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Pendergast 03 - Formula - Tunnel des Grauens

Pendergast 03 - Formula - Tunnel des Grauens

Titel: Pendergast 03 - Formula - Tunnel des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
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bei hellwachem Bewusstsein zu ertrinken.
    Der Mann hatte sich über ihn gebeugt. Im diffusen Licht, das durch das Viereck der offenen Tür fiel, sah er wie ein dunkler Schatten aus. Von seinem Gesicht war unter der breiten Krempe des Bowlers fast nichts zu erkennen. Aber die Spritze, die er in der Hand hielt, sah Smithback umso deutlicher.
    Nun riss ihm der Mann die Reste des Mundpflasters ab. »Das brauchen wir nicht mehr. Ich werde jetzt eine Intubation vornehmen. Es wäre doch zu ärgerlich, wenn Sie mir ersticken, noch bevor die Prozedur begonnen hat.«
    Smithback versuchte, wenigstens so viel Luft einzuatmen, dass er schreien konnte, aber es wurde nur die Andeutung eines leisen Keuchens daraus. Seine Zunge fühlte sich dick und unerträglich groß an. Sein Unterkiefer sackte nach unten, Speichel rann ihm aus dem Mund aufs Kinn. Es kostete ihnunsägliche Mühe, sich zumindest die Illusion zu erhalten, noch Luft zu bekommen.
    Der Mann trat ein paar Schritte zurück und verschwand schließlich hinter der Tür im Dunkel. Irgendetwas näherte sich ratternd, und als die schwarz gekleidete Gestalt wieder auftauchte, schob sie eine Rollliege und eine kastenförmige, gummibereifte Apparatur vor sich her. Der Mann schob die Liege dicht neben Smithback, beugte sich über ihn und öffnete mit einem unförmigen Schlüssel die Stahlfesseln an Smithbacks Hand- und Fußgelenken. Trotz aller Ängste und seiner zunehmenden Verzweiflung nahm Smithback den muffigen, an Mottenkugeln erinnernden Geruch wahr, den die schwarze Kleidung verströmte. Er roch den Schweiß des Mannes und einen Anflug von Eukalyptusduft. War der Kerl etwa so abgebrüht, dass er sich die Zeit genommen hatte, ein Bonbon oder eine Tablette zu lutschen?
    »Ich werde Sie jetzt auf die Rollliege betten.«
    Smithback spürte, wie er hochgehoben wurde und sich kaltes Metall an seinen nackten Rücken schmiegte. Er merkte, dass ihm die Nase lief, aber er konnte nichts dagegen tun, nicht mal die Hand heben. Und dann beherrschte ihn nur noch die quälende Gier nach Sauerstoff. Er war völlig gelähmt, doch sein Denkvermögen und sein Wahrnehmungssinn arbeiteten störungsfrei.
    Der Mann tauchte wieder in seinem Gesichtsradius auf. Er hielt einen dünnen Plastikschlauch in der Hand, zwang Smithbacks Ober- und Unterkiefer auseinander und presste ihm den Schlauch in den Mund; Smithback spürte, wie er sich an seiner Kehle rieb. Jäher Brechreiz überfiel ihn, aber er war ihm hilflos ausgeliefert, er konnte nicht mal würgen. Dann spürte er, wie das Ventilationsgerät ihm Luft in die Lunge pumpte. Seine Erleichterung war so groß, dass er einen Moment lang vergaß, welcher tödlichen Bedrohung er ausgeliefert war.
    Die Rollliege wurde aus dem Raum geschoben. Über ihmwölbte sich eine niedrige Ziegelsteindecke, hin und wieder tauchte eine nackte Glühbirne in seinem Gesichtsfeld auf. Kurz danach veränderte sich das Bild, anscheinend wurde er durch eine Art Kellergewölbe geschoben. Die Rollliege drehte sich um neunzig Grad und hielt abrupt an. Smithback hörte es viermal klicken: Die Räder wurden arretiert. Gleißend helles Deckenlicht blendete ihn. Ein leichter Geruch von Alkohol und einem Desinfektionsmittel stieg ihm in die Nase, was immerhin den Vorteil hatte, dass er den muffigen Geruch der schwarzen Kleidung kaum noch wahrnahm.
    Der Mann schlang die Arme um ihn, hob ihn hoch und legte ihn mit fast liebevoller Sorgfalt auf einen Stahltisch, der breiter war als die Rollliege, aber entsetzlich kalt. Smithback konnte den Mund nicht schließen, weil der Plastikschlauch ihm die Zunge an den Gaumen drückte.
    Dann griff der Mann – wieder sehr behutsam und mit sicheren Bewegungen – abermals zu und drehte ihn so, dass er auf dem Bauch lag. Unwillkürlich ging ihm die Frage durch den Kopf, wie viele Menschen wohl vor ihm so hilflos auf diesem Stahltisch gelegen hatten.
    Plötzlich schwebte eine Hand über ihm, die Hand des Mannes, und wieder fühlte es sich fast wie eine zärtliche Liebkosung an, als der Mann ihm die Lider zudrückte.
    Wenn nur der Tisch nicht so eiskalt gewesen wäre! Er hörte den Mann im Keller hin und her gehen. Irgendetwas schlang sich um seinen Arm, knapp über dem Ellbogen, und als sich der Druck aufbaute, ahnte er, was der Mann vorhatte. Beinahe im selben Augenblick spürte er, wie die Nadel in seinen Oberarm eindrang. Ein ratschendes Geräusch, als würde irgendetwas von einer Rolle gerissen. Nur die schweren Atemzüge und der Eukalyptusgeruch

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