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Pendergast 03 - Formula - Tunnel des Grauens

Pendergast 03 - Formula - Tunnel des Grauens

Titel: Pendergast 03 - Formula - Tunnel des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
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merkwürdiger Unterton ließ Nora aufhorchen. »Aber sie haben einen anderen Verdacht?«
    »Mein Vater gelangte zu der Überzeugung, dass Leng das Feuer gelegt hat.«
    »Wissen Sie, warum?«
    Die alte Dame schüttelte den Kopf. »Das hat er mir nicht anvertraut.« Sie ließ einen Augenblick verstreichen, dann fuhr sie fort: »Kurz nach dem Brand hat Leng nicht mehr an den Treffen des Bildungszirkels teilgenommen. Er hat sich auch nicht mehr im New York Museum blicken lassen. Mein Vater verlor den Kontakt zu ihm. Er schien einfach von der Bildfläche verschwunden zu sein. Erst über dreißig Jahre später ist er überraschend wieder aufgetaucht.«
    »Wann war das?«
    »Während des Weltkrieges. Ich war damals ein kleines Mädchen, mein Vater hat spät geheiratet, müssen Sie wissen. Er erhielt einen Brief von Leng. Einen sehr freundlichen Brief, in dem Leng den Wunsch äußerte, die alte Bekanntschaft neu zu beleben. Mein Vater lehnte das ab, aber Leng bestand darauf. Er gewöhnte sich an, ins Museum zu kommen, die Vorlesungen meines Vaters zu besuchen und viel Zeit im Archiv des Museums zu verbringen. Meinen Vater hat das sehr irritiert und nach einiger Zeit sogar geängstigt. Er war so beunruhigt, dass er deswegen den Rat von Freunden aus dem Bildungszirkel eingeholt hat. Ich glaube mich an die Namen James Henry Perceval und Dumont Burleigh zu erinnern. Siesind kurz vor dem Tod meines Vaters mehrere Male bei uns zu Hause gewesen.«
    Nora kam kaum mit ihren Notizen nach. »Aber Sie selbst haben Leng nie kennen gelernt?«
    Die alte Dame zögerte. »Doch, einmal bin ich ihm begegnet. Er kam spät in der Nacht zu uns und wollte meinem Vater ein Fundstück als Geschenk überreichen. Er wurde an der Tür abgewiesen, hat das Fundstück aber dagelassen. Eine geschnitzte Holzfigur von einer Südseeinsel, nicht sonderlich wertvoll.«
    »Und?«
    »Am nächsten Tag ist mein Vater verschwunden.«
    »Und Sie sind überzeugt, dass das Lengs Werk war?«
    »Ja.«
    »Wie hat er das zu Wege gebracht?«
    Die alte Dame strich sich übers Haar, ihre hellwachen Augen schienen sich mit Noras fragendem Blick zu verhaken. »Mein liebes Kind, woher soll ich das wissen?«
    »Aber warum sollte Leng ihn ermordet haben?«
    »Ich glaube, mein Vater hatte irgendetwas über ihn herausgefunden.«
    »Hat das Museum eine Untersuchung eingeleitet?«
    »Plötzlich wollte niemand Leng je im Museum gesehen haben. Und natürlich hatte ihn auch niemand gesehen, als er bei uns an der Haustür stand. Beweise gab es ohnehin nicht. Es war für das Museum einfacher, sich der Version vom rätselhaften Verschwinden meines Vaters anzuschließen, auch wenn dadurch der Name meines Vaters in Misskredit gebracht wurde. Er war einfach aus unbekannten Gründen verschwunden. Ich war seinerzeit noch ein kleines Mädchen, und als ich später verlangt habe, die Hintergründe aufzuklären, hat man mich abgewiesen. Kein Wunder, ich hatte ja nichts in der Hand.«
    »Und Ihre Mutter? Hatte sie den gleichen Verdacht?«
    »Sie war damals schon tot.«
    »Was ist aus Leng geworden?«
    »Nach dem nächtlichen Besuch bei meinem Vater hat niemand je wieder etwas von ihm gehört oder gesehen.«
    Nora nahm sich ein Herz und fragte: »Können Sie mir sagen, wie Leng ausgesehen hat?«
    Clara McFadden ließ sich Zeit mit der Antwort. »Ich werde ihn nie vergessen. Haben Sie Poes
Untergang des Hauses Usher
gelesen? Darin gibt es eine Beschreibung, die mir unter die Haut gegangen ist, als ich auf sie gestoßen bin. Es war, als habe Poe Leng beschrieben. Ich kann die Stelle heute noch auswendig aufsagen: ›Eine leichenblasse Erscheinung. Das Auge groß, mit auffallend feuchtem Glanz. Ein fein geschnittenes Kinn, das Zeugnis vom Verlangen nach Ansehen oder dem Wunsch nach moralischer Autorität gibt …‹ Leng hatte blondes Haar, blaue Augen und eine Habichtsnase. Er kleidete sich sehr formell, immer in altväterlichem Schwarz.«
    »Eine sehr anschauliche Beschreibung.«
    »Leng gehört zu den Menschen, die einen nicht loslassen, auch wenn sie schon lange tot sind. Aber am besten erinnere ich mich an seine Stimme. Sie war tief, resonant, mit einem strengen Akzent. Und da war noch etwas, eine seltsame Eigenart: die Stimme hörte sich an, als sagten zwei Personen unisono den gleichen Text auf.«
    Das Halbdunkel schien den Salon in immer tiefere Schatten zu tauchen. Nora hatte alle ihre Fragen gestellt, es wurde Zeit, der alten Dame eine Erholungspause zu gönnen. Sie stand auf. »Herzlichen

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