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Pendergast 03 - Formula - Tunnel des Grauens

Pendergast 03 - Formula - Tunnel des Grauens

Titel: Pendergast 03 - Formula - Tunnel des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
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er eben noch eines opfern. Aber diesmal, nahm er sich vor, hielt er sich nicht damit auf, irgendwelche Funde zu bestaunen. Er wusste inzwischen genau, wo er hinwollte: zu der schief in den Angeln hängenden, zerkratzten Tür, die er im Hintergrund ausmachen konnte.
    Als er dort ankam, versengte ihm das heruntergebrannte Streichholz die Finger. Er ließ es fluchend auf den Boden fallen, zündete ein neues an und stieß die Tür auf. Dahinter lag eine geräumige, schwarz und weiß gekachelte Küche. Ein riesiger Herd mit gut einem Dutzend Feuerstellen. An der Wand hingen kupferne Töpfe und Pfannen, die im Laufe all der vielen Jahre Grünspan angesetzt hatten. Von der Decke baumelten Spinnweben, auf dem gefliesten Fußboden lag Mäusekot. Und die herbste Enttäuschung war: Es gab keine Tür, die ins Freie führte, in einen Hof oder einen Kräutergarten.
    Mutlosigkeit überkam ihn. Das Haus war riesengroß, sein Vorrat an Streichhölzern reichte nicht ewig. Was sollte er tun, wenn das letzte abgebrannt war?
    Nimm dich zusammen, Smithback!, ermahnte er sich. In dieser Küche war mit Sicherheit seit hundert Jahren nichts mehr gekocht worden. Weil niemand mehr in dem Haus wohnte. Worüber machte er sich eigentlich Sorgen?
    Da er kein Streichholz mehr opfern wollte, musste er, nur auf seinen Orientierungssinn angewiesen, im Dunkeln in den hinteren Ausstellungsraum zurücktappen. Seine Idee, sich an den Schränken entlangzutasten, erwies sich als nicht so gut: Er stieß mit der Schulter an einen Schrank, ein Glas fiel zu Boden und zersplitterte, scharfer Formaldehydgeruch stieg ihm in die Nase.
    Er war drauf und dran, doch wieder ein Streichholz anzuzünden, als ihm einfiel, dass Formaldehyd vielleicht feuergefährlich war. Um kein Risiko einzugehen, ließ er es lieber sein – und trat beim nächsten Schritt prompt in etwas Glitschig-Weiches, vermutlich das Tier, das in dem Glas gelegen hatte. Er machte vorsichtig einen großen Bogen um das wabbelige Etwas.
    Plötzlich erinnerte er sich, dass er auf dem Flur zwischen der Eingangshalle und dem zweiten großen Raum an Türen vorbeigekommen war. Ein Hoffnungsschimmer. Die würde er sich eine nach der anderen vornehmen. Aber erst wollte er diemit Formaldehyd voll gesogenen Socken ausziehen. So, und nun war er neugierig, was es mit den Türen auf sich hatte.
    Er ritzte ein Streichholz an, tappte barfuß in den kurzen Flur, und siehe da, er hatte sich nicht geirrt: Es gab tatsächlich Türen – vier an der Zahl, zwei auf der linken und zwei auf der rechten Seite.
    Gespannt öffnete er die erste. Ein ziemlich heruntergekommenes Badezimmer mit einer großen Zinkwanne, auf dem gefliesten Boden lag der grinsende Schädel eines Dinosauriers. Hinter der zweiten erwartete ihn die nächste Enttäuschung: ein hoher Schrank voller ausgestopfter Vögel. Hinter der dritten waren es präparierte Eidechsen und Salamander. Hinter der letzten verbarg sich eine vergammelte alte Spülküche, die Wände waren mit Schimmel und Mehltau überzogen.
    Das Streichholz erlosch, er stand wieder im Dunkeln. Er zählte mit den Fingern ab, wie viele Streichhölzer ihm noch blieben: Es waren sechs. Er gab sich Mühe, die Angst zu verdrängen, die ihn befiel, merkte aber, dass die sich nicht so leicht verdrängen ließ.
    Er hatte schon oft in heiklen Situationen gesteckt, manchmal sogar in gefährlichen. Na also, redete er sich zu, stell dich nicht so an! Es ist schließlich nur ein leeres Haus. Sieh zu, dass du endlich einen Weg nach draußen findest!
    Smithback patschte auf nackten Füßen zurück in die große Eingangshalle. Es war eine Erleichterung, dass in diesen Teil des Hauses wenigstens ein Schimmer von Tageslicht fiel, hier konnte er zumindest die Vitrinen und sogar so etwas wie eine vage Ahnung einzelner Ausstellungsstücke ausmachen. Trotzdem beschlich ihn das unheimliche Gefühl, einer schrecklichen Bedrohung ausgesetzt zu sein. Der widerlich süßliche Geruch von Chemikalien und Verwesung wurde immer stärker.
    Er atmete tief durch und versuchte sich zu beruhigen. Schließlich war die dicke Staubschicht, mit der der Boden bedeckt war, ein eindeutiger Beweis dafür, dass das Haus seit vielen, vielenJahren leer stand. Selbst wenn es einen Hauswart gab, hatte der sich schon lange nicht mehr hier blicken lassen.
    Nicht aufgeben!, sagte er sich und starrte mit weit aufgerissenen Augen in das schummerige Halbdunkel. Nach einer Weile meinte er ganz hinten am äußersten Ende der Halle einen Bogengang zu

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