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Pendergast 03 - Formula - Tunnel des Grauens

Pendergast 03 - Formula - Tunnel des Grauens

Titel: Pendergast 03 - Formula - Tunnel des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
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Frage, wie es ihm gehe, war eher höfliche Routine.
    Pendergast machte sich auch gar nicht die Mühe, sie zu beantworten, sondern kam gleich zur Sache. »Leng hat sich seine Opfer unter den Besuchern des
Shottum’s
gesucht.«
    »Woher wollen Sie das wissen?«
    »Hinter dem letzten Ausstellungsraum, einem besonders gruseligen Teil des Kabinetts, führte ein schmaler Flur zum rückwärtigen Ausgang. Aber das Ganze sah aus wie eine Sackgasse, weil der Ausgang hinter einer Art Tapetentür verborgen war. Von dieser Tür konnte jeder, der sich im Haus auskannte, unbemerkt in den Kohlenkeller gelangen. Leng hat sich seine Opfer unter einer ganz bestimmten Besuchergruppe gesucht: Straßenkinder und junge Burschen und Mädchen aus den Arbeitshäusern. Sie hatten in der Regel keine Angehörigen, denen ihr Verschwinden auffallen konnte.«
    Seine Stimme klang monoton, es hörte sich fast so an, als wolle er den Ablauf der Dinge nicht Nora, sondern sich selbst erklären.
    »Von 1872 bis 1881 hat er das
Shottum’s
für seine finsteren Absichten genutzt. Von sechsunddreißig Opfern wissen wir, aber wer weiß, wie viele er sich anderswo gegriffen hat. Wir wissen, dass es Gerüchte gab, in dem Kabinett seien hin und wieder Menschen verschwunden, aber das hat offenbar nur dazu beigetragen, das
Shottum’s
noch populärer zu machen.« Nora lief ein Schauder den Rücken hinunter.
    »1881 hat er dann Shottum ermordet und das Kabinett angezündet. Seit wir Shottums Briefe an McFadden gefundenhaben, wissen wir auch, warum. Diese Briefe haben ihren Empfänger offensichtlich nie erreicht, aber das spielt in diesem Zusammenhang keine Rolle, Leng hätte Shottum auf jeden Fall getötet.« Sein Atem ging schwer, er legte eine kleine Pause ein. »Die Konfrontation mit Shottum war für ihn nur ein willkommener Vorwand, sich einreden zu können, es sei ihm nichts anderes übrig geblieben, als im Kabinett Feuer zu legen. Ein Entschluss, der ihm umso leichter fiel, als er die Phase eins seiner Arbeit als abgeschlossen betrachtete.«
    »Phase eins?«, fragte Nora.
    »Er hatte sein Ziel erreicht. Seine Formel bedurfte lediglich noch letzter Verfeinerungen.«
    »Sie wollen doch damit nicht im Ernst sagen, dass Leng in der Lage gewesen ist, sein Leben zu verlängern?«
    »Er hat zumindest geglaubt, dass die experimentelle Phase beendet sei und er mit der Herstellung seines Elixiers beginnen könne. Ihm war klar, dass er weitere Opfer brauchte, aber nicht mehr so viele wie bisher. Auf das Kabinett mit seinem regen Publikumsverkehr war er nicht mehr angewiesen, im Gegenteil, es war ein Gefahrenherd geworden. Aus Lengs Sicht war es zwingend nötig, seine Spuren zu verwischen und anderswo neu anzufangen.«
    Wieder eine Pause, Pendergast schien in Gedanken versunken zu sein. Endlich fuhr er fort:
    »Ein Jahr vor dem Brand bot Leng seine Dienste zwei in der Nähe gelegenen Arbeitshäusern an, dem Five Points House of Industry und der Five Points Mission. Die beiden Gebäude waren durch unterirdische Gänge verbunden, wie sie sich im neunzehnten Jahrhundert praktisch unter dem ganzen Gebiet erstreckten. Zu Lengs Zeit lag zwischen den beiden Arbeitshäusern eine verrufene Gasse, die so genannte Cow Bay, in der es unter anderem auch eine später aufgelassene Pumpstation des städtischen Wasserwerks gab. Die Station stellte gut einen Monat vor dem Beginn von Lengs Tätigkeit in denArbeitshäusern den Betrieb ein, genauere Daten sind nicht überliefert.«
    »Worauf wollen Sie hinaus?«
    »Leng hat die aufgegebene Pumpstation während seiner Herstellungsphase als Labor benutzt. Dorthin ist er nach dem Brand im
Shottum’s
ausgewichen. Er konnte unterirdisch zu den beiden Arbeitshäusern gelangen und war dort vor jeder Entdeckung sicher. Der ideale Ort, um mit der Produktion des Elixiers zu beginnen, von dem er sich eine Verlängerung seines Lebens versprach. Ich habe unter meinen Unterlagen einen alten Plan der Pumpstation.« Er deutete mit einer schwachen Geste auf den Papierstapel auf dem Fußboden.
    Nora warf nur einen flüchtigen Blick darauf. Was sie viel mehr beschäftigte, war die Frage, was so stark an Pendergasts Kräften gezehrt haben konnte. Gestern hatte er noch viel frischer, viel erholter gewirkt. Hoffentlich war das kein Anzeichen für einen ernsten Rückschlag.
    »Heute sind die Arbeitshäuser, die Wohnblöcke und sogar die meisten Straßen verschwunden. Da, wo Leng sein Herstellungslabor gehabt hat, wurde um 1920 ein dreistöckiges Wohnhaus mit

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