Pendergast 02 - Attic - Gefahr aus der Tiefe
Spondylolisthesis hatte.«
»Verstehe.«
»Weil nur wenige Spezialisten auf der Welt solche Operationen durchführen, kann ich Ihnen auch genau sagen, daß Ihre Röntgenaufnahme einen meiner Patienten zeigt«, fuhr Cavalieri fort. »Und zwar aus einem einfachen Grund: Diese speziellen Muttern stammen von der Firma Steel-Med Products aus Minneapolis, die 1989 pleite ging. Ich habe das Material bei etwa drei Dutzend Operationen eingesetzt und dabei eine von mir entwickelte Spezialtechnik angewendet, bei der ich die Schrauben hinter dem Wirbelquerfortsatz befestigte. Eine brillante Technik übrigens, bei der die Gewinde einen sehr guten Halt im Knochen hatten. Nur ich und zwei meiner Assistenzärzte haben sie durchgeführt. Wenn Sie wollen, können Sie darüber in der Herbstausgabe 1987 des Journal of American Orthopedics nachlesen. Leider gilt diese Art der Operation seit der Entwicklung der Steinmann-Methode als überholt, so daß sie heute nicht mehr zum Einsatz kommt; was aber bedeutet, daß ich der einzige Arzt bin, der sie je angewandt hat«
Margo konnte es der Stimme von Dr. Cavalieri anhören, wie stolz er auf diese Tatsache war.
»Nur eines an Ihren Röntgenaufnahmen kann ich mir nicht erklären«, sprudelte der Arzt weiter. »Kein Chirurg auf der ganzen Welt würde die Metallplatte, mit der er eine Spondylolisthesis behoben hat, wieder entfernen.
Das wird nirgendwo gemacht Und doch zeigt das Röntgenbild ganz eindeutig, daß jemand die Metallplatte und die Schrauben herausgenommen und nur die Gewindeteller im Wirbel belassen hat Aber die kann man ja auch kaum entfernen, weil sie im Knochen eingewachsen sind ...«
Margo hatte angestrengt mitgeschrieben. »Erzählen Sie bitte weiter.«
»Naja, wie ich schon sagte, als ich die Röntgenaufnahmen sah, wußte ich sofort, daß es sich um einen meiner Patienten handeln mußte. Aber dann sah ich die Form des Wirbels und war doch einigermaßen verwirrt.
Was für abnormale Verwachsungenl Ich konnte mich nicht erinnern, jemals einen derart deformierten Patienten operiert zu haben.«
»Dann muß das Knochenwachstum also nach der Operation erfolgt sein?«
»Ganz genau. Aufgrund meiner Krankenakten ließ sich der Patient nämlich zweifelsfrei identifizieren. Ich habe ihn am 2. Oktober 1988 operiert«
»Und wer war dieser Patient?« fragte Margo und setzte den Stift an. Aus dem Augenwinkel sah sie, wie sich die Tür öffnete und Dr. Frock ins Labor gerollt kam.
»Einen Augenblick bitte«, sagte Dr. Cavalieri am anderen Ende der Leitung. Margo hörte, wie er eine Seite umblätterte. »Ich werde Ihnen natürlich sämtliche Unterlagen faxen, aber ich kann gut verstehen, daß Sie den Namen schon jetzt haben wollen. Einen Augenblick ... Ah, hier ist er. Der Patient hieß Gregory S. Kawakita.«
Margo hatte ein Gefühl, als ob ihr das Blut in den Adern gefror.
»Greg Kawakita?« krächzte sie.
»Ja. Gregory S. Kawakita. Seltsam, als Beruf steht hier derselbe wie der Ihre. Evolutionsbiologe. Kannten Sie ihn etwa?«
Margo konnte nicht mehr weitersprechen und legte auf. Zuerst Dr. Brambell und jetzt ... Sie blickte hinüber zu Frock und stellte alarmiert fest, daß dessen Gesicht aschfahl geworden war. Er war im Rollstuhl zusammengesackt und preßte schwer atmend eine Hand auf seine Brust.
»Greg Kawakita?« brachte er nur mit Mühe hervor. »Großer Gott! Das da drüben soll unser Gregory sein?«
Als er wieder etwas regelmäßiger atmete, schloß Frock die Augen und ließ den Kopf hängen. Margo wandte sich ab und trat ans Fenster, wobei sie ein Schluchzen unterdrückte.
Ohne daß sie es wollte, kehrten ihre Gedanken zu den schrecklichen Morden zurück, die sich vor achtzehn Monaten hier im Museum ereignet hatten. Sie dachte an die Eröffnung der Aberglauben-Ausstellung, an das Blutbad, das es dort gegeben hatte, und daran, wie Pendergast den Mbwun vor ihren Augen getötet hatte.
Greg Kawakita war damals Assistenzkurator gewesen und ebenso wie sie ein Doktorand bei Professor Frock.
Mehr als jeder andere war Greg daran beteiligt gewesen, daß das Monster identifiziert und zur Strecke gebracht werden konnte. Mit seinem genetischen Extrapolationsprogramm hatte er den Schlüssel zur Herkunft Mbwuns geliefert und gleichzeitig einen Weg gefunden, wie man ihn töten konnte. Das Grauen, das dieses Monster verbreitet hatte, war allen an die Nieren gegangen, am allermeisten aber Greg. Er hatte bald nach den Vorfallen das Museum verlassen und damit eine vielversprechende
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