Pendergast 01 - Relic - Museum der Angst
es eigentlich gar nicht hatte. Es ist wie ein Spieler, der alles auf eine Karte setzt und hofft, daß er damit seine Verluste wieder hereinbekommt. Und auch die Stadt hat ein Interesse daran, daß Geld in die Museumskassen kommt, schließlich bürgt sie ja für die sechzig Millionen, und wenn das Museum Konkurs macht, muß sie dafür geradestehen.«
»Verstehe«, sagte Pendergast. Er nahm eine Versteinerung auf, die vor ihm auf dem Schreibtisch lag, und drehte sie in seiner Hand. »Ist das ein Ammonit?« fragte er.
»Richtig«, antwortete Frock.
»Dr. Frock –« begann Pendergast. »Ich werde von einigen Seiten massiv unter Druck gesetzt, deshalb noch mehr als sonst darauf zu achten, daß diese Ermittlungen hundertprozentig korrekt ablaufen. So darf ich Ergebnisse von Untersuchungen, die in unserem Auftrag vorgenommen wurden, nicht mit Außenstehenden wie Ihnen besprechen, selbst wenn unsere Nachforschungen entlang der gewohnten Bahnen im Sande verlaufen.« Er legte die Versteinerung sorgfältig zurück und verschränkte die Arme. »Das mußte ich Ihnen sagen. Und nun sagen Sie mir doch bitte, ob es zutrifft, daß Sie ein Experte für DNS -Analysen sind.«
Frock nickte. »Das ist teilweise richtig. Ich habe meine Studien der Frage gewidmet, inwieweit sich die Gene auf die Morphologie auswirken. Und ich betreue die Projekte von verschiedenen Doktoranden – wie Gregory Kawakita und Margo hier –, die sich ebenfalls mit der DNS befassen.«
Pendergast nahm seine Aktentasche zur Hand, öffnete sie und zog einen dicken Stapel Computerausdrucke hervor. »Ich habe hier eine Untersuchung der DNS , die wir in der Kralle aus dem Körper des einen Jungen haben. Natürlich darf ich sie Ihnen nicht zeigen, denn das würde unseren Regeln widersprechen. Unser New Yorker Büro reagiert auf so etwas sehr empfindlich.«
»Verstehe«, sagte Frock. »Und Sie halten die Kralle nach wie vor für Ihre beste Spur.«
»Es ist die einzige wichtige Spur, die wir haben, Dr. Frock. Lassen Sie mich Ihnen meine Schlußfolgerungen erläutern. Ich glaube, daß hier im Museum ein Verrückter sein Unwesen treibt. Er tötet seine Opfer auf rituelle Art, entfernt den Hinterkopf und holt den Hypothalamus aus dem Gehirn.«
»Aber wozu?« fragte Frock.
Pendergast zögerte. »Wir glauben, daß er ihn ißt.«
Margo schluckte schwer.
»Der Mörder hält sich möglicherweise im alten Keller des Museums versteckt«, fuhr Pendergast fort. »Es gibt viele Anzeichen dafür, daß er sich nach jedem Mord dorthin zurückgezogen hat, aber bisher können wir nicht genau sagen, wohin. Bei einem Suchunternehmen dort unten wurden zwei Hunde getötet. Wie Sie ja vielleicht wissen, gibt es da unten ein wahres Labyrinth aus Stollen, Galerien und Gängen, das sich über mehrere unterirdische Ebenen hinzieht, deren älteste vor fast hundertfünfzig Jahren angelegt wurde. Das Museum kann nur für einen Bruchteil der Fläche Pläne zur Verfügung stellen. Ich spreche bewußt von einem Mörder und nicht von einer Mörderin, weil die Kraft, die bei den Morden angewandt wurde, eindeutig auf einen Mann hinweist, einen starken Mann. Einen mit fast übernatürlichen Kräften.
Wie Sie ja wissen, verwendet er eine Waffe, an der sich drei Krallen befinden, um seinen Opfern, die er offenbar wahllos anfällt, die Eingeweide herauszureißen. Bisher zumindest haben wir noch keinerlei Motiv für die Taten erkennen können, auch unsere Vernehmungen des Museumspersonals haben uns in dieser Richtung noch keinen Hinweis geben können.« Pendergast sah hinüber zu Frock. »Sie sehen also, Doktor, daß unsere beste Spur praktisch unsere einzige ist – die Waffe mit der Kralle. Deshalb suche ich weiter nach ihr.«
Frock nickte langsam. »Haben Sie vorher nicht etwas von einer DNS gesagt?«
Pendergast wedelte mit dem Computerausdruck. »Die Laborergebnisse waren nicht allzu schlüssig, und das ist noch milde ausgedrückt.« Er hielt inne. »Na schön, warum soll ich es Ihnen eigentlich nicht sagen: Die DNS aus der Kralle wies Chromosomen von verschiedenen Geckos und zusätzlich welche vom Menschen auf. Daher nehmen wir an, daß sie vielleicht beschädigt sein könnte.« Er lächelte matt. »Das meinen zumindest die Leute vom Labor.«
»Gecko, haben Sie gesagt?« murmelte Frock überrascht. »Und es ißt den Hypothalamus – wie außergewöhnlich. Können Sie mir sagen, wie Sie darauf gekommen sind?«
»Wir haben in den Gehirnen der Opfer Speichelreste und Bißspuren
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