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Pendergast 03 - Formula - Tunnel des Grauens

Pendergast 03 - Formula - Tunnel des Grauens

Titel: Pendergast 03 - Formula - Tunnel des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
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den Wachmann an und machte eine müde Handbewegung. Seine ganze Mühe war umsonst gewesen. Welche Energieverschwendung, den armen Wachmann so zu erschrecken. Wie auch immer, jetzt musste er zusehen, rechtzeitig Leine zu ziehen, bevor Bulger zurückkam – vermutlich mit einer Mordswut im Bauch und entsprechend streitlustig.
    »Sir?«, meldete O’Neal sich zaghaft zu Wort.
    Smithback schob das Schubfach zu und warf einen Blick auf seine Armbanduhr. »Ich muss wieder hoch, machen Sie hier allein weiter. Sie sind ein aufgeweckter Bursche, ich weiß, dass Sie das hinkriegen.« Sprach’s und wandte sich zum Gehen. »Mr. Fannin?«, nahm O’Neal einen neuen Anlauf.
    Im ersten Moment fühlte Smithback sich nicht angesprochen, bis ihm einfiel, dass er sich so vorgestellt hatte. »Ja, was ist denn?«
    »Müssen die Ordner mit den alten Kopien auch auf Vollständigkeit überprüft werden? Ich meine, weil die doch hinten im Tresorraum aufbewahrt werden.«
    Smithback sah ihn verdutzt an, dann berappelte er sich. »Äh – ja, natürlich. Gut, dass Sie mich daran erinnern, die hatte ich ganz vergessen. Zeigen Sie mir den Tresor.«
    O’Neal führte ihn zu dem altmodischen Stahlkoloss. Smithbacks Hoffnungen schrumpften auf ein Minimum zusammen, er kam sich vor wie angesichts von Fort Knox. »Können Sie ihn öffnen?«
    »Er ist gar nicht verschlossen. Die wichtigen Unterlagen werden ja jetzt im Sicherheitsbereich aufbewahrt.«
    »Ich verstehe. Was liegt denn drin?«
    »Fotokopien der Akten, die wir vorn aufbewahren.«
    »Gut, werfen wir einen Blick hinein!«
    O’Neal wuchtete die schwere Tür auf. Smithback sah verblüfft, dass das Ungetüm eher einer begehbaren Panzerkammer als einem Tresor glich. Es war bis zur Decke mit gestapelten Stahlkassetten voll gestopft.
    »Also gut, sehen wir uns mal die Unterlagen aus dem Jahr … sagen wir: 1870 an.«
    O’Neal musste einen Augenblick suchen, dann deutete er auf eine Kassette. »Die liegen dort, Sir.«
    Smithback zog die Kassette mit dem Aufkleber
1870
aus dem Stapel und klappte den Deckel auf. Randvoll mit Fotokopien aus der Frühzeit der Bürotechnik: glatte, glänzende Bogen, die einen ähnlichen Braunstich wie alte Fotos angenommen hatten. Er blätterte rasch den Inhalt der Kassette durch, bis er bei den Namen mit L angekommen war.
    Na also, wer sagt’s denn? Enoch Lengs Sicherheitsüberprüfung samt der abschließenden Zugangsgenehmigung!
    Er drehte sich so, dass er O’Neal den Rücken zuwandte, nahm blitzschnell die Bogen aus der Kassette, täuschte, um das Knistern zu übertönen, wieder einen Hustenanfall vor, ließ die Papiere mit einer geschickten Handbewegung unauffällig in der Innentasche seiner Jacke verschwinden und schob sich rückwärts aus der Panzerkammer.
    »Das macht alles einen sehr ordentlichen Eindruck, O’Neal. Was aber nicht heißt, dass regelmäßige Bestandskontrollen überflüssig wären. Trotzdem, ich habe den Eindruck, dass Sie Ihre Sache gut machen.« Nach einem dramatischen Seufzer fügte er bekümmert hinzu: »Ich wünschte, ich könnte das auch von Bulger behaupten, aber … Wissen Sie, manche Leute haben eben einfach keine Manieren.«
    »Da haben Sie Recht, Sir. Danke, Sir.«
    »Also, einen schönen Tag noch, O’Neal.« Und damit trat Smithback eilends den Rückzug an.
    Keine Minute zu früh, denn draußen auf dem Flur kam ihmbereits Bulger entgegen: mit hochrotem Gesicht, beide Daumen in die Gürtellaschen gehakt, das Kinn aggressiv nach vorn gereckt, offensichtlich wütend wie ein gereizter Stier. Kein Zweifel, mit dem Mann war nicht gut Kirschen essen. Nur, das hatte Smithback auch gar nicht vor, ihm lag nur daran, so schnell wie möglich den nächsten Ausgang zu erreichen und sich klammheimlich zu verdrücken. Irgendwie wurde er das unheimliche Gefühl nicht los, die drei geklauten Bogen könnten ihm sozusagen zur Strafe für seinen dreisten Frevel ein großes Loch in das Futter seiner Jacke brennen.

Das düstere alte Haus

1
    Zurück auf der Straße und vor etwaigen Verfolgern sicher, eilte Smithback durch den Eingang an der Siebenundsiebzigsten in den Central Park und ließ sich auf einer Bank am See nieder. Über ihm wölbte sich ein klarer Himmel, die Herbstsonne spendete angenehme Wärme, das Farbenspiel des Indian Summers war prachtvoll. Er pumpte sich die laue Luft in die Lungen und sonnte sich in dem Gedanken, dass er wieder einmal seine brillanten Fähigkeiten als Reporter unter Beweis gestellt hatte. Bryce Harriman wäre das

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