Pendergast 03 - Formula - Tunnel des Grauens
ungehinderten Zutritt zum Museum. Wieso halten Sie sich mit diesen Fragen über Smithback auf? Ich habe ihn seit mindestens einer Woche nicht mehr gesehen. Ich weiß nicht, warum er noch einmal im Museum aufgetaucht ist. Und offen gesagt, es ist mir auch egal.«
O’Grady versuchte, gut Wetter zu machen. »Wir müssen Ihnen diese Fragen stellen, Dr. Kelly.«
»Warum?«
»Weil sie hier auf meiner Liste stehen.«
»Mein Gott!« Nora fuhr sich gequält über die Stirn. Die Sache nahm kafkaeske Züge an. »Also gut, fragen Sie!«
»Nachdem gegen Mr. Smithback ein Haftbefehl ausgestellt wurde, haben wir seinen Mietwagen am oberen Riverside Drive gefunden. Wissen Sie, warum er den Wagen gemietet hat?«
»Ich sage Ihnen doch, ich habe seit einer Woche keinen Kontakt mehr mit ihm gehabt.«
O’Grady drehte das Blatt Papier um. »Wie lange kennen Sie Mr. Smithback schon?«
»Seit fast zwei Jahren.«
»Wo haben Sie ihn kennen gelernt?«
»In Utah.«
»Unter welchen Umständen?«
»Bei einer archäologischen Expedition.« Nora beantwortete die Fragen wie jemand, der einen auswendig gelernten Text aufsagt, mit ihren Gedanken war sie ganz woanders. Am Riverside Drive? Was, zum Teufel, hatte Smithback dort zu suchen?
»Was war das für eine archäologische Expedition?«
O’Grady musste die Frage wiederholen, Nora starrte geistesabwesend ins Leere.
»Wo genau am Riverside Drive? Ich meine, wo wurde der Mietwagen gefunden?«, platzte sie heraus.
O’Grady sah sie irritiert an, bequemte sich aber dazu, das Papier zu überfliegen. »Hier steht was von der Ecke Riverside und Hunderteinunddreißigste Straße.«
»Hunderteinunddreißigste? Was wollte er denn da?«
»Wir hatten gehofft, dass Sie uns das sagen können. Also, noch mal zu dieser archäologischen Expedition …«
»Und Sie sagen, er habe sich heute Vormittag Zugang zu Akten verschafft? Was für Akten?«
»Es ging um alte Sicherheitsüberprüfungen.«
»Um wessen Sicherheitsüberprüfung?«
O’Grady seufzte, warf aber noch einmal einen Blick auf sein Blatt. »Darüber steht hier nichts.«
»Wie hat er sich Zugang zu der Akte verschafft?«
O’Grady stöhnte genervt. »Könnten wir uns jetzt wieder
unseren
Fragen zuwenden?«
»Ich weiß was über die Sache«, mischte sich Finester ein. »Ich hab das auf der Wache mitgekriegt, als du nicht da warst, weil du gerade Kaffee und Donuts geholt hast.«
O’Grady sah ihn finster an. »Falls es dir entfallen ist, Finester,unser Auftrag besteht darin, Dr. Kelly Fragen zu stellen!«
Nora musterte ihn kühl. »Wie soll ich Ihre Fragen beantworten, wenn Sie mir die Informationen verweigern, die ich dazu brauche?«
O’Gradys rosarote Wangen verfärbten sich dunkelrot. »Ich sehe keinen Grund, warum ich …«
»Sie hat Recht, O’Grady«, fiel ihm Finester ins Wort. »Sie hat das Recht, so was zu erfahren.« Er versuchte, sich mit einschmeichelndem Lächeln bei Nora anzubiedern. »Mr. Smithback hat einen der beiden Wachleute mit einem fingierten Telefonanruf von seinem Posten gelockt. Er hat sich als Soundso aus der Personalabteilung ausgegeben, dann dem anderen Wachmann gegenüber behauptet, er sei der bei dem Telefonat angekündigte Mann von der Personalabteilung, und sich verschiedene Aktenschränke öffnen lassen. Angeblich zum Zweck einer Vollständigkeitsüberprüfung.«
»Ach, tatsächlich?« Nora musste unwillkürlich in sich hineinschmunzeln. Das sah Smithback ähnlich! »Um was für Akten ging es denn?«
»Ach, irgendwelche Sicherheitsüberprüfungen. Über hundert Jahre alte Schinken.«
»Und deswegen kriegt er Ärger?«
»Ja, wenn es nur das wäre! Der eine Wachmann glaubt gesehen zu haben, dass er ein paar Seiten aus einem der Hängeordner eingesteckt hat.«
»Wissen Sie, aus welchem?«
»Ich glaube, es war der für das Jahr 1870.« Finester war sichtlich stolz auf sein gutes Gedächtnis. »Und eine Überprüfung hat ergeben, dass tatsächlich ein paar Kopien fehlten.« Er beugte sich vertraulich vor. »Sie werden’s nicht glauben, es ging um den Serienmörder aus dem neunzehnten Jahrhundert, den Namen habe ich vergessen. Sie wissen schon, die
Times
hat über ihn berichtet. Smithback wollte sich offensichtlich zusätzliche Informationen über den Mann verschaffen.«
»Meinen Sie Enoch Leng?«
»Ja, so hieß er.«
Nora saß wie benommen da.
O’Grady räusperte sich unwillig. »Können wir jetzt mit der Anhörung fortfahren?«
»Und sein Wagen wurde am Riverside Drive gefunden? An der
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