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Pendergast 03 - Formula - Tunnel des Grauens

Pendergast 03 - Formula - Tunnel des Grauens

Titel: Pendergast 03 - Formula - Tunnel des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
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der Tasche, steckte ihn ins Schloss, drehte ihn und drückte die schwere Eisentür auf.
    Die Deckenlampen in dem unterirdischen Gang warfen genug Licht in den an eine Zelle erinnernden Raum. Der Boden und die Wände waren mit getrocknetem Blut befleckt, von den Wandhaken baumelten Ketten und Handschellen, alles sah planlos und unaufgeräumt aus.
    Der Mann ließ den Blick durch die Zelle gleiten. Noch war sie leer, aber, dachte er mit einem verkniffenen Lächeln, das wird nicht lange so bleiben. Er hatte sich die Mühe, nach unten zu steigen, schließlich nur deshalb gemacht, weil er sich vergewissern wollte, dass alles für den nächsten Bewohner vorbereitet war.
    Er zog die Tür hinter sich zu, schloss ab und setzte seine Wanderung durch den unterirdischen Gang fort, bis er zu einem größeren, besser ausgestatteten Kellerraum kam. Wieder ein Griff nach einem Schalter, helles Licht flutete von der Decke. Sein Blick fiel auf die mit Rädern versehene Krankentrageaus blitzendem Edelstahl, die altmodische Reisetasche, die er darauf abgestellt hatte, und die beiden handlichen, in Plastik gebundenen Ordner. Er nahm einen davon zur Hand und blätterte darin. Seltsam, welche ironischen Umwege das Schicksal manchmal geht. Eigentlich hätten die in den beiden Plastikordnern abgehefteten Aufzeichnungen schon vor vielen Jahren ein Opfer der Flammen werden sollen. Es waren gefährliche Aufzeichnungen, die, wenn sie in falsche Hände fielen, großen Schaden anrichten konnten. Aber zum Glück war er zur rechten Zeit am richtigen Ort gewesen. Wie auch immer, nun waren die Papiere in seiner Hand, und da sollten sie auch bleiben. Er legte sie wieder auf die Rolltrage.
    Dann richtete er seine Aufmerksamkeit auf die daneben abgestellte Arzttasche; seine Handgriffe wirkten bedächtig, fast zögerlich, als er sie öffnete. Obenauf lag, auf Trockeneiswürfel gebettet, ein zylindrischer Behälter aus Hartplastik. Er streifte sich Latexhandschuhe über, bevor er den Behälter aus der Tasche nahm, auf den Rollwagen stellte und öffnete. Mit bedächtiger Vorsicht langte er in den Zylinder und entnahm ihm eine graue, länglich zerfaserte Masse. Wären da nicht die Spuren von getrocknetem Blut und Gewebereste gewesen, hätte man denken können, es handle sich um ein Gewirr aus feinen Kabelsträngen. Erst bei genauerem Hinsehen war zu entdecken, dass die Stränge aus tausenden winziger sehniger Fasern bestanden.
    Ein verhuschtes Lächeln spielte um die Lippen des Mannes, als er die graue Masse betrachtete, in seinen blassen Augen funkelte ein rätselhafter Glanz. Er hielt sie gegen das Licht und beobachtete gebannt, wie sie durchsichtig wurde und von innen zu leuchten begann. Dann trug er die Masse zum Spülbecken und reinigte sie mit destilliertem Wasser von Knochensplittern und anderen Fremdkörpern. Als er sie gründlich ausgespült hatte, legte er sie in eine Elektromühle und schaltete das Gerät ein. Er warf hin und wieder einen Blick in sein Notizbuch und fügte unter strikter Beachtung derDosierung und der Zeitabstände durch einen Gummitrichter Chemikalien hinzu. Der schrille Lärm hallte ohrenbetäubend von den Wänden wider, aber schließlich war das Gewebe zu einer feinen weißlichen Masse zermahlen, er konnte das Gerät abstellen.
    Er füllte das gewonnene Serum in ein Röhrchen aus Edelstahl und schob es in eine Zentrifuge. Der Trockenprozess dauerte genau zwanzigeinhalb Minuten. Auch hier kam es wieder auf äußerste Präzision an, der kleinste Fehler konnte zur Folge haben, dass alle Mühe umsonst und das Endprodukt unbrauchbar war. Aber er hatte schon vor geraumer Zeit beschlossen, die Ernte, wie er die Prozedur im Stillen nannte, hier in seinem unterirdischen Labor und nicht mehr irgendwo im Freien einzubringen – am Tatort, wie andere es nennen mochten –, der höheren Qualität und Haltbarkeit wegen.
    Er ging wieder zum Spülbecken, füllte es mit Wasser, entrollte ein Handtuch, ließ ein halbes Dutzend blutbefleckte Skalpelle in das Becken gleiten und begann sie bedächtig und fast liebevoll zu reinigen. Es waren altmodische, schwere Bestecke, nicht zu vergleichen mit den modernen japanischen Modellen, bei denen die Klinge auf Knopfdruck ausfährt, aber er fand, dass sie ihm besonders gut in der Hand lagen. Sie übten einen ganz speziellen Reiz auf ihn aus, er mochte sie selbst im Zeitalter von Ultraschall und DNS-Analysen nicht missen.
    Er legte die gereinigten Skalpelle in einen Sterilisationsapparat, streifte die

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