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Pendergast 03 - Formula - Tunnel des Grauens

Pendergast 03 - Formula - Tunnel des Grauens

Titel: Pendergast 03 - Formula - Tunnel des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
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nie und nimmer gelungen, nicht mal wenn er mit allen Tricks der Welt gearbeitet und sich ein Jahr Zeit genommen hätte. Und so zog er voller Vorfreude die nach Staub und irgendeiner undefinierbaren Chemikalie riechenden Bogen aus der Jackentasche.
    Die braunstichige Kopie war verblasst und schwierig zu lesen. Auf dem Deckblatt stand in großen Buchstaben:
    Applikation für den Zugang zu Sammlungen und
Unterlagen des New York Museum of Natural History
    Antragsteller: Enoch Leng, Dr. rer nat. (Oxon), O. B. E.,E. R. S. et cetera
Vorsitzender der Prüfungskommission: Prof. Tinbury McFadden, mammalogische Abteilung
Beisitzer: Prof. Augustus Spragg, ornithologische Abteilung
    Der Applikant wird ersucht, dem Comitee in kurzen Worten die Gründe für seinen Antrag zu nennen:
Er legt dar, dass er für Forschungszwecke, Klassifizierungen und Essays über physikalische Anthropologie sowie die Osteologie und Phrenologie des menschlichen Körpers um Zugang zu den anthropologischen und mammalogischen Sammlungen und Unterlagen bittet.
    Der Applikant wird ersucht, unter Angabe von Daten seine akademischen Qualifikationen, Graduierungen und Auszeichnungen darzulegen:
Er hat am Oriel College in Oxford das Artium Baccalaurei summa cum laude abgelegt und am New College in Oxford, wiederum summa cum laude, zum Doktor der Naturwissenschaften promoviert. 1865 wurde er zum Mitglied der Royal Society gewählt, 1868 in den Club der White’s aufgenommen und 1869 mit dem Order of the Garter ausgezeichnet.
    Der Applikant wird ersucht, seinen festen Wohnsitz sowie gegebenenfalls andere, regelmäßig genutzte Räumlichkeiten zu benennen. Er macht die nachstehenden Angaben:
Prof. Enoch Leng
891 Riverside Drive, New York
sowie:
Forschungslabor p. A.
Shottums Kabinett der Naturwunder und Kuriositäten,
Catherine Street, New York
    Der Applikant wird ersucht, dem Museum eine Liste seiner bisherigen Publikationen zu übergeben (siehe Anlage) und jährlich mindestens zwei noch unveröffentlichte wissenschaftliche Aufsätze zum Abdruck in Periodika des Museums zur Verfügung zu stellen.
    Smithback blätterte die Bogen durch, stellte aber fest, dass er ausgerechnet die – möglicherweise besonders aufschlussreiche – Anlage nicht mitgenommen hatte. Also musste er sich wohl oder übel mit dem Applikationsprotokoll begnügen, das nur noch wenige abschließende Zeilen enthielt:
    Dr. Enoch Leng wird hiermit bestätigt, dass ihm freier Zugang zu den Sammlungen und zur Bibliothek des New York Museum of Natural History gewährt wurde.
    27. März 1870
Der Vorsitzende: Tinbury McFadden
Gegengezeichnet: E. Leng
    Smithback fluchte leise in sich hinein. Er fühlte sich um die Früchte seiner Mühe betrogen. Der Inhalt der drei Seiten, die er hatte, war dünn, sehr dünn. Jammerschade, dass Leng seine akademischen Ehren nicht in Amerika erworben hatte, sonst wäre es viel einfacher gewesen, die Angaben nachzuprüfen. Smithback konnte höchstens versuchen, in Oxford anzurufen, um zu sehen, ob man Leng dort überhaupt kannte. Die Liste seiner Publikationen wäre eine große Hilfe gewesen, zumal sich solche Angaben wesentlich einfacher überprüfen ließen. Aber an die verdammte Liste kam er jetzt nicht mehr ran. Hol’s der Geier!
    Er vergewisserte sich noch einmal, dass er wirklich nichts übersehen hatte. Nein, kein altes Foto, kein Lebenslauf, keine Geburtsurkunde. Das einzig Brauchbare war die New Yorker Adresse. Verdammt und zugenäht!
    Andererseits, die Adresse war doch genau das, wonach Nora suchte, und zwar bisher vergeblich. Er witterte die Chance für einen Friedensschluss.
    Im Geiste stellte er sich die Örtlichkeiten vor. Achthunderteinundneunzig Riverside musste in einem der Randbezirke liegen, wahrscheinlich in Harlem. Dort gab es nahe dem Flussufer noch viele alte Villen und Bürgerhäuser, die meisten standen allerdings leer oder waren in Wohnungen aufgeteilt worden. Sicher, es war nicht auszuschließen, dass Lengs Haus schon vor langer Zeit abgerissen worden war, aber genauso gut war es möglich, dass es noch stand – ein unwiderstehliches Motiv für jeden Pressefotografen, vor allem, wenn es heruntergekommen und baufällig aussah. Dabei fiel ihm ein, dass Leng auf dem Grundstück oder im Keller vielleicht einige seiner Opfer verscharrt hatte. Der Knüller wäre natürlich, wenn auch Lengs Leiche irgendwo in dem alten Haus vor sichhin moderte. Das wäre was für O’Shaugnessy, würde Nora helfen und seinem Artikel geradezu die Krone

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