Pendergast 02 - Attic - Gefahr aus der Tiefe
vermoderten Transmissionsriemen auf dem Boden davor als den Generator erkannte, von dem der Mann am Feuer gesprochen hatte.
Daneben führte eine rostige Wendeltreppe in die Tiefe. Sie endete in einem Laufsteg, der unter der Decke eines alten Tunnels entlanglief. D'Agosta bückte sich unter einem alten kalkverkrusteten Rohr und folgte Pendergast auf den wackeligen Steg, an dessen Ende der FBI-Mann eine mit Scharnieren befestigte Eisenplatte hochklappte und eine Sprossenleiter nach unten stieg. An ihrem Fuß befand sich ein nicht ausgebauter Tunnel, in dem noch Schotterhaufen und Stapel nicht verlegter Schienen lagen. Zwar konnte D'Agosta die Überreste mehrerer Lagerfeuer entdecken, doch schien der Tunnel jetzt menschenleer.
»Sieht so aus, als müßten wir da runter«, sagte Pendergast und leuchtete auf ein Loch am Ende des Tunnels.
Ein grob aus dem Fels gesprengter Schacht, dessen Wände von unzähligen Händen und Füßen schon ganz glattpoliert waren, führte schräg nach unten, von wo ein beißender Geruch heraufwehte.
D'Agosta stieg als erster hinab und hatte an manchen Stellen seine liebe Mühe, sich an den Vorsprüngen des feuchten, glitschigen Basalts festzukrallen. Nach schrecklichen fünf Minuten war er endlich unten und hatte das Gefühl, im felsigen Urgestein der Insel Manhattan gefangen zu sein.
»Würde mich mal interessieren, wie diese zugedröhnten Junkies da hinaufkraxeln«, murmelte er, als Pendergast neben ihm ankam. Die Muskeln seiner Oberarme zitterten noch immer von der Anstrengung.
»Von hier unten kommt niemand mehr nach oben«,bemerkte Pendergast »Außer natürlich die Läufer.«
»Was für Läufer?«
»Soviel ich weiß, sind das die einzigen Mitglieder einer Untergrundgemeinde, die noch Kontakt mit der Oberfläche haben. Sie holen Wohlfahrtschecks ab und lösen sie ein, organisieren Lebensmittel, Medikamente und Drogen und verdienen sich ein paar Cents mit dem Aufsammeln von leeren Dosen und Pfandflaschen.«
Pendergast leuchtete mit seiner Taschenlampe herum. Sie standen in einer Höhle mit grob behauenen Felswänden, an deren einem Ende ein an die zwei Meter langes Stück Wellblech eine Tunnelöffnung verdeckte.
An der Wand daneben stand mit kruden Buchstaben:
NUR FÜR DIE FAMILIE. VERBOTEN FÜR ALLE ANDEREN.
Pendergast packte das Blech und zog es mit einem lauten, kreischenden Geräusch zur Seite. »Das ist wohl die Türglocke«, meinte er lakonisch.
Kaum hatten er und D'Agosta den Tunnel betreten, da kam auch schon eine abgerissen aussehende Gestalt mit einem brennenden Holzscheit in einer Hand auf sie zu. Der Mann war groß und erschreckend mager.
»Wer seid ihr?« fragte er und baute sich vor Pendergast auf.
»Bist du der Heckschütze?« wollte Pendergast wissen.
»Raus!« entgegnete der Mann und drängte ihn und D'Agosta zurück in Richtung Wellblechtür. Als die beiden wieder draußen im Tunnel standen, sagte er: »Mein Name ist Flint. Was wollt ihr?«
»Ich bin hier, um mit Mephisto zu sprechen«, antwortete Pendergast.
»Weshalb?«
»Ich bin derAnführer von Grant's Tomb, einer neuen Gemeinde unter der Columbia Universität. Ich möchte mit ihm über die Morde reden.«
Flint schwieg eine Weile, dann fragte er mit einem Blick hinüber zu D'Agosta: »Und wer ist der da?«
»Das ist mein Läufer.«
»Habt ihr Waffen oder Drogen dabei?« fragte Flint.
Im flackernden Schein der Fackel nahm Pendergasts Gesicht einen verlegenen Ausdruck an. »Waffen haben wir keine«, antwortete er, »aber ich habe einen kleinen persönlichen Vorrat an ...«
»Bei uns sind Drogen nicht gestattet«, erklärte Flint »Wir sind eine saubere Gemeinde.«
Was für ein Bockmist, dachte D'Agosta, als er die geröteten Augen des Mannes sah.
»Tut mir leid«, sagte Pendergast, »aber ich gebe meine Sachen nicht her. Wenn das ein Problem ist, dann...«
»Was hast du denn?« wollte Flint wissen.
»Das geht dich nichts an.«
»Koks?« D'Agosta glaubte, in der Stimme des Mannes einen erwartungsvollen Unterton zu vernehmen.
»Erraten«, erwiderte Pendergast nach einer kurzen Pause.
»Das muß ich konfiszieren.«
»Betrachte es als ein Geschenk von mir an dich«, sagte Pendergast und hielt Flint ein kleines Briefchen aus gefalteter Alufolie hin. Der Mann griff rasch danach und ließ es unter seinem Mantel verschwinden.
»Folgt mir«, sagte er.
Hinter Flint stiegen Pendergast und D'Agosta eine weitere Wendeltreppe hinunter, die auf einer Plattform über einem riesigen
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