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Pendergast 04 - Ritual - Höhle des Schreckens

Pendergast 04 - Ritual - Höhle des Schreckens

Titel: Pendergast 04 - Ritual - Höhle des Schreckens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
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aus der Nähe noch ehrfurchtgebietender aus, das Astwerk war zu einem Dach verwachsen, das den kümmerlichen Rest des Tageslichts verschluckte.
    Pendergast lauschte auf die Geräusche der Augustnacht. Ein unermüdlicher Insektenchor erfüllte die Luft mit schwirrenden, summenden Lauten, die sich mal zornig, mal freudig erregt anhörten. Glühwürmchchen zogen unter dem Blätterdach der Pappeln lautlos ihre bizarren Bahnen. Die schmale Mondsichel schien, beide Spitzen nach oben zeigend, am Horizont träge vor sich hin zu dösen.
    Pendergast stand reglos da. Die Nacht funkelte und glitzerte inzwischen in der vollen Pracht ihres Sternenschmucks. Und in der erhabenen Stille war es auf einmal möglich, Laute und Geräusche wahrzunehmen, die dem menschlichen Ohr sonst verborgen blieben: das leise Rascheln und Scharren kleiner Tiere und sogar den Flügelschlag der Nachtvögel. Unten am Bach heulte ein Kojote, was von einem Hund in der Stadt mit wütendem Gebell beantwortet wurde. Ganz in der Nähe blitzten für den Bruchteil einer Sekunde zwei eng stehende Augen auf. Die erste Grille begann zu zirpen, Sekunden später stimmten sämtliche Artgenossen in ihren Verstecken im Gras ein.
    Schließlich riss sich Pendergast von dem tausendfältigen Zauber der Nacht los und ging – sorgsam darauf bedacht, kein welkes Blatt rascheln und erst recht keinen Ast knacken zu lassen – zu den drei Grabhügeln. Das Konzert der Grillen verstummte trotzdem. Er ging vor dem ersten Hügel auf die Knie und wühlte sich mit bloßen Fingern in den Boden. Als er die erste Hand voll Erde ausgehoben hatte, zerrieb er sie zwischen beiden Händen und sog den Geruch ein.
    Erde hat – je nachdem, woher sie stammt – einen ganz spezifischen Geruch. Hier, stellte er fest, war es derselbe wie der, nach dem die Werkzeuge im Kofferraum von Sheila Sweggs Wagen gerochen hatten. Er füllte Erde in ein Reagenzglas, verkorkte es und ließ es in einer der schier unzähligen Innentaschen seines Jacketts verschwinden.
    Nach einer Weile war der Mond unter den Horizont abgetaucht, die Glühwürmchen blinkten nicht mehr, das ferne Wetterleuchten wurde schwächer, hörte schließlich ganz auf, und auf einmal war alles in rabenschwarze Dunkelheit gehüllt.
    Genau darauf hatte Pendergast gewartet.
    Und er musste weiter warten. Eine halbe Stunde verrann, ohne dass sich irgendetwas tat. Der Agent wartete geduldig weiter ab. Und dann, nach einer geschlagenen Stunde, verstummte wieder das Zirpen der Grillen. Er wartete mit angespannten Muskeln darauf, dass das Konzert wieder einsetzte, aber alles blieb still.
    Er spürte deutlich, dass sich etwas in seiner Nähe aufhielt, rechts von ihm, etwas Großes, das offensichtlich nicht entdeckt werden wollte. Das Etwas, dessen Witterung er aufgenommen hatte, bewegte sich sehr behutsam auf ihn zu – so behutsam, dass es sogar seinem scharfen Gehör entging. Aber die Grillen mit ihren feinen Sensoren hatten das leichte Vibrieren des Bodens registriert.
    Pendergast wartete geduckt, bis das rätselhafte Individuum nur noch höchstens anderthalb Meter von ihm entfernt war.Es war stehen geblieben, was vermuten ließ, dass sie sich nun gegenseitig belauerten.
    Die ersten Grillen begannen schon wieder zu zirpen, immer mehr fielen in das Konzert ein, aber der Agent ließ sich nicht täuschen; er wusste, dass sein unsichtbarer Gegenspieler ihm immer noch ganz nahe war.
    Und dann verlor der Mann – wenn es denn einer war – die Nerven und kam langsam lautlos auf ihn zu. Ein Schritt, zählte Pendergast im Stillen mit, noch ein Schritt…Sein Gegenspieler konnte nur noch eine Armlänge weit entfernt sein. Mit einer blitzschnellen Bewegung rollte sich Pendergast seitwärts ab, zog mit der einen Hand seine Pistole, mit der anderen eine Stablampe aus seinem Jackett und richtete beides auf den Unbekannten. Der grelle Lichtstrahl enthüllte nicht nur, dass er es mit einer sprungbereit am Boden kauernden, ziemlich ungepflegten Erscheinung zu tun hatte, sondern auch, dass der Mann eine doppelläufige Flinte auf die Stelle richtete, an der Pendergast eben noch gestanden hatte. Plötzlich durchbrach mit ohrenbetäubendem Lärm ein Schuss die Stille, der Rückschlag der Waffe riss den Mann von den Beinen, sein erschrockener Schrei ließ darauf schließen, dass er kaum die Absicht gehabt hatte, die Waffe abzufeuern, sondern eher das Opfer seiner Nervosität geworden war. Der Agent warf sich mit einem Satz auf ihn, entriss ihm die Flinte, nahm ihn mit

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