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Pendergast 02 - Attic - Gefahr aus der Tiefe

Titel: Pendergast 02 - Attic - Gefahr aus der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston , Lincoln Child
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triumphierend an.
    Der Mann reagierte nicht auf die Provokation, sondern starrte eine Weile gedankenverloren ins Leere, bevor er seine Augen wieder auf Willson richtete.
    »Robert Willson«, sagte er und deutete auf das Namensschild an der Brust des Bibliothekars. Jetzt fällt mir ein, warum mir der Name so vertraut vorkam.«
    »Tatsächlich?« fragte Willson verunsichert.
    »Aber ja. Oder sind Sie etwa nicht der Robert Willson, der letztes Jahr auf der Konferenz für Navajo-Forschung in Window Rock den ausgezeichneten Vortrag über Bildsteine gehalten hat?«
    »Ja, der bin ich«, bestätigte Willson.
    »Dachte ich mir's doch. Ich konnte leider nicht selbst nach Window Rock fahren, aber ich habe mir die Protokolle kommen lassen. Ich habe nämlich selbst ein paar private Studien zum Thema religiöse Ikonographie der südwestlichen Stämme betrieben.« Nach einer kurzen Pause fügte der Besucher noch hinzu: »Allerdings bei weitem nicht so ernsthaft wie Sie.«
    Willson räusperte sich. »Wenn man sich dreißig Jahre lang einem Thema widmet, läßt es sich wohl nicht vermeiden, daß man einen gewissen Bekanntheitsgrad erreicht«, sagte er dann so bescheiden wie möglich.
    Der Besucher lächelte ihn an. »Es ist mir eine Ehre, Ihre Bekanntschaft zu machen. Mein Name ist Pendergast«
    Willson reichte dem Mann die Hand und fand, daß er einen unangenehm laschen Händedruck hatte.
    »Es freut mich sehr, Sie bei der Arbeit zu sehen«, erklärte Pendergast. »Die Leute wissen leider immer noch viel zuwenig über die Kultur der Navajos.«
    »Da haben Sie recht«, stimmte Willson aus vollem Hetzen zu.
    Er fühlte sich durch Pendergasts Worte sehr geschmeichelt.
    Noch nie hatte ein Besucher der Bibliothek auch nur das geringste Interesse für seine Arbeit gezeigt, geschweige denn eine intelligente Meinung darüber geäußert. Auch wenn dieser Pendergast nicht allzuviel von indianischen Fetischen verstand, so war er doch ...
    »Ich würde ja liebend gerne weiter mit Ihnen plaudern«, sagte Pendergast, »aber ich fürchte, ich habe Ihnen schon viel zuviel von Ihrer wertvollen Zeit gestohlen.«
    »Aber nicht doch«, erwiderte Willson. »Was für Karten wollten Sie gleich noch mal haben? Die von der Gasleitung aus dem Jahr sechsundfünfzig?«
    Pendergast nickte. »Und noch etwas hätte ich gerne, wenn es Ihnen nicht zu viele Umstände macht. Ich habe gehört, daß es Pläne für die noch existierenden Tunnels eines in den zwanziger Jahren konzipierten unterir
    dischen Schnellbahnsystems geben soll, das aber nie in Betrieb ging. Stimmt das?«
    Willson machte ein langes Gesicht. »Aber das sind über sechzig Pläne ...«
    »Verstehe«, sagte Pendergast zerknirscht. »Und das ist gegen die Vorschrift.«
    Willson verzog den Mund zu einem breiten Lächeln. »Na und?« meinte er. »Ich muß es ja schließlich nicht weitersagen. Und vergessen Sie die Öffnungszeiten, ich werde heute noch lange hierbleiben und an meiner Monographie arbeiten. Vorschriften sind schließlich dazu da, daß man sie umgeht, habe ich nicht recht?«
    Willson verschwand im Archiv. Zehn Minuten später schob er einen hoch mit Plänen beladenen Aktenwagen zu Pendergasts Arbeitstisch.
     

25
    Als Smithback die große Eingangshalle des Restaurants Four Seasons betrat, war er froh, der Hitze, dem Lärm und dem Gestank der Park Avenue entkommen zu sein. Gemessenen Schrittes näherte er sich der quadratischen Bar, an der er schon so oft gesessen war und sehnsüchtig an dem Gemälde von Picasso vorbei ins unerreichbare Paradies geschaut hatte. Diesmal brauchte er sich nicht an der Bar herumzudrücken, er steuerte vielmehr direkt auf den Oberkellner zu.
    Die Nennung eines bestimmten Namens genügte, und schon wurde Smithback ins Allerheiligste des berühmten Lokals geleitet.
    Obwohl der Pool-Room bis auf den letzten Platz besetzt war, sorgte schon allein die schiere Größe des Raumes für eine ruhige und entspannte Atmosphäre. Der Oberkellner führte Smithback an Industriemagnaten, Immobilienhaien und Zeitungszaren vorbei zu einem der begehrten Tische direkt neben dem Springbrunnen, wo Mrs. Wisher bereits Platz genommen hatte.
    »Mr. Smithback«, sagte sie. »Danke, daß Sie gekommen sind. Bitte, setzen Sie sich doch.«
    Während Smithback sich auf dem Stuhl gegenüber niederließ, blickte er sich nach allen Seiten um und hoffte, daß ihm genügend Zeit blieb, um dieses Mittagessen auch wirklich zu genießen. Um sechs Uhr war Redaktionsschluß, und er hatte noch nicht

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