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Pendergast 03 - Formula - Tunnel des Grauens

Pendergast 03 - Formula - Tunnel des Grauens

Titel: Pendergast 03 - Formula - Tunnel des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
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zusammengestellte Prozession über die leeren, laut hallenden Flure und durch die Große Rotunde hinaus zu den Stufen des Museums. Er hatte Noyes eine gute halbe Stunde Zeit gelassen, die Pressevertreter zusammenzutrommeln, und die Wartezeit dazu genutzt, das Prozedere bis in alle Einzelheiten zu planen. Er ging voran, versteht sich, gefolgt von zwei uniformierten Cops, die den Festgenommenen flankierten. Dann kam eine Phalanx von rund zwanzig Lieutenants und Detectives, hinter denen die Museumsmitarbeiter dahinschlurften – ein disziplinloser Haufen, da machte auch der Sicherheitsbeauftragte Manetti keine Ausnahme. Sie waren alle übermüdet und am Ende ihrer Kraft, aber das hatten sie sich selber zuzuschreiben. Wären sie von Anfang an kooperativ gewesen und hätten bereitwillig ausgepackt, wäre ihnen der ganze nächtliche Zirkus erspart geblieben.
    Custer hatte kein Mitleid mit ihnen, wieso auch? Er wollte siealle der Presse präsentieren, am Ort der dramatischen Ereignisse, auf der imposanten Freitreppe vor der nächtlichen Kulisse des Museums. Ein gefundenes Fressen für die Kameras – und gerade noch rechtzeitig für die Frühnachrichten. Und so durchschritten sie die Rotunde, der Widerhall der Polizeistiefel vermischte sich mit dem Stimmengemurmel der Zivilisten. Custer hielt sich kerzengerade und zog den Bauch ein, er wollte in diesem historischen Augenblick vor der Nachwelt ein gutes Bild abgeben.
    Und endlich war es so weit, die schweren Bronzetüren des Museums schwangen auf, draußen drängten sich die Pressevertreter. Custer war ein wenig überrascht, dass so viele gekommen waren. Andererseits, er selbst war es ja gewesen, der die Weichen dafür gestellt hatte. Ein wahres Blitzlichtgewitter entlud sich, überlagert vom grellen Licht der Fernsehscheinwerfer. Von überall her wurden ihm Fragen zugerufen, in dem Lärm war es ihm unmöglich, einzelne Stimmen auszumachen. Die oberen Stufen waren per Absperrband von der Polizei gesichert worden, aber als Custer – mit dem Festgenommenen im Schlepptau – auftauchte, drängten alle wie ein Mann nach vorn. Einen Moment lang schien es drunter und drüber zu gehen, dann hatte die Polizei die Situation wieder im Griff.
    Brisbane hatte, als habe der Schock ihm die Stimme verschlagen, seit zwanzig Minuten kein Wort mehr gesagt. In seiner Verwirrung hielt er sich nicht mal die Hände schützend vors Gesicht, als sie auf die Freitreppe traten. Erst als die Scheinwerfer ihn blendeten und er nur noch ein Meer von Gesichtern und Mikrofonen vor sich ahnte, versuchte er, sich abzuwenden und vor den unaufhörlich aufflammenden Blitzlichtern zu verbergen. Die beiden Cops, die ihn eskortierten, mussten ihn regelrecht zu dem bereitstehenden Streifenwagen zerren. Dort übergaben sie ihn, wie abgesprochen, dem Captain. Denn Custer hatte sich natürlich ausbedungen, dass er es sein würde, der den überführten Mörder mit einem barschen Stoß auf den Rücksitz des Fahrzeugs beförderte.Das, hatte er sich ausgerechnet, würde das Foto sein, das in wenigen Stunden auf der Titelseite sämtlicher New Yorker Morgenzeitungen prangte.
    Nur, es war gar nicht so einfach, einen massigen Mann wie Brisbane einigermaßen elegant auf den Rücksitz zu bugsieren. Custer wäre bei dem Versuch um ein Haar ausgerutscht und auf den Knien oder gar auf dem Bauch gelandet. Eine unerfreuliche Situation, zumal gleich wieder von allen Seiten Blitzlichter aufflammten. Dank der tatkräftigen Unterstützung durch die beiden Cops gelang es schließlich, die Aktion erfolgreich zu beenden, die Türen wurden geschlossen, das blau-rote Signallicht flackerte, der Streifenwagen preschte mit heulender Sirene los.
    Custer sah ihm lange nach, dann wandte er sich zu den Pressevertretern um. Mit einer Geste, die Moses Ehre gemacht hätte, hob er beide Hände und wartete, bis Ruhe eingekehrt war. Natürlich hatte er nicht die Absicht, dem Bürgermeister die Show zu stehlen, das Foto, auf dem er den in Handschellen gelegten Mörder in den Wagen schob, würde jedem klar machen, wer der wahre Held des Tages war.
    Und so rief er mit erhobener Stimme – wunderbarerweise, ohne in den üblichen Piepston zu verfallen – in die sternklare Nacht: »Der Bürgermeister ist auf dem Weg hierher. Er wird in wenigen Minuten eintreffen, um eine wichtige Mitteilung zu machen. Bis dahin bin ich nicht gewillt, irgendeine Erklärung gegenüber der Presse abzugeben.«
    »Wie haben Sie ihn denn erwischt?«, rief jemand aus der Menge, und

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