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Pendergast 03 - Formula - Tunnel des Grauens

Pendergast 03 - Formula - Tunnel des Grauens

Titel: Pendergast 03 - Formula - Tunnel des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
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die Schadensbegrenzung. Mit diesen alten Morden können sie die öffentliche Aufmerksamkeit vielleicht einen, höchstens zwei Tage von den Morden dieses Trittbrettfahrers ablenken. Unser Bürgermeister wiegt sich in der Hoffnung, dass die alten Morde zum Thema Nummer eins werden. Offen gesagt, ich teile diese Erwartung nicht. Die Leichenfunde werden den Nachahmungstäter allenfalls auf neue Ideen bringen.« Er deutete mit dem Daumen hinter sich. »Ich habe Bryce Harriman mitgebracht. Kennen Sie ihn?«
    »Nein, Sir.«
    »Er war derjenige, der als Erster die Idee hatte, dass wir es bei den neuen Morden mit einem Nachahmungstäter zu tun haben. Ich möchte, dass er exklusiv, aber nicht ohne Anlegung eines strengen Maßstabs mit Informationen versorgt wird. Bin ich verstanden worden?«
    »Ja, Sir.«
    »Gut. Er ist ein netter Bursche, angenehme Umgangsformen und überaus hilfsbereit. Er wartet draußen im anderen Raum. Denken Sie daran, dass Sie ausschließlich über die
alten
Morde mit ihm sprechen sollen, die Morde des ›Chirurgen‹ sind für Sie kein Thema. Die Öffentlichkeit mag da einen Zusammenhang sehen, wir schließen uns solchen übereilten Schlussfolgerungen auf keinen Fall an.«
    Custer nickte und wollte sich schon umwenden, weil er die Unterredung für beendet hielt. Aber Rocker hielt ihn mit ausgestreckter Hand auf.
    »Und, Captain, sobald Sie mit Harriman fertig sind, erwarte ich von Ihnen, dass Sie sich mit aller Energie den neuen Morden zuwenden. Knien Sie sich richtig rein, fassen Sie denMörder! Sie wollen doch sicher nicht, dass es während der Zeit, in der Sie die Verantwortung tragen, eine neue Leiche gibt, oder? Wie ich schon angedeutet habe: Sie haben weitgehend freie Hand. Machen Sie Gebrauch davon!«
    »Ja, Sir.«
    Der Blick, mit dem Rocker ihn musterte, verriet deutlich, dass er Custer nicht sonderlich viel zutraute. Seufzend gab er dem Officer an der Tür einen Wink, Harriman hereinzurufen.
    Ein schlanker Mann mit Hornbrille und pomadisiertem Nackenhaar schob sich durch die Tür. Rocker winkte ihn herbei.
    »Mr. Harriman, ich möchte Sie mit Captain Custer bekannt machen.«
    Harriman tauschte einen festen Händedruck mit dem Captain. »Sehr erfreut, Sie persönlich kennen zu lernen, Sir.«
    Custer hatte seine Zweifel gehabt, aber nun schloss er den Mann spontan ins Herz. »Sir.« Wann hatte ihn ein Journalist je mit »Sir« angesprochen?
    »Nun, Captain, ich muss mich jetzt leider entschuldigen«, leitete der Commissioner seinen wohl kalkulierten Abgang ein, »ich werde an der Police Plaza eins erwartet.«
    »Natürlich, Sir«, dienerte Custer beflissen.
    Während Custer noch Rockers breitem Rücken nachstarrte, tauchte wie aus dem Nichts Noyes auf und streckte Custer die Hand hin. »Gestatten Sie, Captain, dass ich Ihnen als Erster meine Glückwünsche ausspreche.«
    Custer schüttelte gerührt Noyes’ schlaffe Hand, dann wandte er sich Harriman zu, der die Szene mit vieldeutigem Schmunzeln beobachtet hatte.
    Der Journalist zückte sein Notizbuch. »Darf ich Ihnen ein paar Fragen stellen?«
    »Schießen Sie los!«, sagte Custer und malte mit einer weit ausholenden Handbewegung das in die Luft, was er für eine großzügige Geste hielt.

8
    O’Shaugnessy betrat das Vorzimmer des Captains und hielt automatisch nach Noyes Ausschau. Er hatte eine ziemlich klare Vorstellung davon, warum Custer ihn sprechen wollte. Mal sehen, ob er, wenn O’Shaugnessy sich für seinen Geschmack zu widerspenstig zeigte, wieder in die alte Kiste mit der Prostituierten und den zweihundert Dollar langte. Was O’Shaugnessy normalerweise egal gewesen wäre, er hatte jahrelange Übung darin, alle Boshaftigkeiten an seinem breiten Buckel abrutschen zu lassen. Nur, jetzt war das anders geworden, ihm lag viel daran, weiter mit Pendergast zusammenzuarbeiten.
    Noyes bog Kaugummi kauend mit einem Stapel Akten um die Ecke, seine Unterlippe hing wie immer so weit herunter, dass man seine braunen Zähne sehen konnte. »Oh«, sagte er, »Sie sind das.« Er legte die Akten auf dem Schreibtisch ab und ließ sich alle Zeit der Welt, bevor er sich über die Gegensprechanlage beugte und »Er ist da« hineinschnarrte.
    O’Shaugnessy setzte sich und beobachtete Noyes. Der Mann kaute nur diesen violetten, widerlich parfümierten Gummi, der außer bei alten Damen und Alkoholikern längst aus der Mode gekommen war. Das ganze Vorzimmer stank danach. Zehn Minuten verstrichen, dann tauchte Custer im Türrahmen auf, zog mit der einen Hand

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