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Pendergast 03 - Formula - Tunnel des Grauens

Pendergast 03 - Formula - Tunnel des Grauens

Titel: Pendergast 03 - Formula - Tunnel des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
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›Chirurgen‹ festgenommen haben.«
    »Ja, Sir«, schnarrte Noyes und machte pflichteifrig auf dem Absatz kehrt.
    »Sie stellen mich vor aller Öffentlichkeit bloß!«, protestierte Brisbane mit überschnappender Stimme. »Das wird Sie die Dienstmarke kosten, Captain!«.
    Custer hörte gar nicht zu, ihm war gerade wieder ein Geistes-blitz gekommen. »Warten Sie!«, rief er Noyes nach. »Sagen Sie dem Bürgermeister unbedingt, dass wir es ihm überlassen, die Neuigkeit bekannt zu geben.«
    Als sich die Tür hinter Noyes geschlossen hatte, lächelte Custer versonnen vor sich hin. Bis zur Wahl blieb nur noch eineWoche, Montefiori brauchte dringend einen echten Knüller. Es war ein kluger, ein sehr kluger Schachzug, die Bekanntgabe der Neuigkeit ihm zu überlassen. Gerüchte wollten nämlich wissen, dass bei einer Wiederwahl Montefioris der Posten des Commissioners neu besetzt werden sollte. Und wie heißt es doch so schön? Man kann seine Hoffnungen gar nicht hoch genug schrauben …

7
    Nora konnte den Schock nachempfinden, den sie in Pendergasts Augen las. Er schien sich von dem grausigen Anblick nicht losreißen zu können. Wieder und wieder suchte sein Blick das Gesicht des Toten ab: das wachsfahle Kinn, die feinen aristokratischen Züge, das Haar, dessen Blond so hell war, dass es fast weiß erschien …
    Sie versuchte, Worte für ihre Verwirrung zu finden. »Das Gesicht, es erinnert mich an …« Sie verstummte, doch als Pendergast nicht auf ihren angefangenen Satz reagierte, sondern sich weiter in Schweigen hüllte, musste sie es wohl oder übel noch einmal versuchen: »Es sieht Ihnen so ähnlich.«
    »Ja.« Pendergasts Antwort war nur ein verhuschtes Flüstern.
    »Es sieht mir sehr ähnlich.«
    »Aber wer ist das?«
    »Enoch Leng.«
    Nora glaubte einen Unterton herauszuhören, der ihr eine Gänsehaut über den Rücken jagte. »Leng? Wie ist das möglich? Haben Sie nicht immer gesagt, dass er noch lebt?«
    Sie sah Pendergast an, wie viel Kraft es ihn kostete, sich zu ihr umzuwenden. Und als er sie ansah, las sie in seinen Augen alle Qual, die ein Mensch empfinden kann.
    »Bis vor kurzem hat er noch gelebt. Aber dann ist jemand gekommen und hat ihn getötet. Nein, nicht einfach getötet,zu Tode gequält und in diesen Käfig gesperrt. Wer es auch war, wir werden es von nun an wohl mit ihm zu tun haben.«
    »Ich verstehe trotzdem nicht …«
    Pendergast unterbrach sie mit erhobener Hand. »Bitte, ich kann jetzt noch nicht darüber sprechen.«
    Als er den Lichtstrahl auf den im Dunkel liegenden Teil des Raumes richtete, merkte Nora, wie viel Überwindung ihn das kostete. Sie versuchte, tief durchzuatmen, um ihren Herzschlag zu beruhigen, aber das half ihr nicht viel, weil sie keine frische, sondern stickige, staubgeschwängerte Luft einatmete. Alles erschien ihr so absurd, so entsetzlich und so rätselhaft, dass es eigentlich nur ein böser Traum sein konnte.
    Der Lichtstrahl war wieder auf den Boden gerichtet, er huschte ein paar Sekunden lang suchend hin und her. »Jetzt ist er bewusstlos, er wird über den Boden geschleift«, flüsterte Pendergast ihr zu. Aber seine Stimme hörte sich anders an als zuvor, fast so, als habe er alle Hoffnung aufgegeben.
    Das Licht der Taschenlampe wies ihnen den Weg, sie folgten den Schleifspuren bis zu einer Reihe von Türen, die offensichtlich in Nebenräume führten. Hinter der ersten entdeckten sie eine mit Teppichen ausgelegte, mit ledernen Sesseln und Sofas möblierte Bibliothek. In den hohen Regalen reihten sich Folianten aneinander, hier und da aufgelockert von einem Ausstellungsstück. Der Raum schien seit langem im Dornröschenschlaf zu liegen, bei jedem Schritt, sogar bei jeder Bewegung wölkte Staub auf.
    Pendergast richtete den Lichtstrahl auf die seitlichen Wände. Auf einem Tischchen stand ein Dekantiergefäß, daneben ein leeres Glas, nach dem verkrusteten braunen Bodensatz zu schließen, zuletzt mit Port oder Sherry gefüllt. Auf einem Aschenbecher lag eine nicht angezündete, schrumpelig und vom festgebackenen Staub unansehnlich gewordene Zigarre. In die Wand war ein aus grauem Marmor gefügter Kamin eingelassen, die Holzscheite lagen bereit, aber es hatte sichwohl niemand gefunden, der sie anzünden wollte. Vor dem Kamin war ein zerzaustes, von Mäusen angenagtes Zebrafell ausgebreitet. Auf dem Tischchen links vom Kamin lag ein Hominidenschädel, Nora identifizierte ihn als Australopithecus-Typus. Aus dem Schädel ragte ein Kerzenstummel, er war also als

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