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Pendergast 04 - Ritual - Höhle des Schreckens

Pendergast 04 - Ritual - Höhle des Schreckens

Titel: Pendergast 04 - Ritual - Höhle des Schreckens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
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der Maispflanzen zwängte. Er sah sie nur den Bruchteil einer Sekunde lang, aber allein das Wissen, dass es da jemanden gab, hätte ihn fast in den Beinen einknicken lassen. Gütiger Himmel, dieses Gesicht! Oh Gott, dieses Gesicht…
    Ludwig rannte um sein Leben. Und neben ihm blökte die unheimliche Stimme: »Muh, muh, muh!«
    Da – die Straße, dicht vor ihm! Das Scheinwerferlicht eines wegfahrenden Autos leuchtete sie aus.
    Ludwig hastete bis zur Mittellinie der Straße und versuchte verzweifelt, mit rudernden Handbewegungen auf sich aufmerksam zu machen. Aber seine Hilfeschreie gingen im Grollen des Donners unter, die Heckleuchten wurden immer kleiner.
    Er blieb stehen, die Handflächen auf die Knie gestützt. Seine Lunge brannte wie Feuer. Völlig erschöpft wartete er apathisch auf den Schlag, den das Zwitterwesen ihm gleich versetzen würde.
    Aber es kam kein Schlag. Es tat sich überhaupt nichts. Zögernd richtete Ludwig sich auf und sah sich um.
    Der Wind peitschte die Maisfelder links und rechts der Straße, das Heulen und Rascheln erstickte jeden anderen Laut. Aber wenn ihn nicht alles täuschte, war das Monster verschwunden, wie vom Erdboden verschluckt. Vielleicht hatten es die Autoscheinwerfer verscheucht. Plötzlich keimte wieder Hoffnung in ihm. Er atmete tief durch, kniff die Augen zusammen und suchte die Umgebung sorgfältig ab. Tatsächlich, weit und breit nichts zu sehen. Und bis zu seinem Auto waren es nur noch zwanzig, allenfalls dreißig Meter.
    Er konnte sein Glück kaum fassen. Halb benommen stolperte er los. Er hielt sich in der Mitte der Straße und verfiel wieder in Trab. Er hörte seinen laut hämmernden Herzschlag, aber das kümmerte ihn jetzt nicht.
    Nur noch zehn Meter. Zehn.
    Mit einem letzten Kraftakt taumelte er auf die Wendeschleife zu, an der er seinen Wagen abgestellt hatte. Mit unsäglicher Erleichterung sah er das Blech der Karosserie durch den Wall der Maisstängel schimmern. Er war gerettet, dem Herrn sei’s gedankt! Schnaufend und zugleich aufatmend streckte er die Hand nach dem Türgriff aus.
    Und in diesem Augenblick brach das Ungeheuer aus dem Mais hervor und stürzte sich blökend auf ihn.
    »Muuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuhhhhh!«
    Der heulende Wind übertönte Ludwigs halb erstickten Schrei.

40
    Aus einem seiner Zimmer im Krausschen Haus verfolgte Pendergast, wie der schmutzig rote Streifen am östlichen Horizont allmählich verblasste. Die Blitze zuckten immer noch, der grollende Donner schien näher zu rücken. Der Wind hatte aufgefrischt, er riffelte die Maisfelder und trieb seinen Schabernack mit dem Schild, das schief am Eingang zu Kraus’ Kavernen baumelte. Die Bäume am Bachlauf, gut eine halbe Meile weit entfernt, krümmten sich unter den Peitschenhieben, die er ihnen versetzte, und die Staubwolken, die aus den ausgedörrten Maisfeldern aufstiegen, verdunkelten sekundenlang den Nachthimmel, bis sie sich schließlich, vom Wind getrieben, auflösten.
    Pendergast trat einen Schritt vom Fenster zurück. Zum wer weiß wievielten Mal versuchte er zu ergründen, was er bei der Meditationsübung an den Hügeln falsch gemacht haben könnte. Es war das erste Mal, dass das Ergebnis nicht seinen Erwartungen entsprach. Dabei hatte er sich, nachdem er mit seinen Ermittlungen keinen Schritt weiter gekommen war, so viel davon versprochen. Er hatte sich genau an das gehalten, was die Lehre des Chongg Ran vorschrieb. Sein Ziel war gewesen, die Ereignisse einer lange vergangenen Zeit zu verstehen, die Rätsel zu lösen, die sich um den sagenumwobenen Fluch der Fünfundvierzig rankten, und zu ergründen, was sich an jenem Augusttag im Jahr 1865 wirklich abgespielt hatte. Aber das Ergebnis schien das zu bestätigen, was er bereitsaus den Legenden kannte: Die Indianer waren offenbar tatsächlich aus dem Nichts aufgetaucht und, nachdem sie ihre Mission erfüllt hatten, ins Nirgendwo verschwunden.
    Nur, das war unmöglich. Es sei denn, er rang sich dazu durch, eine Erklärung zu akzeptieren, der er sich bislang immer verweigert hatte – der Erklärung, dass es in der Tat übernatürliche Kräfte gab. Aber gerade das war für ihn immer ein Erklärungsversuch, dem er nicht folgen wollte und der ihn nicht überzeugte.
    Wie auch immer, der Abend an den Hügeln war ein frustrierendes Erlebnis gewesen.
    Irgendwo im Nordwesten war das Brummen eines Motors zu vernehmen, das rasch näher kam und lauter wurde. Bei der zunehmenden Dunkelheit war es schwierig, den winzigen Punkt am Himmel zu

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