Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Pendergast 04 - Ritual - Höhle des Schreckens

Pendergast 04 - Ritual - Höhle des Schreckens

Titel: Pendergast 04 - Ritual - Höhle des Schreckens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
Vom Netzwerk:
verfolgen. Doch als er näher kam, entpuppte er sich als Cessna, die hoch über den Maisfeldern ihre Runden drehte: offensichtlich das Flugzeug, das Chauncys Leiche aufspüren sollte. Bald darauf tauchte vor der Kulisse der im Westen zuckenden Blitze eine zweite Maschine auf, die sich anschickte, ebenfalls über den Feldern zu kreisen.
    Das blecherne Scheppern des Wasserkessels verriet, dass Miss Winifred Kraus im Erdgeschoss den abendlichen Tee zubereitete. An dem nach oben driftenden Kaffeegeruch merkte er, dass sie selbst dennoch ihren Trinkgewohnheiten treu geblieben war. Der Gedanke, wie gewissenhaft sie sich inzwischen an all das hielt, was er ihr über die Teezubereitung beigebracht hatte, entlockte ihm ein Schmunzeln. Es war nicht so einfach, einen Becher King’s Mountain Oolong richtig zuzubereiten. Das Wasser im Kessel musste exakt die richtige Temperatur haben, die Kanne vorgewärmt und die Menge der Teeblätter auf seinen Geschmack abgestimmt sein. Er hatte Miss Kraus die entscheidenden Passagen aus Lu Yus
Ch’a Ching
, dem Glaubensbekenntnis aller Teekenner, auswendig heruntergebetet und ihr auch all das vermittelt, was sich in dem Werk des chinesischen Poeten über dieunterschiedlichen Eigenschaften von Gebirgswasser, Flusswasser, dem Wasser der Frühjahrsschmelze und den richtigen Siedepunkt fand. Sie hatte so getan, als hinge sie an seinen Lippen, dann aber, wie sie es gewöhnt war, doch Leitungswasser genommen. Und Pendergast musste sich verblüfft eingestehen, dass es tatsächlich frisch, kühl und alles in allem gut schmeckte und einen köstlichen Tee ergab.
    Während ihm das durch den Kopf ging, beobachtete er aufmerksam, wie die beiden Maschinen immer enger über den Maisfeldern kreisten – genauso, wie es die Geier vor ein paar Tagen getan hatten.
    Er zog sein Mobiltelefon aus dem Jackett und tippte eine Rufnummer ein. Am anderen Ende meldete sich eine verschlafene Stimme.
    »Miss Swanson? Ich erwarte Sie in zehn Minuten hier, wenn Sie so freundlich sein wollen.« Er klappte das Gerät zu und trat ans Fenster.
    Kein Problem, zehn Minuten reichten für seinen Tee.

41
    Corrie versuchte, nicht hinzusehen. Aber ständig krampfhaft in die andere Richtung zu starren war irgendwie auch nicht das Wahre. Und wenn sie dann doch hinschaute, kam ihr jedes Mal alles noch schlimmer vor.
    Der Schauplatz glich denen, die sie bei den früheren Morden gesehen hatte: eine ins Maisfeld geschnittene Lichtung, darauf die Leiche und das übliche rituelle Drumherum. Die Erde rings um den Toten war sorgfältig aufgelockert und dann wieder festgeklopft worden. Die Leiche lag inmitten eines großen hölzernen Speichenrads – auf dem Rücken, nackt, die Arme auf der Brust verschränkt, die Beine lang ausgestreckt. Chauncys glasige Augen standen weit offen,himmelwärts gerichtet, aber es sah aus, als schiele er nach links und rechts. Seine Haut hatte die Farbe einer überreifen Banane angenommen. Von der Brust bis zum Unterbauch verlief ein Schnitt mit ausgefransten Rändern. Der Bauch sah obszön gebläht aus, der Schnitt war mit grobem Garn vernäht worden. Wenn es nicht so absurd gewesen wäre, hätte Corrie vermutet, der Tote sei ausgestopft worden.
    Das mit dem riesigen Holzrad konnte sie sich nicht erklären. Sie starrte auf die Leiche, als könne sie den Blick einfach nicht abwenden. Dabei hatte sie den Eindruck, als wabble und wabere irgendetwas unter der zugenähten Bauchdecke. Anfangs glaubte sie, es sei reine Einbildung, aber je länger sie hinsah, desto mehr war sie davon überzeugt, dass sich in der Bauchhöhle etwas bewegte.
    Sheriff Dent Hazen war als Erster an der Fundstelle gewesen, kurze Zeit später war der Gerichtsmediziner mit einem Hubschrauber eingeschwebt. Und nun beugten sich beide murmelnd über den Toten. Irgendetwas an der Bauchhöhle schien sie ebenfalls stutzig zu machen.
    Die Begrüßung war diesmal ganz anders gewesen als sonst. Hazen hatte sie beide mit einem freundlichen Lächeln begrüßt und Pendergast ein gut gelauntes, fast übermütiges »Hallo« zugerufen. Er schien ein Ass im Ärmel zu haben und nur darauf zu lauern, es ausspielen zu können. Corrie schielte verstohlen zu ihm hinüber. Er und der Gerichtsmediziner tuschelten miteinander, und die Männer von der Mordkommission, die immer wieder den Boden absuchten, hatten es offenbar auf etwas ganz Bestimmtes abgesehen. Aber was sollte das sein? Außer dem schon zur Routine gewordenen Abdruck von nackten Füßen konnte sie beim

Weitere Kostenlose Bücher