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Pendergast 04 - Ritual - Höhle des Schreckens

Pendergast 04 - Ritual - Höhle des Schreckens

Titel: Pendergast 04 - Ritual - Höhle des Schreckens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
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das rätselhafte Knurren. Wenn Pendergast sich nicht sehr irrte, wieder von derselben Stelle wie das erste Mal.
    Er aktivierte den Nachtsichtlaser seiner Waffe, dann schaltete er die Stablampe an und richtete den starken Lichtstrahl ins Dunkel.
    Im nächsten Augenblick starrte er fassungslos auf eine Gestalt, die rücklings auf dem staubigen Boden lag und mit blutunterlaufenen Augen ziellos nach oben starrte. Das Gesicht war nicht zu erkennen, es war – wie der ganze Kopf – über und über mit Blut besudelt.
    Ein paar Sekunden lang tanzte der rote Punkt des Lasergeräts unkontrolliert hin und her, dann fasste Pendergast seine Pistole fester und ging zögernd auf die Gestalt zu.
    »Gasparilla?«
    Der Kopf des Mannes zuckte ruckweise vor und zurück. Der Verletzte riss den Mund auf, er wollte etwas sagen, aber mehr als ein mit Blut und Speichel vermengtes Blubbern brachte er nicht zustande.
    Pendergast war mit zwei, drei Schritten bei ihm und beugte sich über ihn: Ja, es war ohne jeden Zweifel Gasparilla. Er leuchtete in das Gesicht. Von Gasparillas schwarzem Haar war nichts mehr zu sehen, der Angreifer musste es ihm ausgerissen haben. Und nicht nur das Kopfhaar fehlte, sondern auch der wuchernde Bart war mit einem stumpfen Werkzeug, möglicherweise einem Steinmesser, so brutal entfernt worden, dass unter der verletzten Haut das nackte Fleisch zutage trat.
    Pendergast ließ den Lichtstrahl tiefer gleiten. Der linke Daumen war – offenbar wieder mit demselben Werkzeug – halb abgehackt und dann mit so roher Gewalt abgerissen worden, dass nur ein weißer Knochenstumpf übrig geblieben war. Bis auf diese grausame Verstümmelung und die ausgerissenen Haare war Gasparilla allem Anschein nach unverletzt. Die Blutung war offenbar nur dadurch eingetreten, dass der AngreiferGasparilla bei der grausamen Prozedur große Hautpartien aufoder sogar ausgerissen hatte. Gasparillas Verwirrung war kaum durch die Verletzungen ausgelöst worden, es musste wohl eine Schockreaktion sein.
    »Uähmam!«, gurgelte er und versuchte, sich hochzustemmen. Seine Augen loderten wild, er spie bei jedem Laut Blut und Speichel aus.
    Pendergast beugte sich tiefer über ihn. »Ganz ruhig, Sie sind jetzt in Sicherheit.«
    Gasparillas Augen huschten unstet hin und her, als rutschten ihm immer wieder die Augäpfel weg.
    Pendergast fasste nach seiner Hand. »Ich werde auf Sie aufpassen und Sie wegbringen.«
    Er suchte mit dem Lichtstrahl die Umgebung ab. Dort drüben, wo der Boden aufgewühlt war – das musste die Stelle sein, an der der Überfall stattgefunden hatte, kaum zehn Meter vom Lager entfernt.
    Er gab Gasparillas Hand frei und ging zu der Stelle. Hier – da war Gasparilla zusammengebrochen. Von hier hatte er sich – wahrscheinlich auf dem Bauch kriechend – ins Lager zurückgeschleppt. Wie viele Stunden mochte er wohl dafür gebraucht haben? Und da waren die Fußabdrücke des Mörders, deutlich und klar im weichen Sand zu erkennen.
    Pendergast ging zurück und sah Gasparilla tief in die unablässig huschenden Augen. Er konnte nichts in ihnen lesen, keine Erinnerung, keine Spur menschlichen Intellekts, nur unsägliche, unauslöschliche Angst.
    Nein, Gasparilla konnte ihm keine Fragen beantworten, nicht jetzt – und womöglich nie mehr. Aber da waren ja noch die Spuren im Sand, vielleicht gaben die ihm die Antworten, die er brauchte.

23
    Sheriff Hazen sah sich missmutig in dem Kellerflur um. Welcher Idiot war bloß auf die Idee gekommen, die ohnehin abgrundhässlichen Schlacksteinwände auch noch kackbraun zu tünchen? Der übliche süßliche Gestank wehte ihn an, vermischt mit dem irgendwelcher Chemikalien und Desinfektionsmitteln, was alles noch schlimmer machte. Die Chirurgenmaske half da gar nichts, eine ordentliche Gasmaske hätte er gebraucht!
    Um sich abzulenken, versuchte er an schöne Dinge zu denken. Hank Williams’ schmissige Westernballaden. Der Abend, an dem er als Kind zum ersten Mal mit seinem Vater und dem älteren Bruder zum Erntedankfest gehen durfte und bei der Gelegenheit – natürlich auch zum ersten Mal – den Geschmack eines Grain Belt auf der Zunge gespürt hatte. Aber die erhoffte Wirkung blieb aus, der Geruch des Todes war stärker.
    Hazen gab sich einen Ruck und ging auf den hinteren, in helles Licht getauchten Bereich des Labors zu. Der Gerichtsmediziner McHyde unterhielt sich leise mit einem anderen Mann. Als er den einschmeichelnden Singsang hörte, wusste Hazen, dass Pendergast wieder einmal eine

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