Pendergast 02 - Attic - Gefahr aus der Tiefe
dessen Verkleidung als Penner wieder einmal bis hin zu seinen Ausdünstungen perfekt war.
»Genau so habe ich mir meinen freien Nachmittag vorgestellt«, murmelte D'Agosta.
Obwohl es ihn an vielen Stellen seines Körpers juckte, unterließ er es, sich zu kratzen, denn dazu hätte er den schmierigen alten Regenmantel anfassen müssen, mit dem Pendergast ihn ausstaffiert hatte. D'Agosta fragt e sich, wo der FBI-Agent die Sachen bloß herhatte, von dem billigen karierten Polyesterhemd über die speckig glänzenden, abgewetzten Hosen bis hin zu den ausgelatschten Schuhen, vor denen es D'Agosta besonders ekelte.
Zu D'Agostas Leidwesen war auch der Schmutz an seinem Gesicht und seinen Händen echt und nicht aus dem Schminktopf. »Vincent, Ihr Leben hängt davon ab, daß Sie überzeugend wirken«, hatte Pendergast erwidert, als sich D'Agosta wegen dieser Verkleidung bei ihm beschwert hatte.
Der FBI-Agent hatte ihn nicht einmal seinen Revolver und seine Polizeimarke mitnehmen lassen. »Ich möchte Ihnen lieber nicht sagen, was die mit Ihnen anstellen, wenn man so etwas an Ihnen findet«, hatte Pendergast angedeutet. Diese ganze Unternehmung ist von vorn bis hinten ein Verstoß gegen sämtliche Dienstvorschriften, dachte D'Agosta, während er mürrisch hinter Pendergast hertrottete.
Als er einmal kurz aufblickte, sah er eine Frau auf sich zukommen. Sie trug ein frisch gebügeltes Sommerkleid und Stöckel-Schuhe und führte einen kleinen Chihuahua an der Leine.
Sobald die Frau auf gleicher Höhe mit den beiden vermeintlichen Pennern war, blieb sie stehen und sah angewidert zur Seite. Als Pendergast an ihr vorbeiging, sprang der Hund auf ihn zu und brach in ein schrilles, piepsig klingendes Gekläff aus. Pendergast machte einen Schritt zur Seite, woraufhin der Hund seine Anstrengungen verdoppelte und wie verrückt an seiner Leine zerrte.
Obwohl sich D'Agosta in seinem Outfit extrem unbehaglich fühlte – oder vielleicht auch gerade deshalb –,wurde er immer wütender, je länger er in das blasiert angewiderte Gesicht der Frau schaute. Woher nahm diese Zimtzicke eigentlich das Recht, auf andere Menschen herabzusehen? Als er an ihr vorbeiging, blieb er kurz stehen. »Schönen Tag noch«, knurrte er und reckte ihr herausfordernd sein Kinn entgegen.
Die Frau machte einen Satz zurück. »Lassen Sie mich in Ruhe, Sie Widerling«, kreischte sie. »Geh bloß nicht zu ihm hin, Petit Choul«
Pendergast packte D'Agosta am Arm und zerrte ihn um die Ecke in die Columbus Avenue. »Sind Sie verrückt geworden?« zischte er leise, während er den Lieutenant rasch mit sich fortzog. »Hilfe! Polizei!« schrie die Frau hinter ihnen her.
»Diese Rüpel haben mich bedroht!«
Nachdem sie einen halben Block entlanggehastet waren, verschwand Pendergast in einer Einfahrt, wo er vor zwei in den Boden eingelassenen Stahlplatten über einem Notausstieg der U-Bahn in die Hocke ging. Mit einem kleinen Haken zog er die beiden Platten zur Seite und deutete auf eine Reihe nach unten führender Eisenstufen. »Da hinein«, sagte er zu D'Agosta.
Dann folgte er dem Lieutenant hinab in die Dunkelheit, nicht ohne die Platten wieder zu verschließen. Am Fuß der Treppe befanden sich zwei Bahngleise, die vom Licht, das durch einen Gitterrost sickerte, schwach erhellt wurden. Pendergast und D'Agosta überquerten sie rasch. Auf der anderen Seite war ein Durchgang zu einer weiteren Treppe. Nachdem sie diese, zwei Stufen auf einmal nehmend, hinuntergerannt waren, blieb Pendergast stehen.
Am Fuß der Treppe war es stockdunkel. Die beiden schnauften durch, dann schaltete Pendergast eine kleine Taschenlampe an und kicherte leise vor sich hin. »›Schönen Tag noch‹ ... Was für ein Teufel hat Sie denn da geritten, Vincent?«
»Gar keiner. Ich wollte bloß freundlich sein, das war alles«, verteidigte sich D'Agosta.
»Ihre Freundlichkeit hätte um ein Haar das Aus für unsere kleine Expedition bedeute t, und zwar noch bevor sie überhaupt richtig angefangen hat. Denken Sie bitte in Zukunft daran, daß ich Sie nur zur Tarnung mitgenommen habe. Dieser Mephisto wird nur mit mir reden, wenn ich mich als Anführer einer anderen Untergrundgemeinde ausgebe, und so jemand ist nie ohne seinen Adjutanten unterwegs.« Pendergast leuchtete mit seiner Taschenlampe in einen engen Seitengang. »Dieser Tunnel führt nach Osten in Mephistos Territorium.«
D'Agosta nickte.
»Und denken Sie an das, was ich Ihnen gesagt habe: Überlassen Sie das Reden mir, und vergessen
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