von verrottendem Fleisch mit doppelter Wucht entgegen und schien die Luft wie dichter Nebel zu füllen. »Wie halten Sie das bloß aus?« stieß er mit Mühe hervor.
    »Was denn?« fragte der Mann und hielt beim Schließen der Aufzugstüren inne.
    Aus dem Korridor war eine fröhliche Stimme zu hören. »Willkommen!« rief ein älterer Mann so laut, daß er das Zischen der Klimaanlage übertönte, und drückte Smithback die Hand. »Heute kochen wir ein Zebra, das Rhinozeros haben Sie leider verpaßt. Aber kommen Sie doch bitte herein.« Smithback wußte, daß der schwerfällige Akzent des Mannes niederländisch war.
    Jost Osterbaan leitete die Knochenpräparationsabteilung des Museums, in deren Labor Tierkörper auf ihre Knochen reduziert wurden. Er war über Achtzig, sah aber so rosig, fröhlich und rundlich aus, daß die meisten Leute ihn für sehr viel jünger hielten.
    Osterbaan hatte Ende der zwanziger Jahre im Museum angefangen, wo er zunächst Skelette für die Ausstellungen zusammengebaut hatte. Seine Glanztat in jenen Tagen waren Skelette von Pferden im Schritt, Trab und Galopp gewesen, von denen man sagte, sie hätten die Art der Darstellung von Tieren im Museum revolutioniert. Danach hatte sich Osterbaan auf die lebensechten Gruppen ausgestopfter Tiere verlegt, die in den vierziger Jahren sehr populär waren, und hatte dafür gesorgt, daß auch das kleinste Detail – bis hin zum Speichel, der manchen Tieren aus dem Maul troff – absolut naturgetreu war.
    Aber als die Ära dieser Tableaus zu Ende ging, mußte Osterbaan schließlich zu den »Knochensiedern«. Der alte Holländer schlug alle Angebote, sich zur Ruhe zu setzen, aus und herrschte nun glücklich über die Abteilung, in der Tiere – die jetzt hauptsächlich aus Zoos stammten – in saubere, weiße Knochen verwandelt wurden, die dann zu Studienzwecken und für Ausstellungen verwendet wurden. Dennoch waren Osterbaans alte Fähigkeiten als Präparator von lebensechten Tableaus noch nicht erloschen, und man hatte für die Aberglaube-Ausstellung darauf zurückgegriffen und ihn einen speziellen Schaukasten zum Leben der Schamanen gestalten lassen. Wie diese Gruppe präpariert worden war, wollte Smithback in einem Kapitel seines Buches beschreiben.
    Smithback folgte Osterbaans Einladung und betrat das Labor. Er hatte diesen berühmten Raum bisher noch nicht gesehen. »Ich bin ja so froh, daß Sie mal kommen und sich meine Werkstatt ansehen«, sagte Osterbaan. »Seit diese schrecklichen Morde passiert sind, kommen nicht mehr allzu viele Leute hier herunter. Es freut mich wirklich sehr.«
    Auf den ersten Blick kam Smithback das Labor wie eine bizarre Großküche vor. An einer Wand standen große Tanks aus rostfreiem Stahl, und von der Decke hingen kräftige Flaschenzüge, Ketten und Fleischerhaken herab, an denen man die größeren Tierkörper aufhängen konnte. In der Mitte des Raumes befand sich ein Gully, in dessen Gitter sich ein kleiner, zerbrochener Knochen verfangen hatte. In einer entfernten Ecke des Labors lag auf einer Rollbahre aus Edelstahl ein großes Tier. Hätte er es nicht auf einer mit Druckbuchstaben beschrifteten Tafel gelesen, wäre Smithback nie auf die Idee gekommen, daß dieses Tier ein Dugong aus dem Sargassomeer war. Um die schon fast vollständig vom Fleisch befreiten Knochen lagen Hacken, Zangen und kleine Messer.
    »Vielen Dank, daß Sie sich die Zeit nehmen und mich empfangen«, sagte Smithback.
    »Keine Ursache«, sprudelte Osterbaan hervor. »Ich wünschte, ich könnte mehr Leute hier herumführen, aber Sie wissen ja vielleicht, daß zu diesem Teil des Museums Besucher keinen Zutritt haben. Jammerschade. Sie hätten kommen sollen, als wir das Rhinozeros hier hatten.
Mein Gott,
das war vielleicht etwas!«
    Osterbaan schritt munter durch die Werkstatt und zeigte Smithback den Aufweichtank, in dem momentan das tote Zebra lag. Obwohl ein Dunstabzug alle Dämpfe absog, war der Geruch immer noch ziemlich schlimm. Osterbaan hob den Deckel und trat einen Schritt zurück, wie ein Koch, der einem Gast stolz sein bestes Gericht zeigt.
    »Na, was sagen Sie
dazu?
«
    Smithback blickte auf die braune Flüssigkeit in dem Tank und entdeckte knapp unter der Oberfläche das aufweichende Zebra, dessen Fleisch und andere weiche Gewebsbestandteile sich langsam ablösten.
    »Sieht ein bißchen überreif aus«, sagte

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