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Pendergast 03 - Formula - Tunnel des Grauens

Pendergast 03 - Formula - Tunnel des Grauens

Titel: Pendergast 03 - Formula - Tunnel des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
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Drive aufgegeben worden, weil eine Renovierung oder ein Abriss zu teuer gekommen wäre. Meistens waren die Besitzer mit den Steuern im Rückstand, sodass die Häuser irgendwann in den Besitz der Stadt übergingen, und die kümmerte sich nur um das Nötigste.
    Er rutschte auf den Beifahrersitz, weil er von dort eine bessere Sicht hatte. Die Fenster der oberen Stockwerke waren nicht verbrettert, trotzdem konnte er keine eingeschlagenen Scheiben ausmachen. All das passte zu seiner Vorstellung: Das Haus war der ideale Unterschlupf für einen Massenmörder. Im Geiste sah er schon das Foto auf der Titelseite der
Times
und sich selbst als einzigen Augenzeugen einer groß angelegten Polizeirazzia, bei der überall verweste Leichen gefunden wurden. Und ihm, William Smithback jr., war es zu verdanken, dass endlich Licht in dieses schaurige Dunkel gekommen war. Die Sache gefiel ihm von Minute zu Minute besser.
    Also, wie ging es nun weiter? Ein kurzer Blick durch eines der Fenster war ja wohl das Mindeste. Vorausgesetzt, er fand einen Parkplatz. In der schmalen Zufahrtsstraße konnte er den Wagen auf keinen Fall abstellen.
    Er fuhr noch einmal langsam ums Karree und versuchte dann sein Glück am Flussufer. Weit und breit keine Parkmöglichkeit.Kaum zu glauben, wie viele Autos es in so einer ärmlichen Gegend gab – die meisten natürlich alte Rostlauben mit frisierten Motoren und großen, knallbunten Lautsprechern im Fond. Als er lange genug gesucht hatte, quetschte er den Taurus verbotswidrig schräg in eine schmale Lücke, stieg aus und machte sich notgedrungen, da er neun Blocks von seinem Ziel entfernt war, zu Fuß auf den Weg, obwohl er sich eigentlich vorgenommen hatte, genau das in diesem unsicheren Viertel zu vermeiden.
    Er ging die Hundertsiebenunddreißigste Straße hoch, auf der Höhe der Zufahrt verlangsamte er seinen Schritt, damit er sich das Haus so unauffällig wie möglich noch einmal aus der Nähe ansehen konnte.
    Es war zu seiner Glanzzeit bestimmt ein prächtiges Anwesen gewesen: vierstöckig, Ziegelstein, mit Marmor abgesetzt, das Dach schiefergedeckt, die Mansarden mit Türmchen verziert und mit hübschen ovalen Fenstern herausgeputzt. Die Fenster des Obergeschosses blickten auf den Hudson und die Büros der Wasserschutzbehörde. Zur Straßenseite hin war das Grundstück mit einem hohen schmiedeeisernen Zaun umgeben, aber so gefährlich die aufragenden Spitzen auch wirken mochten, lange würde der Zaun dem Rost nicht mehr trotzen; an einigen Stellen sah er bereits aus wie ein schadhaftes Gebiss. Überall waren Laubhaufen angeweht, dazwischen lag jede Menge Abfall.
    Smithback verspürte ein leichtes Schaudern, als er die schmale Straße überquerte und – wohl wissend, dass er unerlaubt in ein fremdes Grundstück eindrang – die Zufahrt hinaufschlenderte. Die Hausmauer war mit Graffiti besprüht, nicht mal den Marmor hatten die Banausen verschont. Links von Smithback, halb hinter einem Haufen von Gartenabfällen versteckt, gab es eine massiv aussehende, ebenfalls mit Graffiti besprühte Tür aus Eichenholz, ohne Fenster, nicht mal einen Türspion konnte er entdecken. Sie lag ein Stück abseits der Zufahrt, aber irgendwie – er hätte nicht erklären können,wieso – hatte er den Eindruck, dass diese Tür immer noch benutzt wurde.
    Er ging, dicht an der Hausmauer entlang, bis zum Ende der Zufahrt. Es stank widerlich nach Urin und Fäkalien. Irgendjemand hatte direkt neben die Tür einen Plastikbeutel mit schmutzigen Windeln geworfen, nicht weit davon lagen Küchenabfälle herum, von streunenden Hunden und Ratten zerwühlt. Wie aufs Stichwort tauchte aus dem Abfallhaufen eine große, fette Ratte auf, beäugte ihn ein paar Sekunden lang frech und verschwand wieder in den Abfällen.
    Erst jetzt bemerkte er, dass es links und rechts der Haustür zwei schmale ovale Fenster gab. Sie waren zwar mit Aluminiumplatten gesichert, aber die ließen sich vielleicht aufhebeln. Er versuchte sein Glück, doch die Platten gaben keinen Zentimeter nach. Er fand keine Ritzen oder Stellen, an denen sie hohl auflagen, sodass er sie nicht zur Seite oder nach oben biegen konnte. Das Haus war besser gesichert, als er gedacht hatte – eine kluge Vorsorge, die vielleicht noch aus Lengs Lebzeiten stammte.
    Smithback fragte sich einmal mehr, ob er im Inneren nur auf die Habseligkeiten des einstigen Hausherrn oder womöglich auch auf die sterblichen Überreste seiner Opfer stoßen würde. Es reizte ihn sehr, heimlich ein bisschen in

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