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Pendergast 02 - Attic - Gefahr aus der Tiefe

Titel: Pendergast 02 - Attic - Gefahr aus der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston , Lincoln Child
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Rauchen-verboten Schild. Hayward warf einen Blick auf seine Zigarre, wobei sich D'Agosta nicht ganz sicher war, ob er Mißbilligung oder Ekel ausdrücken sollte. »Wollen Sie auch eine?« fragte er sarkastisch und holte eine weitere Zigarre aus seiner Brusttasche.
    »Nein danke. Ich muß dabei immer an meinen Onkel denken.«
    »Was ist denn mit Ihrem Onkel?«
    »Mundkrebs. Man hat ihm die Lippen wegoperiert.«
    Schweigend sah D'Agosta zu, wie Hayward auf dem Absatz kehrtmachte und raschen Schrittes sein Büro verließ. Er bemerkte nicht nur, daß sie es nicht nötig gehabt hatte, sich zu verabschieden, sondern auch, daß ihm seine Zigarre auf einmal nicht mehr ganz so gut schmeckte wie zuvor.
     

8
    Er saß in der wispernden Dunkelheit und bewegte sich nicht.
    Obwohl es in dem Zimmer kein Licht gab, wanderten seine Augen im Raum herum und verharrten liebevoll auf jedem Gegenstand, den sie erblickten. Die Fähigkeit, im Dunkeln zu sehen, war noch neu für ihn, und so saß er manchmal stundenlang einfach nur da und wunderte sich über die plötzliche Schärfe seiner Sinne.
    Nach einer Weile schloß er die Augen und lauschte den weit entfernten Geräuschen der Stadt. Bald konnte er aus dem beständigen Hintergrundmurmeln einzelne Gesprächsfetzen heraushören, zum Teil aus der Nebenwohnung, zum Teil sogar in anderen Stockwerken. Schließlich hörte er weg und konzentrierte sich auf das leise Schatten und Quieken der Mäuse, die in den Wänden des Gebäudes ihr eigenes verborgenes Leben führten. Manchmal glaubte er gar, das Geräusch zu hören, mit dem sich die Erde drehte.
    Später – er konnte nicht genau sagen, wieviel später – verspürte er wieder so ein Hungergefühl. Es war kein Hunger, wie er ihn kannte, sondern eher das Gefühl, daß etwas fehlte, eine tiefe Begierde, die sich nicht genau lokalisieren ließ und im Augenblick noch relativ schwach war. Er gab ihr nie die Gelegenheit, viel stärker zu werden.
    Rasch stand er auf und ging, trotz der vollständigen Finsternis, sicheren Schrittes durch das Labor. Vor einem der Gasbrenner hinten an der Wand blieb er stehen, zündete ihn mit einem Feuerzeug an und stellte einen Glaskolben mit destilliertem Wasser darüber. Während es sich erhitzte, griff er in eine geheime Tasche, die er sich ins Futter seiner Jacke genäht hatte, und holte eine kleine Metallkapsel heraus. Er schraubte sie auf und schüttete eine kleine Menge Pulver ins Wasser. Im blauen Licht der Gasflamme hatte das Pulver die Farbe hellgrüner fade. Als die Temperatur anstieg, löste sich das Pulver auf und sank langsam in einer kleinen Wolke nach unten.
    Er drehte das Gas ab und goß die Flüssigkeit in ein Reagenzglas.
    Das war der Punkt, an dem er das Gefäß mit der Flüssigkeit immer in beide Hände nahm, den Kopf hob und die Nasenflügel weit blähte. Dann schwenkte er wie bei einer rituellen Handlung das Gebräu und sog mit einem wohligen Schauder den angenehmen Duft ein. Jedesmal nahm er sich vor, die Flüssigkeit vor dem Trinken abkühlen zu lassen, aber er schaffte es nie. Auch jetzt verbrannte er sich wieder den Gaumen, weil er den Trank viel zu gierig schlürfte. Nachsichtig lachte er über sich selbst. Es amüsierte ihn, daß es ihm nicht gelang, die Vorschriften zu beachten, auf deren Einhaltung er bei anderen so rigoros beharrte.
    Noch bevor er sich wieder hingesetzt hatte, war das hohle Gefühl in seinem Inneren verschwunden, und das stetig anschwellende Kribbeln begann. Es war eine warme Glut, die an den Extremitäten anfing und sich dann immer weiter nach innen verbreitete, bis sein ganzer Körper in Flammen zu stehen schien. Ein unbeschreibliches Gefühl von Macht und Wohlbefinden erfüllte ihn. Die Fähigkeiten seiner ohnehin schon geschärften Sinne schienen sich zu multiplizieren, so daß er in der totalen Dunkelheit sogar noch die winzigsten Staubpartikel sehen und die Stimmen von ganz Manhattan hören konnte – vom Small talk im Rainbow Room im siebzigsten Stock des Rockefeller Center bis zum hungrigen Heulen seiner Kinder an verborgenen Orten tief unter der Erde.
    Sie wurden immer hungriger. Bald würde nicht einmal die Zeremonie sie mehr unter Kontrolle halten können.
    Aber dann würde das auch nicht mehr nötig sein.
    Die Dunkelheit kam ihm jetzt fast schmerzhaft hell vor. Er schloß die Augen und lauschte dem kraftvollen Rauschen des Blutes in den Gängen und Kammern seiner Ohren. Er würde die Augen geschlossen halten, bis der Höhepunkt der Sinnesschärfung –

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