Pendergast 02 - Attic - Gefahr aus der Tiefe
es dort außer der metallenen Wendeltreppe, die hinauf zur Wetterstation und hinunter zum Schloßteich führte, auch eine Toilette gab. Im Windschatten des Turms war nicht einmal der Verkehrslärm vom East Drive zu hören. Nick fand die Tür zur Herrentoilette und ging an den dunklen Klokabinen vorbei zu den Pissoirs. Er öffnete seinen Hosenschlitz, stützte sich mit der Hand an den kühlen Kacheln der Wand ab und schloß die Augen. Eine Sekunde später riß er sie wieder auf.
Durch seinen Champagnerschwips hindurch glaubte er, ein leises Geräusch gehört zu haben. Aber nein, da war nichts.
Vermutlich war es nur ein Anflug jenes Verfolgungswahns, der unter der Oberfläche auch des abgebrühtesten New Yorkers noch schlummerte.
Aber dann kam das Geräusch wieder, diesmal viel lauter als zuvor. Nick drehte sich erschrocken um und sah, seinen Penis noch immer in der Hand, wie jemand aus einer der Kabinen kam.
Tanya wartete noch immer und spürte, wie ein urplötzlich aufgekommener kühler Abendwind ihr ums Gesichtstrich. Mit den Fingern tastete sie nach dem dicken Verlobungsring, der sich an ihrer Hand noch ganz ungewohnt anfühlte. Nick ließ sich aber lange Zeit, fand sie. Der Park war jetzt ganz dunkel und verlassen, und im Wasser des Schloßteichs spiegelten sich schon die Straßenlaternen der Fifth Avenue.
Ungeduldig ging sie hinüber zum Turm und umrundete ihn, bis sie schließlich die Herrentoilette fand. Erst zaghaft, dann immer lauter klopfte sie an die Tür. »Nick? He, Nick! Bist du da drin?«
Es blieb still bis auf das Geräusch des Windes in den Zweigen der nahen Bäume, der ihr einen unangenehmen Geruch wie nach vergammeltem Feta-Käse in die Nase wehte.
»Nick? Machst du dich über mich lustig, oder was?«
Als sie auch darauf keine Antwort erhielt, öffnete sie die Tür zur Toilette und rat ein.
Einen Augenblick lang war es ganz still in Belvedere Castle.
Dann aber fingen die Schreie an: gellende, immer lauter werdende Schreie, die die Stille der lauen Sommernacht zerrissen.
17
Smithback setzte sich in seinem Lieblingscafe an die Theke und nickte dem griechischen Koch zu, der wortlos mit der Zubereitung seines Frühstücks begann: zwei verlorene Eier und eine doppelte Portion Tatar.
Smithback schlürfte derweil den Kaffee, den der Koch vor ihn hingestellt hatte, und breitete mit zufriedenem Seufzer seine mitgebrachten Zeitungen aus.
Zuerst widmete er sich der Post und las mit gerunzelter Stirn Hank McCloskeys Artikel über den Mord im Belvedere Castle, der seinen eigenen Bericht über die Demonstration auf der Grand Army Plaza von der Titelseite verdrängt hatte. Wenn er die Geschichte über die Bißspuren an den Leichen hätte bringen dürfen, wäre das nicht passiert, aber er hatte Margo ja nun mal sein Wort gegeben. Morgen aber würde er sich mit dieser Story die Titelseite zurück erobern. Und vielleicht würde ihm ja sein Verzicht von heute in Zukunft andere, noch viel sensationellere Geschichten verschaffen.
Als sein Frühstück kam, legte Smithback die Post beiseite und aß eine Gabel von seinem Tatar, während er nebenbei die Times durchblätterte. Verächtlich grinsend überflog er die biedere langweilige Schlagzeile, bis er weiter unten eine andere Überschrift entdeckte: »Kehrt das Museumsmonster zurück?« Darunter stand:
»Exklusiv für die Times von Bryce Harriman.«
Smithbacks Tatar schmeckte auf einmal so fade wie Tapetenleim.
New York – Wissenschaftler am Museum für Naturgeschichte haben, wie die Times aus gut informierter Quelle erfahren hat, an den Leichen von Pamela Wisher und einer bisher unidentifizierten Person Bißspuren entdeckt, von denen man allerdings noch nicht weiß, ob sie mit der Todesursachein unmittelbarem Zusammenhang stehen oder den Leichen erst im nachhinein von Hunden oder anderen Tieren zugefügt wurden.
Seit dem brutalen Mord an Nicholas Bitterman gestern nacht im Belvedere Castle im Central Park arbeiten die Wissenschaftler mit Hochdruck an einer Antwort auf diese Frage. Möglicherweise passen auch die Morde, denen in den vergangenen Monaten mehrere Obdachlose zum Opfer gefallen sind, in dieses Schema. Bisher ist jedoch noch nicht bekannt, ob auch diese Leichen im Museumslabor untersucht werden sollen. Pamela Wishers sterbliche Überreste sind inzwischen ihrer Familie übergeben worden und sollen heute nachmittag um drei Uhr auf dem Holy Cross Friedhof in Bronxville beigesetzt werden.
Die Autopsien im Museum wurden unter strengster
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