Pendergast 02 - Attic - Gefahr aus der Tiefe
in der Waffenkammer des FBI ließ die neueste Ausgabe von Soldier of Fortune sinken und sah die Neuankömmlinge über den Rand des Magazins hinweg unfreundlich an. Margo bemerkte, wie sich seine Augen zu schmalen Schlitzen verengten, und konnte den Mann gut verstehen. So spät am Abend kamen vermutlich nur noch wenige Besucher in den Keller des FBI-Gebäudes an der Federal Plaza, und wenn, dann sahen sie bestimmt nicht so abgerissen und ungewaschen aus wie Mephisto.
»Was kann ich für Sie tun, meine Herrschaften?« fragte der Agent und rümpfte die Nase. Jetzt hat er wohl Mephistos Witterung aufgenommen, dachte Margo.
»Die Herrschaften sind meine Gäste«, sagte Pendergast und zeigte dem Mann seinen Ausweis, aber der Agent hatte Pendergast offenbar auch ohne Identifikation schon erkannt, denn er warf das Magazin auf den Tisch und sprang auf.
»Ich brauche ein paar Ausrüstungsgegenstände«, erklärte Pendergast.
»Selbstverständlich, Sir. Sofort, Sir«, plapperte der Mann diensteifrig, während er eine massive Metalltür hinter seinem Schreibtisch aufsperrte.
Margo folgte den drei Männern in einen großen Raum voller Regale, die vom Boden bis zur niedrigen Decke reichten. »Was ist das alles für ein Zeug?« erkundigte sie sich.
»Vorräte für den Notfall«, antwortete Pendergast. »Konserven, Wasser, Vitamine, Decken, Ersatzteile für lebenswichtige Systeme, Treibstoff ...«
»Damit kann man ja eine monatelange Belagerung überstehen«, murmelte D'Agosta anerkennend.
»Genau dafür sind die Sachen auch da, Vincent«, bestätigte Pendergast, der bei einer kleinen Metalltür an der hinteren Wand des Raumes angelangt war und einen Code in das Tastenfeld daneben eintippte. Hinter der Tür befand sich ein schmaler Gang, dessen Wände aus vielen Stahlschränken bestanden. Margo las einige der Etiketten an den Türen:
M-16/X-148, CAR-15/SM-177E2, KEVLAR S-M, KEVLAR L-XXL
»Da bewahrt ihr wohl euer Lieblingsspielzeug auf«, bemerkte Mephisto trocken.
Pendergast ging zielstrebig auf einen der Schränke zu und entnahm ihm drei kleine Sauerstoffflaschen, an denen mit flexiblen Schläuchen Mundstücke aus durchsichtigem Plastik befestigt waren. Eine der Flaschen behielt er selbst, die anderen beiden reichte er Mephisto und D'Agosta.
»Hast du vor, noch ein paar von uns da unten zu vergasen, Whitey?« fragte Mephisto, der mit seinen noch immer in Handschellen steckenden Händen die Flasche nur mit Mühe halten konnte.
Pendergast drehte sich zu dem Führer der Obdachlosen um.
»Ich weiß, daß Sie und Ihre Leute sich von der Polizei schlecht behandelt fühlen«, sagte er ruhig. »Und, ehrlich gesagt, stimme ich Ihnen sogar zu. Aber ich gebe Ihnen mein Wort, daß ich mit der Aktion von heute abend nicht das geringste zu tun hatte.«
»Sieht sich einer diesen doppelzüngigen Bastard an«, entgegnete Mephisto kopfschüttelnd. »Der lügt, ohne rot zu werden. Kein Wunder, daß ich ihm seine Märchen abgenommen habe.«
»Ich habe Sie nur deshalb angelogen, weil Sie sich so mißtrauisch abgeschottet haben. Wie hätte ich denn sonst an Sie herankommen sollen?« Pendergast hatte inzwischen ein paar andere Schränke geöffnet und ein starkes, an einem Stirnband befestigtes Blitzgerät sowie mehrere seltsam aussehende Brillen mit länglichen Vorsätzen herausgenommen, von denen Margo annahm, daß es Nachtsichtgeräte waren. »Ich habe Sie nie als Feind betrachtet und tue das auch jetzt nicht.«
»Ach ja? Und warum nimmst du mir dann nicht die Handschellen ab, Whitey?« '
Pendergast legte ein paar schwere Kampfmesser, die er eben aus einem der Schränke geholt hatte, wieder zurück und fischte aus der Brusttasche seines schwarzen Jacketts einen kleinen Schlüssel, mit dem er die Handschellen von Mephisto aufsperrte. Der Anführer der Obdachlosen schleuderte die Fesseln verächtlich in eine Ecke. »Deine Schnitzmesserchen kannst du ruhig hierlassen, Whitey«, sagte er, während er sich die Handgelenke rieb. »Mit denen kannst du die Wrinkler vielleicht gerade mal ein bißchen kitzeln.«
»Ich rechne eigentlich nicht damit, daß wir den Kreaturen aus den Astortunnels begegnen werden«, erwiderte Pendergast, der sich gerade zwei Pistolen in den Hosenbund steckte. »Aber ich bin nun mal gerne für alle Eventualitäten gerüstet.«
»Na, dann Waidmannsheil, FBI-Mann. Wenn unser Jagdausflug beendet ist, lade ich dich zu Tee und Plätzchen in die Route 666 ein. Meine Leute können dir ja vielleicht sogar ein paar
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