Pendergast 02 - Attic - Gefahr aus der Tiefe
es freundlich oder hinterhältig war.
»Verstehe«, murmelte Mephisto. »In diesen unsicheren Zeiten ist uns natürlich jeder Verbündete willkommen.
Aber bevor wir uns weiter unterhalten, laßt uns dieses historische Zusammentreffen mit einem kleinen Festmahl feiern.«
Mephisto klatschte in die Hände. »Los, Leute! Bringt Stühle für unsere Gäste! Und legt Holz aufs Feuer!
Heckschütze, du holst uns Fleisch!« Ein kleiner, dürrer Mann, den D'Agosta bisher noch nicht bemerkt hatte, löste sich aus dem Schatten neben Mephisto und eilte nach draußen. Ein anderer, der im Schneidersitz zu Mephistos Füßen gehockt war, rappelte sich langsam auf und schlurfte wie in Zeitlupe zum Feuer, wo er ein paar frische Holzscheite auflegte und die Glut mit einem Eisenhaken anschürte. Als ob es nicht auch schon so viel zu heiß wäre, dachte D'Agosta, dem unter seinem schmutzigen Hemd der Schweiß in Strömen den Körper hinabrann.
Ein breitschultriger, muskelbepackter Mann kam mit zwei Obstkisten herein, die er vor Mephistos Stuhl auf den Boden stellte. »Bitte, nehmen Sie Platz, meine Herren«, sagte Mephisto mit einer einladenden Geste.
Während sich D'Agosta vorsichtig niederließ, kam der Mann, den Mephisto als Heckschütze angesprochen hatte, wieder herein und ließ ein schweres, in Zeitungspapier eingeschlagenes Bündel vor dem Feuer auf den Boden fallen. Als er das Papier aufschlug, spürte D'Agosta, wie sich ihm der Magen zusammenkrampfte: Vor ihm lag eine fette Ratte mit halb zerschmettertem Kopf, deren Muskeln noch im Todeskampf zuckten.
»Wunderbar!« rief Mephisto erfreut »Gerade frisch erlegt, wie ihr seht.« Mit forschenden Blicken musterte er Pendergast »Ihr eßt doch Gleishasen in eurer Gemeinde?«
»Und ob!« antwortete Pendergast.
D'Agosta bemerkte, wie der breitschultrige Mann mit verschränkten Armen direkt hinter ihnen Aufstellung nahm. Ihm war klar, daß Mephisto sie mit der Ratte auf die Probe stellte.
Mephisto griff sich das tote Tier und bohrte ihm einen langen Metallspieß vom After bis zum Maul durch den Körper. Dann hielt er die noch immer schwach zuckende Ratte in die Flammen und brannte ihr das Fell ab, bevor er sie auf einem Metallgestell über dem Feuer langsam weiter rösten ließ. Eine Wolke beißenden Qualms verbreitete sich in dem engen Raum, und D'Agosta sah mit einer Mischung aus Ekel und Faszination, wie der lange Schwanz des Tieres zu einem schwarzen Korkenzieher zusammenschmorte.
Nach einer Weile nahm Mephisto den Spieß wieder vom Feuer und schabte mit einem Messer, das er aus einer Tasche seines Mantels gezogen hatte, die restlichen Haare vom Körper der Ratte. Nachdem er ihr ein paarmal in den Bauch gestochen hatte, um dampfende, übehiechende Gase entweichen zu lassen, legte er den Spieß zurück auf das Gestell über dem Feuer.
»So eine grand souris en brochette richtig zuzubereiten ist eine Kunst für sich«, sagte er mit einem zufriedenen Grinsen.
D'Agosta blickte auf das langsam vor sich hin brutzelnde Tier und war sich dabei vollkommen bewußt, daß alle Augen auf ihn und Pendergast gerichtet waren. Er wagte gar nicht daran zu denken, was wohl geschehen würde, wenn er später beim Essen auch nur den leisesten Ekel erkennen ließ.
Zehn Minuten briet die Ratte leise zischend vor sich hin.
Niemand sagte ein Wort, und ab und zu drehte Mephisto den Spieß ein kleines Stück weiter, bis er schließlich Pendergast fragend ansah. »Also ich persönlich mag Rattenfleisch am liebsten, wenn es noch etwas blutig ist«, verkündete er. »Und wie steht es mit dir, Whitey?«
»Blutig ist okay«, erwiderte Pendergast so gelassen, als hätte man ihm in einem besseren Lokal nach seinen Wünschen für ein Steak gefragt.
So eine Ratte ist doch ein Tier wie jedes andere auch, versuchte D'Agosta sich in seiner Verzweiflung einzureden. Das Fleisch wird mich schon nicht umbringen, was man von diesen Kerlen hier ja nicht unbedingt behaupten kann.
Mephisto konnte seine Ungeduld nur schlecht verbergen.
»Meinst du, die Ratte ist schon durch?« fragte er Pendergast.
»Bestimmt«, erwiderte der FBI-Agent und rieb sich erwartungsvoll die Hände. »Kommt, laßt uns endlich essen.«
D'Agosta sagte nichts.
»Zu einem solchen Festmahl gehört auch ein guter Tropfen zu trinken!« rief Mephisto, woraufhin ihm einer seiner Unterta nen eine halbvolle Flasche Rotwein reichte. Mephisto sah sie voller Abscheu an.
»Ein guter Tropfen, habe ich gesagt«, protestierte er und warf die Flasche
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