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Pendergast 03 - Formula - Tunnel des Grauens

Pendergast 03 - Formula - Tunnel des Grauens

Titel: Pendergast 03 - Formula - Tunnel des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
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irgendwie musste sie es schaffen, hier rauszukommen!
    Sie lauschte angestrengt, und tatsächlich, die schweren Stiefelder beiden verrieten ihr, wo sie ungefähr waren. In ihrem blinden Eifer und weil keiner dem anderen die Meriten überlassen wollte, waren sie zusammen geblieben, keiner hatte sich vor der Tür aufgebaut.
    »Also gut«, rief sie, »ich gebe auf! Tut mir Leid, dass ich die Nerven verloren habe.«
    Sie hörte O’Grady und Finester miteinander flüstern.
    »Wir kommen!«, rief O’Grady. »Bleiben Sie, wo Sie sind!« Die schweren Stiefelschritte kamen näher. Sie schienen es sehr eilig zu haben, der Lichtstrahl der Stablampen hüpfte auf und ab. Nora duckte sich so tief wie möglich, schlug einen Haken und versuchte, auf dem Weg zur Tür das Kunststück fertig zu bringen, sich so leise wie möglich und gleichzeitig so schnell wie möglich zu bewegen.
    »Wo sind Sie?«, rief eine aufgeregte Stimme. »Dr. Kelly?« Sie waren offenbar noch ein Stück weit weg und ein paar Regalbreiten zu weit links abgekommen.
    »Sie war dort drüben, O’Grady.«
    »Quatsch, Finester, sie war viel weiter hinten!«
    Nora spurtete los, war im Nu an der Tür, riss sie auf, warf sie hinter sich zu und schloss von außen ab.
    Fünf Minuten später stand sie mit hechelndem Atem an der Museumszufahrt, zog das Handy aus der Tasche und tastete hastig eine Nummer ein.

7
    Der Silver Wraith hielt am Bürgersteig der Zweiundsiebzigsten Straße, der Motor schnurrte fast lautlos im Leerlauf, Special Agent Pendergast stieg aus und ging in Gedanken verloren zum Dakota.
    Das Gespräch mit seiner Großtante hatte ein ungewohntes Gefühl in ihm ausgelöst, ähnlich der Vorahnung einer unheimlichen Bedrohung. All das, was er seit der Entdeckungdes grauenvollen Tunnels mit den in den Nischen eingemauerten Leichen an der Catherine Street geahnt hatte, wuchs immer mehr zur Gewissheit heran.
    Seit vielen Jahren hatte er, ohne je ein Wort darüber zu verlieren, in regelmäßigen Abständen den Informationsdienst des FBI und den von Interpol nach einem bestimmten Modus Operandi abgesucht, immer in der Hoffnung, nicht fündig zu werden, aber zugleich mit der beklommenen Ahnung, dass er irgendwann doch auf den Hinweis stoßen werde, der die insgeheim gehegten Befürchtungen bestätigte.
    »Guten Abend, Mr. Pendergast«, begrüßte ihn der Wachmann des Dakota und kam, einen gefütterten Umschlag in der – natürlich in einem weißen Handschuh steckenden – Hand aus dem Wachhäuschen auf ihn zu.
    Pendergast ließ sich nichts anmerken, aber seine Miene wurde um eine Spur besorgter. »Vielen Dank, Johnson«, sagte Pendergast, ohne dem Umschlag vorläufig Beachtung zu schenken. »Ist Sergeant O’Shaugnessy hier gewesen? Sie erinnern sich, dass ich erwähnt habe, er wolle im Laufe des Tages vorbeikommen.«
    »Nein, Sir, er hat sich hier nicht sehen lassen. Weder tagsüber noch heute Abend.«
    In Pendergasts Besorgnis mischten sich Schuldgefühle, er stand lange stumm da. Dann gab er sich einen Ruck. »Ich verstehe. Haben Sie diesen Umschlag für mich entgegengenommen?«
    »Ja, Sir.«
    »Darf ich fragen, von wem?«
    »Von einem reizenden älteren Herrn, durch und durch alte Schule, würde ich sagen.«
    »Trug er einen Bowler?«
    »Ja, in der Tat, Sir.«
    Pendergast las die Aufschrift auf dem Stahlstichetikett des Umschlags.
A. X. L. Pendergast, Esq., Dr. phil., Dakota, New York City. Persönlich vertraulich
. Er erkannte den Umschlagsofort wieder, der Schreibwarenhändler am Ort hatte solche Umschläge viele Jahre lang aus schwerem, handgeschöpftem Papier mit Egoutteurrippung für seine Familie angefertigt. Das Kuvert hatte einen leichten Gelbstich angenommen, die Tinte aber sah frisch aus.
    Pendergast wandte sich zu dem Wachmann um. »Johnson, darf ich mir Ihre Handschuhe ausleihen?«
    Der Wachmann stutzte, wusste seine Verblüffung aber gut zu verbergen. Pendergast zog die weißen Handschuhe über, trat in den Lichtkreis des Wachhäuschens und riss den Verschluss des Umschlags auf. Er langte vorsichtig hinein und zog ein einmal gefaltetes Blatt Papier heraus. In der Knickstelle lag ein kleiner, grau schimmernder Faden. Das Ende einer Angelschnur, hätte man denken können, aber Pendergast wusste sofort, dass er ein Stück von einem menschlichen Nerv vor sich hatte, zweifellos von der Cauda equina am unteren Ende des Rückgrats.
    Eine Nachricht war nicht beigefügt. Er hielt den gefalteten Briefbogen in verschiedenen Neigungswinkeln gegen das Licht,

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