Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Pendergast 03 - Formula - Tunnel des Grauens

Pendergast 03 - Formula - Tunnel des Grauens

Titel: Pendergast 03 - Formula - Tunnel des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
Vom Netzwerk:
angesammelten Schmutz im Rahmen festgebacken. Einen Moment lang sah er unschlüssig nach unten. Nein, dem Gedanken, auf demselben Weg hinunterzuklettern, konnte er absolut nichts abgewinnen. Die Tour aufwärts war schon gefährlich genug gewesen, abwärts hätte sie sträflichen Leichtsinn bedeutet. Nur, er konnte auch nicht ewig hier hocken. Nicht auszudenken, wenn zufällig jemand vorbeikam und ihn hier oben entdeckte! So oder so, er musste einen Weg finden, um ins Haus zu gelangen. Er wollte sich ja nur mal kurz darin umsehen. Und da sah er plötzlich den Polizeiwagen auf dem Riverside Drive. Er war noch einige Häuserblocks weit weg, kam aber – Gott sei Dank im Schneckentempo – stetig näher, die Zufahrtsstraße herauf, an der Lengs Haus lag. O verdammt. Es machte bestimmt keinen guten Eindruck, wenn die Cops ihn hier oben kauern sahen. Und Smithback blieb keine Zeitmehr, sich ein Versteck zu suchen oder gar ungesehen nach unten zu klettern.
    Er zog schnell die Jacke aus, knüllte sie zusammen, presste das Bündel fest an das untere Drittel der Scheibe und rammte mit einem Ruck die Schulter gegen das Glas. Geschafft – die Scheibe zerbarst mit einem kurzen, scharfen Knall. Smithback entfernte die scharfen Splitter und kroch durch das Loch in das Zimmer.
    Als Erstes warf er einen Blick nach außen. Auf der Straße tat sich nichts, offenbar hatte niemand etwas bemerkt. Er horchte angestrengt ins Dunkel. Lautlose Stille. Die Luft roch längst nicht so abgestanden und muffig, wie er erwartet hatte, eigentlich nicht mal unangenehm – nach alten Tapeten und nach Staub. Er tat ein paar tiefe Atemzüge.
    Denk an deine Story! Denk an den Pulitzerpreis! Denk an Nora! Er würde sich schnell ein bisschen umsehen und dann schleunigst wieder verschwinden.
    Er wartete, bis sich seine Augen an das Halbdunkel gewöhnt hatten. Weiter hinten stand ein Bücherregal, auf dem ein einziges Buch lag. Er nahm es aus dem Regal. Es stammte aus dem neunzehnten Jahrhundert, eine wissenschaftliche Abhandlung mit dem Titel
Weichtiere;
auf dem Einband prangte eine eingeprägte goldene Muschelschale. Smithback spürte, dass sein Herzschlag sich leicht beschleunigte. Eine bibliophile Rarität. Er schlug das Buch auf, in der Hoffnung, auf dem Vorblatt Enoch Lengs Exlibris zu finden. Nichts, auch handschriftliche Anmerkungen suchte er beim flüchtigen Durchblättern vergeblich.
    Er legte das Buch weg, es wurde Zeit, sich im Haus umzusehen. Also zog er die Schuhe aus, stellte sie unter das Fenster und machte sich in Socken auf den Weg zur Tür. Als er sich gerade ermahnen wollte, nur ja keinen Lärm zu machen, knarrte der Fußboden. Das hässliche Geräusch hörte sich in dem leeren Haus unheimlich laut an. Er blieb stehen und lauschte. Gottlob blieb alles still. Offenbar stand das Haus,wie er schon vermutet hatte, leer. Anscheinend hatte es nicht einmal Stadtstreicher und Obdachlose angelockt. Aber es konnte trotzdem nichts schaden, weiter auf der Hut zu sein. Er legte die Hand auf den Türknauf, drehte ihn so behutsam wie möglich nach links, drückte die Tür vorsichtig einen Spalt weit auf und spitzte hindurch. Rabenschwarze Finsternis. Er machte die Tür vollends auf, damit er wenigstens im Tageslicht, das durch die Fenster hereindrang, ein paar Umrisse ausmachen konnte. Vor ihm erstreckte sich ein langer Flur, die weiße Tapete mit dem Muster aus grünen Ornamenten wirkte ein wenig pompös. In den in die Wand eingelassenen Nischen hingen mit weißen Tüchern verhüllte Gemälde, da und dort schaute ein Stück von den schweren Goldrahmen hervor. Am Ende des Flurs führte eine geschwungene Marmortreppe in das undurchdringliche Dunkel des Erdgeschosses. Neben der obersten Stufe stand eine ebenfalls mit weißem Tuch verhüllte Statue.
    Smithback hielt unwillkürlich den Atem an. Er kam sich vor wie ein Traumwandler. Konnte das alles Leng gehört haben? Und noch etwas machte ihn stutzig: Das Haus sah trotz der verhängten Gemälde nicht aus, als stünde es seit Lengs Tod leer.
    Neugierig ging er auf eine Wandnische mit einem verhüllten Gemälde zu, während er gleichzeitig bemerkte, dass sich der Geruch irgendwie verändert hatte. Auf einmal wehten ihn nicht mehr nur Staub und Moder an, es roch unangenehm süßlich nach Verfall und Chemikalien. Vielleicht lag er gar nicht so falsch mit dem Verdacht, dass Leng die sterblichen Überreste seiner Opfer in dem Haus verscharrt hatte, eingemauert hinter schweren viktorianischen Tapeten.
    Er langte

Weitere Kostenlose Bücher