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Pendergast 03 - Formula - Tunnel des Grauens

Pendergast 03 - Formula - Tunnel des Grauens

Titel: Pendergast 03 - Formula - Tunnel des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
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alte Dame griff nach einem Fläschchen mit einem grünen Aufkleber, das neben ihr stand, goss sich ein paar Tropfen auf einen Löffel und schluckte die Essenz. Da sprang eine schwarze Katze auf ihren Schoß und ließ ein wohlgefälliges Seufzen hören. Nora gewann ein bisschen Zeit, sich zu überlegen, wie sie anfangen sollte.
    »Ihr Vater war einer der Kuratoren des New York Museum of Natural History. Ein Kollege von John Canaday Shottum, der in Manhattan ein Kuriositätenkabinett besaß. Und er war überdies bekannt mit einem Wissenschaftler namens Enoch Leng.«
    Die alte Dame hüllte sich ein paar Sekunden in Schweigen. Dann nahm ihre Stimme auf einmal einen scharfen Ton an.
    »Leng? Wie kommen Sie auf Leng?«
    »Wenn Sie etwas über Dr. Leng wissen, würde mich das sehr interessieren. Vielleicht besitzen Sie irgendwelche Briefe oder Aufzeichnungen, die etwas über ihn enthalten.«
    Clara McFaddens Stimme hatte immer noch diesen seltsamschrillen Klang. »Natürlich weiß ich etwas über Leng. Er war es, der meinen Vater ermordet hat.«
    Nora starrte sie sprachlos an. Von einem Mord war bisher nie die Rede gewesen, auch in McFaddens Unterlagen nicht, die sie gelesen hatte. »Wie bitte?«, brachte sie schließlich stammelnd heraus.
    »Oh, ich weiß, alle sagen, er sei einfach so verschwunden. Aber die Leute irren sich.«
    »Woher wissen Sie das?«
    Die alte Dame richtete sich ein wenig auf, knipste wieder die Stehlampe an und nahm ein gerahmtes altes Foto von dem Tischchen neben ihr. Es zeigte das vergilbte Porträt eines jungen Mannes in einem gedeckten, hochgeschlossenen Anzug, der in die Kamera lächelte und dabei zwei blitzende Silberzähne entblößte. Ein Auge war mit einer Schutzkappe abgedeckt, was ihm ein leicht jungenhaftes Aussehen verlieh. Die Stirnpartie und die ausgeprägten Wangenknochen verrieten die unverkennbare Ähnlichkeit mit Clara McFadden.
    »Woher?«, fragte die alte Dame zurück. »Nun, das werde ich Ihnen sagen.«
    In ihrem ungewohnt lauten Tonfall schwangen Erregung und Zorn mit. »Alles begann kurz nachdem mein Vater auf Borneo das rechte Auge verloren hatte. Er war ein leidenschaftlicher Sammler, müssen Sie wissen. Als junger Mann hatte er etliche Jahre in Britisch-Ostafrika verbracht. Im Laufe der Zeit baute er sich eine Sammlung von afrikanischen Säugetieren und naiver Eingeborenenkunst auf. Als er nach New York zurückkam, wurde er einer der Kuratoren des neuen Museums, das die Mitglieder des so genannten Bildungszirkels gerade einrichteten – das New York Museum of Natural History. Zu jener Zeit war alles noch ganz anders, Miss Kelly, die meisten Kuratoren waren im besten Sinn des Wortes Amateure, Männer, die ihrer Arbeit aus Liebe zur Sache nachgingen, ohne wissenschaftliche Ausbildung. Bei meinem Vater kam dazu, dass er an ausgefallenen, seltenen Dingeninteressiert war. Wissen Sie, was man unter einem Kuriositätenkabinett versteht, Miss Kelly?«
    »Ja«, sagte Nora, machte sich eifrig Notizen und ärgerte sich, dass sie kein Aufnahmegerät mitgenommen hatte.
    »In New York gab es zu jener Zeit bereits einige davon, aber durch das neue Museum erwuchs ihnen eine erdrückende Konkurrenz. Wenn eines bankrott ging, kaufte das Museum die Sammlung auf. Mein Vater stand in Korrespondenz mit einigen Kabinetteignern, der Familie Delacourte, Phineas Barnum, den Brüdern Cadwalader und John Canaday Shottum.«
    Sie langte abermals nach dem Fläschchen, genehmigte sich wieder einen Löffel voll und schluckte ihn mit sichtlichem Wohlbehagen. Diesmal konnte Nora im Lichtschein der Stehlampe entziffern, was auf dem grünen Aufkleber stand:
Lydia Pinkhams Gemüseelixier
.
    »Es gab zu der Zeit nur wenige Männer mit wissenschaftlichen Ambitionen«, fuhr die alte Dame fort. »Sie hatten sich alle im Bildungszirkel zusammengeschlossen, dem übrigens auch Shottum angehörte, obwohl er wohl eher Geschäftsmann als Wissenschaftler war. Er hatte gerade das Kabinett an der Catherine Street eröffnet, dessen Besucher sich vornehmlich aus einfachen Leuten rekrutierten. Im Gegensatz zu seinen Kollegen glaubte Shottum daran, dass er mit seiner Sammlung den Horizont der kleinen Leute erweitern könne.
    Darum hatte er sich ja diese eher ein wenig anrüchige Gegend ausgesucht. Er wollte besonders die jungen Besucher ansprechen. Kurzum, er brauchte Hilfe bei der Identifizierung und Klassifizierung der Stücke seiner Sammlung, die er hauptsächlich aus dem Nachlass eines jungen Mannes aufgekauft hatte, der von

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