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Pendergast 03 - Formula - Tunnel des Grauens

Pendergast 03 - Formula - Tunnel des Grauens

Titel: Pendergast 03 - Formula - Tunnel des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
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dieser Smithback davon Wind bekommen hatte.
    Ad vier, wieder ein verdächtiger Umstand: Wer hatte diesem FBI-Agent erlaubt, den Brief – vorgeblich zur näheren Untersuchung – aus dem Archiv mitzunehmen? Kein Geringerer als der Museumsdirektor Collopy, der senile alte Trottel.
    Ad fünf – Fairhaven. Der Baulöwe saß im Aufsichtsrat des Museums.
    Ad sechs, wie war das mit diesem Massenmörder aus dem neunzehnten Jahrhundert gewesen? Hatte der nicht enge Beziehungen zum Museum unterhalten?
    Ad sieben, warum war ausgerechnet Puck, der Archivverwalter, ermordet worden? Weil er in seinen verstaubten Unterlagen irgendetwas Wichtiges entdeckt hatte.
    Wie er’s auch drehte und wendete, immer wieder stieß er auf das Museum, alle Fäden liefen dort zusammen.
    Custer wunderte sich selber, wie reibungslos sein Gehirn plötzlich arbeitete, die möglichen Schlussfolgerungen drängten sich ihm nur so auf. Die Zeit war reif für einen großen, entscheidenden Schlag. Er würde schon dahinter kommen, worüber Puck in seinem Archiv gestolpert war. Und wenn er das herausfand, würde es ihn direkt zu dem Mörder führen. Er durfte keine Zeit verlieren, nicht eine Minute.
    Custer stemmte sich aus dem Schreibtischsessel hoch und drückte den Knopf der Wechselsprechanlage. »Noyes? Kommen Sie sofort zu mir!«
    Der Mann stand unter der Tür, bevor Custer noch den Finger von der Taste genommen hatte.
    »Ich möchte die besten zehn Detectives, die an dem ›Chirurgen‹-Fall arbeiten, zu einem vertraulichen Briefing in meinem Büro sehen. In einer halben Stunde, klar?«
    »Ja, Captain.« Noyes erlaubte sich, leicht die Augenbrauen zu heben, achtete aber geflissentlich darauf, dass Custer ausseiner Miene keinen Zweifel an der Zweckmäßigkeit der Maßnahme lesen konnte.
    »Ich hab’s nämlich, Noyes. Ich weiß jetzt, wo wir ansetzen müssen.«
    Noyes hörte verdutzt auf, seinen Kaugummi zu kauen. »Sir?« »Der Schlüssel zu dem ›Chirurgen‹ ist das Museum. Dieser Schlüssel liegt in dem Archiv verborgen. Vielleicht stoßen wir dort sogar auf den Mörder. Wer weiß, ob der Kerl nicht zu den leitenden Mitarbeitern des Museums gehört.« Custer griff nach seiner Jacke. »Wir werden so rasch und hart zuschlagen, dass denen nicht mal Zeit bleibt zu kapieren, welcher Sturm da plötzlich über sie hereinbricht.«

3
    Smithback arbeitete sich, jedes Sims und jeden Vorsprung nutzend, langsam an der Hauswand hoch, auf die Steinbrüstung der Fenster im ersten Stock zu. Die Klettertour gestaltete sich schwieriger als erwartet, er hatte sich bereits eine aufgeschrammte Wange und Quetschungen an einem Finger eingehandelt. Ganz davon zu schweigen, dass er sich die handgenähten, zweihundertfünfzig Dollar teuren italienischen Schuhe ruiniert hatte. Mal sehen, vielleicht kam die
Times
für den Schaden auf. Im Augenblick hatte er allerdings ganz andere Sorgen. Irgendwie kam er sich, als er so mit gespreizten Beinen und nach oben gereckten Armen an der Hausmauer hing, wie eine traurige Witzfigur vor. Ob es nicht doch einfachere Wege gab, den Pulitzerpreis zu gewinnen? Er klammerte sich an der Brüstung fest, aktivierte alle Kräfte und zog sich ächzend hoch. Als er sich einen Moment ausgeruht hatte und wieder zu Atem gekommen war, warf er einen Blick nach unten. Die Straße lag still und leer da, niemand schien etwas bemerkt zu haben.
    Er konzentrierte sich auf die hohe, dreifach unterteilte Fensterscheibe.Das Zimmer, das dahinter lag, war stockdunkel und offenbar völlig leer. Das heißt, in dem schwachen Licht, das von außen hineinfiel, meinte er wabernde Staubfäden zu sehen, und es war ihm auch, als könne er weiter hinten eine geschlossene Tür ausmachen.
    Ein bisschen spärlich, gestand er sich ein. Aber wenn er mehr in Erfahrung bringen wollte, musste er wohl oder übel in das Haus eindringen.
    Sicher war das dann ein Einbruch, aber so eng wollte er es nicht sehen. Das Haus stand schließlich allem Anschein nach seit Jahrzehnten leer. Wahrscheinlich war es längst in den Besitz der Stadt übergegangen. Und nachdem er nun schon so weit gekommen war, wäre es absurd gewesen, unverrichteter Dinge umzukehren. Im Geiste sah er schon das fassungslose Gesicht seines Herausgebers, wenn er ihm lediglich ein paar alte Fotokopien präsentierte. Dafür ließ sich die
Times
bestimmt nicht für die ruinierten Schuhe zur Kasse bitten.
    Er versuchte, das Fenster aufzudrücken, aber es war, wie zu erwarten, abgeschlossen oder durch den in Jahrzehnten

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