Pendergast 02 - Attic - Gefahr aus der Tiefe
achtlos beiseite. »Für unsere Gäste nur das Beste!«
Eilig kramte der Mann, den sie Heckschütze nannten, aus einer Ecke des Waggons eine Flasche billigen Sekt hervor und reichte sie seinem Boß zusammen mit drei nicht gerade sauberen Plastikbechern. Mephisto nahm den Spieß vom Feuer und streifte die gebratene Ratte auf die ausgebreitete Zeitung.
»Du bist der Ehrengast, Whitey«, wandte er sich an Pendergast.
»Greif zu.«
D'Agosta spürte, wie sich kalte Panik in ihm ausbreitete. Wenn Pendergast jetzt bloß keinen Fehler mache!
Mit einem gemischten Gefühl aus Ekel und Bewunderung sah er zu, wie der FBI-Agent die gebratene Ratte in beide Hände nahm, seine Lippen an die Stelle legte, wo Mephisto ihr mit seinem Messer in den Bauch gestochen hatte, und ihr mit einem schlürfenden Geräusch die Eingeweide aus dem Leib sog. D'Agosta spürte, wie ihm der Inhalt seines Magens in die Kehle stieg.
Pendergast fuhr sich mit der Zunge über die Lippen und legte die Zeitung mitsamt der Ratte vor Mephisto auf den Boden.
»Ausgesprochen delikat«, erklärte er.
Mephisto nickte anerkennend. »Interessante Schlürftechnik.«
»Habe ich mir so angewöhnt«, erwiderte Pendergast mit einem Achselzucken. »Auf dem Campus wird eine Menge Rattengift ausgelegt, und am Geschmack der Leber läßt sich sofort erkennen, ob das Tier genießbar ist oder nicht.«
Ein ehrliches Lächeln machte sich auf Mephistos Gesicht breit.
»Ein guter Tip«, meinte er. »Den werde ich mir merken.« Dann nahm er sein Messer, schnitt ein großes Stück Fleisch von der Keule der Ratte ab und reichte es D'Agosta.
Jetzt war es soweit. Mit einem raschen Blick auf den Gorilla hinter sich nahm er das Fleisch und schob es sich mit geschlossenen Augen in den Mund. Mit vorgetäuschtem Appetit kaute er darauf herum und schluckte es so rasch hinunter, daß er von dem Geschmack so gut wie nichts mitbekam. Schließlich grinste er Mephisto an und hoffte, daß der Bissen auch wirklich da unten bleiben würde.
»Bravo!« sagte Mephisto, der ihn nicht aus den Augen gelassen hatte. »Ein echter Gourmet!«
Die Situation entspannte sich spürbar. Während D'Agosta sich mit der Hand über den Bauch strich, verwandelte sich das brütende Schweigen in dem Waggon in leises Lachen und geflüsterte Unterhaltungen.
»Ihr müßt mir mein Mißtrauen verzeihen«, erläuterte Mephisto leutselig. »Früher wäre so etwas hier unten undenkbar gewesen, aber wem sage ich das? Die Zeiten haben sich drastisch geändert«
Mephisto goß die drei Becher voller Sekt und prostete Pendergast und D'Agosta zu. Danach zerschnitt er die Ratte in mehrere große Stücke, die er zwischen sich und seinen Gästen aufteilte.
»Ich möchte euch gerne meine Lieutenants vorstellen«, sagte Mephisto und deutete auf den bulligen Mann hinter ihnen.
»Das hier ist Little Harry. Er hat sich seine Leidenschaft für Pferdewette n mit kleinen Diebstählen finanziert, bis er schließlich nach Attica kam. Dort hat er zwar eine Menge gelernt, aber als er rauskam, fand er weder Wohnung noch Arbeit. Little Harry hat das einzig Richtige getan und ist zu uns in den Untergrund gekommen, bevor er zu seinen schlechten Angewohnheiten zurückfand.«
Mephisto hielt kurz inne und deutete dann auf den Mann, der neben dem Feuer kauerte. »Das ist Boy Alice.
Er hat früher einmal an einer Privatschule in Connecticut Englisch unterrichtet, aber als sich seine Frau von ihm scheiden ließ, ging es bergab mit ihm. Er fing an zu saufen, machte Schulden und verlor schließlich seinen Job. Irgendwann einmal stand er auf der Straße, aß in den Suppenküchen und schlief im Obdachlosenasyl. Dort hat er von uns gehört und ist in den Untergrund gekommen. Und dann ist da noch der Heckschütze, der aus Vietnam zurückkam und feststellen mußte, daß das Land, für das er seinen Kopf hingehalten hatte, nichts mehr von ihm wissen wollte.«
Mephisto wischte sich seinen Mund mit der Zeitung ab. »So, mehr braucht euch nicht zu interessieren«, erklärte er.
»Schließlich haben wir alle unsere Vergangenheit an der Oberfläche zurückgelassen. Laßt uns also über die Gegenwart reden. Flint hat gesagt, daß ihr mich wegen der Morde sprechen wollt.«
Pendergast nickte. »Seit letzter Woche sind drei unserer Leute verschwunden, und langsam machen wir uns Sorgen um sie. Außerdem haben wir gehört, daß du Unterstützung gegen die Wrinkler suchst, die Menschen jagen und ihnen die Köpfe absäbeln sollen.«
»Das spricht sich
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