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Pendergast 04 - Ritual - Höhle des Schreckens

Pendergast 04 - Ritual - Höhle des Schreckens

Titel: Pendergast 04 - Ritual - Höhle des Schreckens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
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Schmöker lesen wollte, war die Piste eine Art Fluchtburg, die sie vor nervenden Bemerkungen ihrer Mutter und irgendwelcher blöden Angeber an der Highschool bewahrte. Bei dem Gedanken, dass letzte Nacht irgendwo hier ein Mörder gelauert hatte – und vielleicht immer noch lauerte –, lief ihr allerdings ein Schauder den Rücken hinunter.
    Vor ihnen zogen Geier langsam ihre Kreise, offenbar hatte sich die Nachricht von lohnender Beute herumgesprochen. Der Gremlin holperte störrisch über die Waschbrettpiste. Nur am westlichen Himmel entfaltete der Sonnenuntergang noch seine Pracht: eine Orgie aus blutroten, lautlosen Blitzen, die freilich rasch von der Dunkelheit verschluckt wurden.
    »Hier«, sagte Pendergast murmelnd.
    Corrie hielt an, sie stiegen aus. Die Geier stiegen höher. Pendergast marschierte mit weit ausholenden Schritten los, Corrie hatte Mühe, mitzuhalten.
    Auf einmal blieb der Agent abrupt stehen. »Miss Swanson, darf ich Sie warnen? Es wäre möglich, dass wir in dem Maisfeld auf etwas stoßen, was Ihnen mehr zusetzt als der Anblick eines toten Hundes.«
    Corrie nickte stumm.
    »Wenn Sie lieber im Wagen warten wollen…?«
    Corrie schaffte es, mit fester Stimme zu antworten: »Falls Sie es vergessen haben, ich bin Ihre Assistentin.«
    Pendergast sah sie einen Augenblick lang wie mit Röntgenaugen an, dann nickte er. »Nun gut, ich traue Ihnen zu, dass Sie das durchstehen. Bitte denken Sie daran, dass Sie nur begrenzte Befugnisse haben! Fassen Sie nichts an, bleiben Sie immer hinter mir und befolgen Sie genau meine Anweisungen!«
    »Alles klar, Chef.«
    Pendergast wandte sich um und schlüpfte so geschmeidig durch die Reihen der Maisstängel, dass kaum ein Rascheln zu vernehmen war. Corrie hatte es schwerer, einerseits wollte sie sich möglichst ebenso lautlos bewegen, andererseits aber auch den Anschluss nicht verlieren. Immerhin, die körperliche Anstrengung bewahrte sie davor, ständig darüber nachzugrübeln, was wohl am Ende der Wegstrecke auf sie warten mochte. Was es auch war, in der hereinbrechenden Dunkelheit allein im Wagen zu sitzen hätte noch mehr an ihren Nerven gezerrt. Reiß dich zusammen!, ermahnte sie sich, du hast schon mal an einem Tatort gestanden, du wirst es auch diesmal verkraften. Nur, beim ersten Mal hatte lediglich ein toter Hund am Tatort gelegen.
    Und plötzlich blieb Pendergast wieder stehen. Vor ihnen waren die dürren Stängel abgebrochen oder so weit zur Seite gedrückt, dass man dahinter eine kleine Lichtung sehen konnte. Corrie stand wie angewurzelt neben dem Agent. Das Licht war schwach, aber noch nicht völlig von der Nacht verschluckt. Zudem hatten ihre Augen sich inzwischen so weit an das Dämmerlicht gewöhnt, dass sie das Horrorszenario deutlicher sah, als ihr lieb sein konnte.
    Sie fühlte sich wie gelähmt, konnte sich nicht bewegen. Selbst die stickige Luft, die über der grausigen Szene hing, schien vor Entsetzen erstarrt zu sein. Der Gestank, der ihr entgegenschlug, erinnerte irgendwie an verdorbenes Fleisch. Sie merkte,wie ihre Kehle sich verkrampfte, ein süßliches Brennen kroch darin hoch, ihre Magenmuskeln fingen unkontrolliert zu zucken an.
    Oh nein, dachte sie, nicht jetzt, nicht ausgerechnet in Pendergasts Gegenwart!
    Aber es half alles nichts, sie konnte sich nur noch zur Seite ducken und ihren Mageninhalt ins Maisfeld kippen. Und damit war es nicht ausgestanden, ihr Magen rebellierte noch einmal. Dann konnte sie sich endlich keuchend aufrichten. Sie fuhr sich mit dem Handrücken über den Mund.
    Pendergast tat so, als habe er nichts bemerkt. Er war weiter gegangen, kniete jetzt in der Mitte der Lichtung und schien ganz in Gedanken versunken zu sein. Corrie stellte verblüfft fest, dass die physische Anstrengung beim Übergeben offenbar ihre innere Anspannung gelöst hatte. Sie brachte es sogar fertig, den Fuß zögernd auf die Lichtung zu setzen, wenn sie sich auch nicht bis zu der Stelle traute, an der Pendergast kniete.
    Der Tote lag nackt auf dem Rücken, die Arme ausgestreckt, die Beine weit gespreizt. Die Haut war unnatürlich verfärbt, ein schmutziges, ins Weiß spielendes Grau. Der Körper wirkte merkwürdig schlaff, als wären Haut und Fleisch von den Knochen losgelöst und ineinander gerutscht. Auch die Gesichtshaut hing schlaff herunter, sie fand anscheinend keinen Halt mehr an den Kieferknochen und den Zähnen. Aus der Schulter ragte ein weißer Knochen. Ein abgetrenntes Ohr lag mit Schmutz besudelt auf dem Boden, von dem anderen

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