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Pendergast 02 - Attic - Gefahr aus der Tiefe

Titel: Pendergast 02 - Attic - Gefahr aus der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston , Lincoln Child
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daß er ihre Probleme ernst nahm.
    »Da ist der Bürgermeister von New York«, rief Mrs. Wisher ins Mikrophon. »Er ist wohl gekommen, um zu uns zu sprechen.«
    Aus der Menge tönten empörte Rufe.
    »Aber wir wollen keine weiteren Sonntagsreden. Wir wollen endlich Taten sehen, Herr Bürgermeister!« schrie Mrs. Wisher.
    Die Demonstranten stimmten ihr jubelnd zu.
    »Taten!« wiederholte sie. »Nicht Worte!«
    »Taten!« brüllte die Menge. Die jungen Männer fingen gellend an zu pfeifen. Der Bürgermeister hatte inzwischen das Podium erreicht und stieg hinauf. Nachdem er der Menge lächelnd zugewunken hatte, ging er auf Mrs. Wisher zu und bat sie offenbar um das Mikrophon. Mrs. Wisher trat einen Schritt zurück. »Wir haben genug von Ihren leeren Versprechungen, Herr Bürgermeister«, rief sie. »Genug von Ihrem Bockmist!« Mit diesen Worten riß sie den Stecker des Mikros aus der Verstärkeranlage, stieg von der Plattform und ließ den vollkommen verdatterten Bürgermeister, dem sein aalglattes Lächeln auf dem Gesicht eingefroren war, einfach allein stehen. Ohne Mikrophon hatte er keine Chance, sich gegenüber der tobenden Menge Gehör zu verschaffen.
    Mrs. Wishers harsche Worte hatten die Stimmung zum Kochen gebracht. Mit einem immer lauter anschwellenden Geräusch, das sich anhörte wie das Brüllen eines großen wütenden Tieres, drängten die Demonstranten auf die Plattform zu. Smithback spürte, wie ihm ein kalter Schauer den Rücken hinunterlief.
    Die Menge wurde immer bedrohlicher. Schon flogen die ersten Whiskeyflaschen in Richtung Podium; eine davon zerschellte keine zwei Meter vom Bürgermeister entfernt. Von hinten drängten sich jetzt die angetrunkenen jungen Männer laut rufend und johlend durch die Menge. Worte wie »Arschloch«, »Schwuchtel«, »liberaler Scheißer« wurden dem Bür germeister ebenso entgegengeschleudert wie weitere Wurfgeschosse, bis seine Leibwächter, die jetzt offenbar einsahen, daß hier nichts mehr zu holen war, ihn vom Podium geleiteten und zu seinem Auto brachten.
    Interessant, dachte Smithback, wie sich auch die Oberschicht in einen tobenden Mob verwandeln läßt.
    Allerdings hatte er auch noch nie eine so effektive Hetzrede gehört wie die von Mrs. Wisher. Als die Wut der Demonstranten verrauchte und die Menge sich langsam zerstreute, suchte sich Smithback eine Parkbank, auf der er seine Eindrücke in ein Notizbuch kritzelte, solange sie noch frisch waren. Dann sah er auf die Uhr. Es war halb sechs. Smithback stand rasch auf und trottete in nordwestlicher Richtung quer durch den Park. Er mußte noch jemanden abpassen.
     

15
    Margo joggte gerade um die Ecke der 65th Street, als sie zu ihrem Erstaunen vor dem Eingang zu ihrem Wohnhaus eine vertraute hagere Gestalt entdeckte. Sie blieb stehen, schaltete ihren Walkman ab, auf dem sie gerade einen Nachrichtensender gehört hatte, und steckte die Ohrhörer in die Tasche.
    »Was machen Sie denn hier?« fragte sie.
    Smithback trat einen Schritt zurück, gespielte Enttäuschung auf dem Gesicht. »Undank ist der Welt Lohn«, meinte er.
    »Nach allem, was wir beide miteinander durchgestanden haben – nach all diesen gemeinsamen Erlebnissen –, bin ich Ihnen nur ein ›Was machen Sie denn hier?‹ wert?«
    »Genau diese gemeinsamen Erlebnisse versuche ich zu vergessen«, sagte Margo, während sie sich nach vorne beugte, um ihre Waden zu massieren. »Außerdem haben Sie die letzten paar Male, als wir uns über den Weg gelaufen sind, von nichts anderem gesprochen als von Ihrer Karriere.«
    »Eins zu null für Sie«, gab Smithback mit einem Schulterzucken zu. »Dann sagen wir eben, daß ich hier bin, um mich bei Ihnen zu entschuldigen, meine Lotosblüte. Darf ich Sie vielleicht auf einen Drink einladen?«
    Smithback betrachtete Margo mit anerkennenden Blicken. »Du meine Güte, Sie sehen aber durchtrainiert aus.
    Wollen Sie Miss Universum werden, oder was?«
    Margo richtete sich wieder auf. »Danke für die Einladung, aber ich habe leider schrecklich viel zu ran.« Als sie an Smithback vorbei ins Haus schlüpfen wollte, packte er sie am Arm und flüsterte ihr ins Ohr: »Ich habe an das Cafe des Artistes gedacht.«
    Margo blieb stehen und seufzte schicksalsergeben. »Na schön«, sagte sie mit einem schwachen Lächeln und befreite ihren Arm aus Smithbacks Griff. »Ich bin zwar nicht billig, aber käuflich bin ich schon. Geben Sie mir zehn Minuten, damit ich mich duschen und umziehen kann.«
    Eine halbe Stunde später betraten die

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