Pendergast 02 - Attic - Gefahr aus der Tiefe
sagte Carlin und schlug dem Mann, der aus einer Platzwunde an der Stirn blutete, mit der flachen Hand auf die Wangen.
Nach einer Weile öffnete der verwundete Polizist die Augen.
»Alles in Ordnung?« fragte Carlin.
»Verdammter Mist«, antwortete der Polizist und versuchte, sich aufzusetzen.
»Bist du halbwegs klar im Kopf, Mann? Kannst du mir sagen, wie du heißt?«
»Beal«, murmelte der Polizist.
Das Gas hatte sie jetzt fast erreicht. Carlin holte Beals Gasmaske aus ihrem Behälter. »Ich setze dir jetzt die Maske auf, in Ordnung?«
Beal nickte geistesabwesend. Carlin schob ihm die Maske über das Gesicht und half ihm auf die Füße.
»Ich kann nicht gehen«, stöhnte Beal hinter der Maske.
»Dann halt dich an uns fest«, sagte Carlin. »Wir bringen dich hier raus«
Die im flackernden Licht der fast heruntergebrannten Magnesiumfackeln unheimlich schimmernde Gaswolke hatte die Polizisten jetzt vollkommen eingehüllt. Langsam setzte sich die kleine Gruppe in Bewegung, wobei Carlin und MacMahon Beal halb trugen, halb hinter sich her schleiften. Hayward, die dem anderen Verwundeten beim Anlegen der Gasmaske geholfen hatte und vorausgegangen war, wartete nach ein paar Metern auf sie. »Machen wir, daß wir hier rauskommen«, meinte sie.
Vorsichtig tasteten sie sich durch den Tränengasnebel in Richtung Treppe. Der Tunnel war jetzt leer. Die Obdachlosen waren vor dem Gas geflohen, dicht gefolgt von Miller und dem Rest der Abteilung. Hayward schaltete ihr Funkgerät ein, empfing aber nichts als Störgeräusche. Aus weiter Ferne konnte sie das Husten und Fluchen der Obdachlosen hören, die das Gas nach oben trieb. Als Hayward die Treppe erreichte, lauschte sie gespannt in den Nebel. Mit den beiden Verwundeten im Schlepptau wollte sie eine weitere Konfrontation mit den Maulwürfen unter allen Umständen vermeiden. Den Geräuschen, die von unten heraufdrangen, entnahm sie, daß das durch die Bohrlöcher geworfene Tränengas offenbar auch die Bewohner der unteren Ebenen hinauf an die Oberfläche trieb. Hayward und die anderen mußten so schnell wie möglich nach oben.
Als die kleine Gruppe von Polizisten an der Treppe versammelt war, beugte sich Beal auf einmal nach vorn und erbrach sich in seine Gasmaske. Hayward ließ den anderen Verwundeten stehen, um Beal die Maske vom Gesicht zu reißen. Der Kopf des Polizisten sank ihm auf die Brust, schnellte aber, als ihm das Gas in die Nase stieg, ruckartig wieder nach oben. Seine Glieder verkrampften sich, und er begann wild um sich zu schlagen.
Schließlich sackte er zusammen und hielt sich die Hände vors Gesicht.
»Wir müssen hier weg!« rief MacMahon.
»Dann gehen Sie doch«, erwiderte Hayward. »Ich kann den Mann hier nicht alleine lassen.«
MacMahon stand unschlüssig da und dachte nach, bevor er etwas widerstrebend sagte: »Okay, ich bleibe bei Ihnen.«
Mit MacMahons Hilfe stellte Hayward den schwer keuchenden Beal auf die Füße. Sie bewegte den Filter ihrer Gasmaske ganz nahe an sein Ohr und sagte mit ruhiger Stimme: »Entweder Sie reißen sich jetzt zusammen und gehen mit uns nach oben, oder wir werden alle zusammen jammerlich ersaufen. Das liegt ganz bei Ihnen, Kumpel.«
47
Im Krisenkontrollzentrum der New Yorker Polizei liefen sämtliche Kommunikationsfäden für das Ablassen des Reservoirs zusammen. Als Margo hinter Pendergast und D'Agosta den großen Raum betrat, sah sie eine Reihe von Computerterminals, die auf Rolltischen standen und mit dicken, von Isolierband zusammengehaltenen Kabelsträngen miteinander verbunden waren. Vor den Bildschirmen saßen Polizisten in Uniform, die etwas eintippten oder telefonierten. Andere waren über große, auf langen Tischen ausgerollte Pläne gebeugt.
An einem Schreibtisch in der Mitte des Raumes entdeckte Margo auch Horlocker und Waxie, denen der Schweiß über Stirn und Wangen lief. Neben ihnen hockte ein kleiner Mann mit einem buschigen Schnurrbart und hackte auf einer Computertastatur herum.
»Was machen denn Sie hier?« fragte Horlocker, als er die drei kommen sah. »Haben Sie nichts Besseres zu tun?«
»Sir«, sagte D'Agosta, »Sie dürfen das Reservoir nicht ablassen.«
Horlocker legte den Kopf schief. »D'Agosta, ich habe jetzt wirklich keine Zeit für Sie. Nicht genug damit, daß wir die Obdachlosen aus dem Untergrund vertreiben müssen, jetzt hat diese Mrs. Wisher auch schon wieder eine Demonstration angezettelt Ich weiß gar nicht mehr, wo ich genügend Leute für das alles hernehmen
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