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Pendergast 02 - Attic - Gefahr aus der Tiefe

Titel: Pendergast 02 - Attic - Gefahr aus der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston , Lincoln Child
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und der merkwürdige silbrige Glanz, der dabei vorübergehend seine Augen überzog – vorüber war. Wer auch immer dieseln Zeug den Namen »Glaze« gegeben hat, dachte er amüsiert, wußte genau, was er tat.
    Bald – allzu bald – ließ das erste Hochgefühl nach. Die Kraft in seinen Muskeln, Gelenken und Sehnen aber blieb als ständige Erinnerung an das, was Glaze aus ihm gemacht hatte. Wenn nur seine früheren Kollegen ihn jetzt sehen könnten, dann würden sie alles verstehen.
    Fast bedauernd stand er wieder auf. Nur ungern verließ er den Ort, an dem er soviel Freude erfahren hatte, aber es gab noch so viel zu tun.
    Er hatte eine anstrengende Nacht vor sich.
     

9
    Als Margo sich der Tür näherte, bemerkte sie mit Abscheu, daß diese noch immer so verdreckt war wie eh und je.
    Selbst für die Standards des Museums, wo man nicht allzu staubempfindlich sein durfte, war die Tür zum Anthropologischen Labor, das im Museumsjargon nur der »Skelettraum« hieß, unbeschreiblich schmutzig. Die hat eine Ewigkeit niemand mehr saubergemacht, dachte Margo. Der Türknauf und die Stelle ringsum waren so schwarz von fettigen Fingerabdrücken, daß Margo sich kurz überlegte, ob sie nicht ein Papiertaschentuch aus ihrer Handtasche holen sollte. Sie verwarf diesen Gedanken aber rasch wieder, faßte den Knauf und drehte ihn beherzt.
    Wie immer war der Raum dahinter nur schwach erleuchtet, so daß sie Mühe hatte, die langen Reihen von Metallschubladen zu erkennen, die vom Boden bis zur Decke reichten, wie die Bücherregale in einer großen Bibliothek. Jede der über zwölftausend länglichen Schubladen enthielt ein säuberlich zerlegtes menschliches Skelett, entweder komplett oder in Teilen.
    Die meisten stammten von Eingeborenen aus Afrika sowie Nord- und Südamerika, aber Margo interessierte sich heute nur für eine Unterabteilung der Sammlung, die mehr aus medizinischen als aus anthropologischen Gründen angelegt worden war. Dr. Frock hatte vorgeschlagen, daß sie sich zunächst einmal die Überreste von Menschen mit schweren Knochenerkrankungen ansehen sollten. Vielleicht, so lautete seine Hypothese, konnte ja der Vergleich mit den Knochen von an Akromegalie oder dem Proteus-Syndrom erkrankten Personen dabei helfen, das Geheimnis des bizarren Skeletts zu lüften, das im Labor für Forensische Anthropologie noch immer unter einer blauen Plastikplane lag.
    Margo seufzte leise und ging an den Wänden mit den Schubladen entlang. Sie wußte genau, daß eine unangenehme Begegnung sie erwartete. Sy Hagedorn, der Verwalter der Skelettsammlung, war fast so alt und vertrocknet wie seine Exponate und zählte zusammen mit Curley, dem Portier am Personaleingang, Emmaline Spragg von der Abteilung für wirbellose Tiere und noch ein paar anderen zur alten Garde des Museums.
    Obwohl die meisten anderen Sammlungen des Museums längst über computerisierte Kataloge verfügten, wiegerte Ha gedorn sich standhaft, seine Datenverwaltung auf den Stand des 20. Jahrhunderts zu bringen. Als Margos früherer Kollege Greg Kawakita noch sein Büro in der Anthropologischen Abteilung gehabt hatte, hatte er jedesmal, wenn er seinen Laptop-Computer aufklappte, Hagedoms beißenden Spott über sich ergehen lassen müssen. Aus Rache hatte Kawakita Hagedorn hinter dessen Rückenden Spitznamen »Stumpy« verpaßt.
    Viele dachten, der Name sei eine Abkürzung von »Wunderstumpen« und bezöge sich auf Hagedorns geringe Körpergröße, aber Margo wußte es besser: Ihr und ein paar anderen von Dr. Frocks Doktoranden hatte Kawakita nämlich anvertraut, daß er an Stumpiniceps trododytes gedacht hatte, einen besonders häßlichen kleinen Fisch, der im Karbon sein Leben im Schlamm der Weltmeere gefristet hatte.
    Beim Gedanken an Kawakita überfiel Margo ein leises Schuldgefühl. Vor etwa sechs Monaten hatte er auf ichren Anrufbeantworter gesprochen und sich dafür entschuldigt, daß er den Kontakt zu ihr hatte abreißen lassen. Dann hatte er noch gesagt, daß er dringend mit ihr reden misse und daß er sie am folgenden Abend um dieselbe Zeit wieder anrufen würde. Als das Telefon vierundzwanzig Stunden später dann tatsächlich wieder geklingelt hatte, war Margo einen Augenblick lang unschlüssig dagesessen und hatte dann doch nicht abgehoben.
    Der Anrufbeantworter war angesprungen, aber niemand hatte darauf gesprochen, und Margo hatte ganz langsam ihre Hand, die nur wenige Zentimeter vom Hörer entfernt innegehalten hatte, wieder zurückgezogen. Sie hatte sich

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