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Pendergast 02 - Attic - Gefahr aus der Tiefe

Titel: Pendergast 02 - Attic - Gefahr aus der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston , Lincoln Child
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meine: Nein, Sir.«
    Eine Weile sagte niemand ein Wort, bis Horlocker schließlich brüllte: »Worauf warten Sie noch? Raus, alle beide.«
     

48
    Vor dem Eingang zum Whine Cellar, einem jener schicken Kellerclubs, die in den letzten jahren überall in Manhattan wie Pilze aus dem Boden geschossen waren, hatten sich viele tausend Demonstranten versammelt. Smithback stand mit dem Rücken an die Jugendstilfassade des Hampshire House gelehnt und betrachtete die Menge, die rechts und links von dem Gebäude bis hin zu den alten Ginkgo-Bäumen reichte, hinter denen sich der Eingang zum Central Park befand. Viele der Menschen hatten in stillem Andenken die Köpfe gesenkt, während andere – meist jüngere Männer, die ihre Krawatten gelockert und die Ärmel ihrer weißen Hemden hochgekrempelt hatten – aus in braunen Papiertüten versteckten Flaschen Bier und andere alkoholische Getränke zu sich nahmen. Ganz in Smithbacks Nähe hielt ein Mädchen eine Papptafel hoch, auf die mit großen Lettern PAMELA, WIR VERGESSEN DICH NIE gepinselt war. In der anderen Hand hielt das Mädchen, dessen Wangen naß von Tränen waren, die Extraausgabe der Post . Während die Demonstranten vor dem Hampshire House schweigend ihre Gedenkminute abhielten, mischten sich am Rand der Versammlung die Rufe der Marschierer und das Hupen erboster Autofahrer mit dem Gekrächz aus Polizeimegaphonen und dem Heulen von Sirenen.
    Mrs. Wisher, die direkt neben Smithback stand, stellte eine brennende Kerze vor das an der Hauswand angebrachte Porträt ihrer Tochter. Dann kniete sie nieder und sprach ein kurzes Gebet, während eine kühle Abendbrise das kleine Flämmchen zum Flackern brachte. Als Mrs. Wisher schließlich wieder aufstand und hinüber zu den unzähligen Blumengebinden trat, die vor dem Gebäude auf dem Gehsteig lagen, stellten Freunde der Verstorbenen weitere Kerzen vor das Porträt. Mrs. Wisher blieb schweigend ein paar Minuten stehen, bis sie schließlich einen letzten Blick auf das nun von einem Ring von Kerzen umgebene Foto warf. Einen Augenblick lang kam es Smithback so vor, als würde sie ein wenig schwanken, aber als er zu ihr trat und ihren Arm nahm, sah sie ihn mit einem so erstaunten Blick an, als wäre sie in Gedanken gerade ganz woanders gewesen. Dann verschwand der abwesende Ausdruck aus ihrem Gesicht, und Mrs. Wisher ließ Smithbacks Arm los, um sich an die geduldig wartenden Demonstranten zu wenden.
    »Danke, daß Sie meinen Schmerz mit mir teilen«, sagte sie mit klarer Stimme. »Hier an dieser Stelle sollten wir aber auch all der anderen Mütter gedenken, die wie ich ihre Kinder verloren haben. Sie haben sie verloren, weil sich das Verbrechen in dieser Stadt und in diesem Land ausgebreitet hat wie eine alles verschlingende Seuche. Das dürfen wir nicht mehr zulassen.«
    Vor den Objektiven der Fernsehkamems, die sich inzwischen bis in die vorderste Reihe der Demonstranten vorgearbeitet hatten, hob Mrs. Wisher die Hand und rief: »Und jetzt auf nach Central Park West!«
    Als sich die Menge wie von einer unsichtbaren Macht gelenkt in Bewegung setzte, blieb Smithback in Mrs. Wishers Nähe.
    Obwohl einige der jüngeren Demonstranten sichtlich angetrunken waren, schien der Protestmarsch bis jetzt in relativ geordneten Bahnen zu verlaufen. Smithback hatte bei der Gedenkminute sogar das Gefühl gehabt, als wären sich die meisten Anwesenden der Würde des Augenblicks vollauf bewußt.
    Als der Demonstrationszug die Seventh Avenue überquerte, sah der Journalist eine lange, mehrreihige Schlange von roten Rücklichtern. Das Heulen der Polizeisirenen war hier sehr viel deutlicher zu hören und schien aus allen Richtungen zu kommen. Im Weitergehen sah Smithback auf die Uhr. Es war halb zehn.
    Genau diese Zeit hatte er in seinem Artikel für den Abmarsch nach Central Park West angegeben – es klappte also alles ganz hervorragend. Noch drei Stopps, und dann würden sie alle auf der großen Rasenfläche im Central Park die abschließende Mitternachts-Mahnwache abhalten.
    Als der Demonstrationszug in einem weiten Bogen um den Columbus Circle herummarschierte, konnte Smithback einen Blick den Broadway entlang werfen. Hier hatte die Polizei offenbar mehr Zeit gehabt und Straßensperren errichtet, so daß die breite Straße bis hin zum Times Square seltsam leer und verlassen wirkte. Hinter der Absperrung standen auffallend wenige Polizisten und nur ein paar Streifenwagen. Smithback vermutete, daß die Beamten anderswo gebraucht wur den, um den

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