Pendergast 02 - Attic - Gefahr aus der Tiefe
offenbar herum. Vor zwei Tagen hat der Philosoph schon Kontakt mit mir aufgenommen.
Kennst du ihn?«
Ohne merklich zu zögern, sagte Pendergast: »Nein.«
Mephistos Augen verengten sich. »Seltsam«, wunderte er sich. »Der Philosoph ist mindestens so bekannt wie ich. Er ist der Anführer der Gemeinden unter der Grand Central Station.«
»Vielleicht werde ich ihn ja eines Tages kennenlernen«, entgegnete Pendergast ungerührt, »aber im Moment bin ich hier und rede mit dir. Ich brauche dringend Informationen, damit ich meine Leute besser schützen kann. Was weißt du über die Morde und die Mörder?«
»Die Morde begannen vor knapp einem Jahr«, erwiderte Mephisto. »Als ersten erwischte es Joe Atcitty. Wir fanden seine Leiche ohne Kopf in der Nähe vom Blockhaus. Dark Annie verschwand als nächste, dann war der Master Sergeant dran. Andere folgten. Manche haben wir gefunden, die meisten aber nicht. Und dann erzählten uns die Mander, daß sich in den Ebenen unter ihnen seltsame Dinge täten.«
Pendergast runzelte die Stirn. »Wer sind die Mander?«
Abermals warf Mephisto ihm einen mißtrauischen Blick zu.
»Sag bloß, du kennst die Mander nicht?« Er kicherte heiser vor sich hin. »Du solltest mal auf die Wanderschaft gehen, Whitey, damit du was von der Welt siehst. Die Mander bewohnen die Ebenen unter uns. Sie kommen nie nach oben und verwenden kein Licht. Wie Salamander. Kapiert? Und diese Mander haben uns erzählt, daß sich unter ihnen etwas tut« Mephistos Stimme war jetzt nur noch ein Flüstern. »Sie sagen, daß irgendwer The Devil's Attic kolonisiert hat.«
D'Agosta blickte fragend hinüber zu Pendergast, aber der nickte zustimmend. »Die tiefste Ebene unter der Stadt«, murmelte er, wie an sich selbst gerichtet, »der Dachboden des Teufels.«
»Die allertiefste«, bestätigte Mephisto.
»Warst du eigentlich jemals dort unten?« fragte Pendergast so beiläufig wie nur möglich.
Mephisto sah ihn an, als habe Pendergast ihn gefragt, ob er total übergeschnappt sei.
»Aber du glaubst, daß die Leute in The Devils Attic für die Morde verantwortlich sind?«
»Das glaube ich nicht, ich weiß es. Während wir uns hier unterhalten, lauern die dort unten nur darauf, daß sie wieder einen von uns in die Finger kriegen«, sagte Mephisto grimmig.
»Aber ich bin mir nicht so ganz sicher, ob man sie überhaupt Leute nennen kann.«
»Was soll das heißen?« fragte Pendergast, dessen Stimme nun nicht mehr so beiläufig klang.
»Ich habe Gerüchte gehört«, erwiderte Mephisto noch leiser als zuvor. »Man sagt, daß sie nicht umsonst die Wrinkler genannt werden.«
»Weißt du, warum man sie so nennt?«
Mephisto gab keine Antwort.
Schließlich fragte Pendergast: »Was sollen wir also tun?«
»Was wir tun sollen?« Ein müdes Lächeln huschte über Mephistos Gesicht »Diese Stadt wachrütteln, das sollten wir tun! Wir müssen denen da droben verklickern, daß es bald nicht nur wir Maulwürfe sein werden, die von den Wrinklern getötet werden.«
»Und was ist dann?« fragte Pendergast »Was können die an der Oberfläche gegen die Wrinkler tun?«
Mephisto dachte einen Augenblick lang nach. »Das, was man mit anderem Ungeziefer auch macht: Man vernichtet es in seinem Bau.«
»Das ist leichter gesagt als getan.«
Mephistos harte, funkelnde Augen blickten dem FBI-Agenten direkt ins Gesicht »Hast du vielleicht eine bessere Idee, Whitey?« zischte er.
Pendergast schwieg eine Weile. »Noch nicht«, sagte er dann.
24
Robert Willson, der Bibliothekar der New York Historical Society , warf dem einzigen Besucher im Kartenraum einen irritierten Blick zu. Ein seltsamer Zeitgenosse war das: schwarzer Anzug, blasse Katzenaugen, das weißblonde Haar streng aus der hohen Stirn nach hinten gekämmt. Und er ging Willson gewaltig auf die Nerven. Den ganzen Nachmittag über hatte er immer wieder neue Karten und Pläne einzusehen verlangt und Willson damit ganz schön in Trab gehalten.
Jedesmal, wenn sich der Bibliothekar an den Computer gesetzt und sich seiner eigenen Arbeit gewidmet hatte – er wollte das Standardwerk über die Fetische der Zuni verfassen –, war dieser Mann zu ihm gekommen und hatte ihm irgendwelche Fragen gestellt.
Auch jetzt stand er wieder auf und kam mit leisen Schritten herüber. »Entschuldigen Sie«, sagte er in seiner höflichen, aber penetranten Südstaatenmanier.
»Was gibt's denn jetzt schon wieder?« fragte Willson barsch und blickte langsam von seinem Bildschirm auf.
»Tut mir
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