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Pendergast 04 - Ritual - Höhle des Schreckens

Pendergast 04 - Ritual - Höhle des Schreckens

Titel: Pendergast 04 - Ritual - Höhle des Schreckens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
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an gute alte Freunde erinnerte. Und als Corrie Pendergast in ihrem rostigen Gremlin zurück zur Stadt kutschierte, saß er stumm, mit halb geschlossenen Augen auf dem Beifahrersitz und hielt das Buch wie eine Reliquie auf dem Schoß.

18
    Willie Stott zog mit dem Gummischieber die heiße Mixtur aus Wasser und Waschsoda hin und her, um den rutschig gewordenen Betonboden von Truthahnköpfen, Federn, Eingeweiden und anderen Abfällen zu säubern, die die Jungs von der zweiten Schicht hinterlassen hatten. Den größten Teil hatte er schon geschafft und in den Stahlgully geschoben.
    Er selbst machte sich nichts aus Truthahnfleisch, seit er bei Gro-Bain angefangen hatte, war ihm das blasse Zeug zuwider. Fast allen, die hier arbeiteten, ging es genauso. An Thanksgiving konnten die Mitarbeiter kostenlos einen Truthahn mit nach Hause nehmen, aber Stott hatte bisher nicht einen gesehen, der von dem Angebot Gebrauch machte.
    So, fertig – der ganze glitschige, stinkende Mist war in dem Gully verschwunden, Stott musste nur noch den Deckel zuziehen. Es war Viertel nach zehn, die zweite Schicht hatte bereits vor Stunden Schluss gemacht. Vor Jahren hatte es noch eine dritte Schicht gegeben, die Nachtschicht von acht bis vier, aber das war eben noch in der guten alten Zeit gewesen.
    Stott spürte, wie sich das Fläschchen Old Grand-Dad verlockend an seine Hüfte schmiegte. Tja, man muss dem Leben auch mal angenehme Seiten abgewinnen. Und nach getaner Arbeit hatte er sich eine Belohnung verdient. Und so zog er den Flachmann aus der Gesäßtasche und genehmigte sich einen gehörigen Schluck. Der Whisky rann ihm so schön warm durch die Kehle, dass er, weil man bekanntlich nicht auf einem Bein stehen kann, noch einen zweiten hinterherkippte. Womit das Fläschchen allerdings leer war.
    Ärgerlich, dass er zu Hause keinen Vorrat mehr hatte. Andererseits, das
Wagon Wheel
hatte noch eine halbe Stunde offen, und das reichte Stott allemal. Vorausgesetzt, Jimmy, der auf dem Gro-Bain-Gelände Nachtwache schob, war pünktlich.
    Und wer sagt’s denn? Gerade als er Schrubber, Gummischieber und den übrigen Kram weggestellt hatte, hörte er draußen auf der Laderampe Jimmys Schritte.
    »He, Jimmy-Boy!«, begrüßte er seinen alten Kumpel.
    »Hallo, Willie«, brummelte der Nachtwächter nicht ganz so gut gelaunt. Klar, er hatte die Arbeit noch vor sich.
    »Halt die Ohren steif, alter Junge!«, rief Stott ihm noch zu, dann eilte er auf den Parkplatz. Weil sein Job kurz vor Ende der zweiten Schicht begann, musste er seine alte Karre immer auf einer sehr weit entfernten Parkfläche abstellen. Da hatte es Jimmy besser, wenn er kam, da war alles leer.
    Die Nacht war heiß und lautlos. Stott legte einen strammen Schritt vor, von einer Neonlichtinsel zur anderen. Gleich hinter dem Zaun fingen die in rabenschwarzes Dunkel getauchten Maisfelder an. Kein Windhauch bewegte die Stängel. So reglos, wie sie dastanden, hätte man denken können, sie hörten irgendetwas, was er nicht hören und wegen des bedeckten Himmels erst recht nicht sehen konnte. Es war nicht mal auszumachen, wo die Felder endeten. Jenseits des Zauns war alles zu einer einzigen dunklen Masse verschmolzen. Ein bedrückendes, um nicht zu sagen unheimliches Gefühl, vom Maismeer regelrecht eingeschlossen zu sein, das sagten alle.
    Endlich beim Auto angekommen, schloss er auf und startete den alten AMC Hornet. Der Motor sprang an, ließ aber ein ungesundes Husten hören und starb ab.
    Stott fluchte laut, wartete einen Moment und versuchte es noch einmal. Na also: Der Motor keuchte zwar merkwürdig, aber als Stott ein paarmal das Gaspedal durchgetreten hatte, fing der Hornet brav zu schnurren an. Das blecherne Klappern der Karosserie war normal.
    Wagon Wheel,
wir kommen! Was für ein tröstlicher Gedanke in so einer lausigen Nacht! Nur einen kleinen Schluck zur Stärkung, bevor er sein armseliges Zuhause an den Elmwood Acres am anderen Ende der Stadt ansteuerte. Mal sehen, vielleicht wurden auch zwei Schlucke daraus.
    Die Lichter von Gro-Bain blieben hinter ihm zurück, er steuerte den Wagen durch mannshohe Wälle aus Maisstängeln. Weiter vorn beschrieb die schmale Straße eine Kurve, bevor sie leicht zum Medicine Creek abfiel. Und genau als Stott den Wagen durch diese Kurve lenkte, machte der Motor wieder komische Geräusche, die sich diesmal sogar noch rätselhafter anhörten, und schon gab der Motor den Geist auf.
    »Scheiße!«, fluchte Stott inbrünstig und trommelte wütend mit der

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