Pendergast 02 - Attic - Gefahr aus der Tiefe
Versprechen gemacht und diese dann nicht gehalten haben. Aber ich mache Ihnen jetzt ein Versprechen, und ich schwöre beim Bild meiner Tochter, daß ich es auch halten werde. Wenn Sie mir jetzt helfen, dann werde ich Ihnen eine Arbeitserlaubnis beschaffen.«
Die Frau gab keine Antwort. D'Agosta holte ein weiteres Foto aus seiner Jackettasche und zeigte es ihr. »Mrs. Munoz?« Die Mexikanerin blieb eine Weile unbeweglich liegen, bis sie zu D'Agostas Erleichterung schließlich doch ihren Kopf drehte und das Bild ansah. »Das ist Pamela Wisher im selben Alter wie meine Tochter jetzt Zwei Jahre.«
Mrs. Munoz nahm das Bild in die Hand. »Ein Engel«, flüsterte sie.
»Sie wurde von denselben Tätern ermordet, die auch Ihre U-Bahn überfallen haben«, erklärte D'Agosta sanft, aber bestimmt. »Mrs. Munoz, bitte helfen Sie mir, diese Monster zu fassen, bevor sie weitere Morde begehen.«
Dicke Tränen liefen Mrs. Munoz über die Wangen. Ihre Lippen bebten.
»Wie bitte?«
»Augen ...«
Ein paar Augenblicke lang bewegten sich ihre Lippen lautlos.
»Sie kamen ... ganz leise«, hauchte sie schließlich. »Eidechsenaugen ... Schlangenaugen.« Ein Schluchzen schüttelte ihren Körper.
D'Agosta öffnete den Mund, um etwas zu sagen, aber ein Blick von Wasserman brachte ihn zum Schweigen.
» Cuchillos de pedernal «, stöhnte Mrs. Munoz. »... und Gesichter wie Teufel.«
»Was für Gesichter?« fragte D'Agosta.
»Alte Gesichter. Viejas ...«
Sie schlug die Hände vors Gesicht und stieß einen lauten, stöhnenden Schrei aus.
Wasserman stand auf. »Genug jetzt«, zischte er D'Agosta zu.
»Gehen Sie!«
»Aber ich muß sie noch fragen, ob ...«
»Raus!«
Draußen im Flur holte D'Agosta sein Notizbuch hervor und schrieb sich, so gut es ging, die spanischen Phrasen auf.
»Was soll denn das sein?« fragte Hayward und blickte ihm über die Schulter.
»Spanisch«, antwortete D'Agosta.
Hayward runzelte die Stirn. »So ein Spanisch habe ich noch nie gesehen.«
D'Agosta warf ihr einen scharfen Blick zu. Jetzt erzählen Sie mir bloß nicht, daß Sie auch noch Spanisch sprechen.«
»Der Untergrund ist nun mal nicht für englischsprachige Penner reserviert«, erwiderte Hayward mit erhobenen Augenbrauen.
»Na schön, dann nehmen Sie das«, sagte D'Agosta und drückte ihr das Notizbuch in die Hand. »Sehen Sie zu, ob Sie was draus machen können.«
Hayward murmelte die Worte, die D'Agosta aus dem Gedächtnis aufgeschrieben hatte, halblaut vor sich hin.
Dann schüttelte sie den Kopf, ging ins Schwesternzimmer und fing an zu telefonieren.
Wasserman kam aus dem Krankenzimmer und schloß leise die Tür. »Dieses Gespräch war, gelinde gesagt, ziemlich unorthodox, Lieutenant. Aber ich glaube, es hat letztendlich doch keinen allzu beunruhigenden Effekt auf Mrs. Munoz gehabt. Dafür möchte ich Ihnen danken.«
»Das brauchen Sie nicht«, antwortete D'Agosta »Sehen Sie nur zu, daß sie bald wieder auf die Füße kommt.
Ich habe ihr noch eine Menge Fragen zu stellen.«
Hayward hatte ihr Telefonat beendet und gab D'Agosta sein Notizbuch zurück. »Das ist alles, was mir Jorge dazu sagen konnte«, erklärte sie.
D'Agosta sah die Worte, die Hayward neben die seinen geschrieben hatte, stirnrunzelnd an. »Messer aus Feuerstein?«
Hayward zuckte mit den Achseln. »Wie gesagt, das ist alles, was Jorge und mir dazu einfällt. Schließlich war ich ja nicht dabei, als sie das von sich gegeben hat.«
»Danke, Sergeant.« D'Agosta steckte das Notizbuch in die Tasche und wandte sich zum Gehen. Nach ein paar Schritten drehte er sich noch einmal um. »Dr. Wasserman«, sagte er und wandte sich dem Arzt zu. »Es kann gut sein, daß Captain Waxie in den nächsten paar Stunden hier auftaucht.«
Die Miene des Arztes verfinsterte sich.
»Ich könnte mir gut vorstellen, daß Mrs. Munoz jetzt viel zu erschöpft ist, um mit ihm oder irgend jemand anderem zu sprechen. Sollte der Captain Ihnen Schwierigkeiten bereiten, dann verweisen Sie ihn auf mich.«
Zum erstenmal, seit er in diesem Krankenhaus war, konnte D'Agosta so etwas wie ein Lächeln auf dem Gesicht des jungen Arztes entdecken.
38
Als Margo um zehn Uhrvormittags den Konferenzraum der Anthropologischen Abteilung betrat, erkannte sie an den Kaffeetassen, Papierservietten und halb aufgegessenen Croissants, daß die Sitzung schon eine ganze Weile im Gang war.
Außer Frock, Waxie und D'Agosta war zu Margos Erstaunen auch Chief Horlocker anwesend, dessen mit Goldborten verzierte Uniform
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