Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Pendergast 04 - Ritual - Höhle des Schreckens

Pendergast 04 - Ritual - Höhle des Schreckens

Titel: Pendergast 04 - Ritual - Höhle des Schreckens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
Vom Netzwerk:
irgendwas von zwei Erfolg versprechenden Möglichkeiten bei den weiteren Ermittlungen! Im Klartext: Leg mal los, Hazen!
    »Selbstverständlich werde ich diese Hypothesen durch Gewebeproben und biochemische Analysen verifizieren«, fuhr McHyde fort. »Möglicherweise gelingt es sogar, die Zeitdauer des Siedeprozesses hinlänglich genau festzulegen. Aber jetzt möchte ich Ihre Aufmerksamkeit auf die diagonal verlaufende, acht Zentimeter lange Verletzung an der rechten Hüfte lenken. Eine sehr tiefe, durch den Musculus vastus verlaufende Wunde, durch die der Oberschenkelknochen bloßgelegt wird.«
    Äußerst widerwillig richtete Hazen den Blick auf das Bissmal. Das Fleisch sah aufgerissen aus, durch das Kochen war es dunkelbraun geworden.
    »Eine allgemeine Examination der Stelle zeigt eindeutige Bissmerkmale.« Der Gerichtsmediziner ließ ein paar Sekunden verstreichen, dann fügte er mit rauer Stimme hinzu: »Mithin müssen wir davon ausgehen, dass ein Teil des Körpers aufgegessen wurde.«
    Hazen zuckte zusammen, dann fragte er fast tonlos: »Von einem Hund, nicht wahr?«
    »Nein, das glaube ich nicht. Die Bissspuren zeigen alle Merkmale eines von Karies befallenen, nach der Anordnung der Zähne eindeutig menschlichen Gebisses auf.«
    Hazen sah schnell weg. Weitere Fragen wären ihm sowieso nicht eingefallen.
    »Wir haben Messungen vorgenommen, Fotos gemacht und einige Gewebeproben genommen, die zu dem Schluss führen, dass die Bisse in das gesottene Fleisch ausgeführt wurden.«
    »Höchstwahrscheinlich unmittelbar nach Beendigung des Siedeprozesses«, murmelte Pendergast nachdenklich. »Die ersten Bisse wurden zögerlich ausgeführt, man sieht, dass sie schmaler ausfallen. Wahrscheinlich wollte der Täter warten, bis sich der Körper weiter abgekühlt hatte.«
    »Äh – ja. Wir haben eine Speichelprobe entnommen, die wir möglicherweise für eine DNA-Analyse verwenden können. Einstweilen bleibt festzustellen, dass der Täter trotz des schlechten Zustands seiner Zähne allem Anschein nach mit wahrem Heißhunger zugebissen hat.«
    Der Sheriff musterte angelegentlich das Muster der Bodenfliesen. Und als das nichts half, lenkte er sich ab, indem er Hank Williams’
Jambalaya
so laut in seinem Schädel dröhnen ließ, dass die Stimme des Gerichtsmediziners keine Chance mehr hatte.
    »Darf ich den Körper abtasten?«, fragte Pendergast.
    Und als McHyde nickte, fing er tatsächlich mit dem Finger zu stochern an, direkt vor Hazens entsetzten Augen. Anschließend rieb er die Haut des Toten zwischen Zeigefinger und Daumen und schreckte nicht davor zurück, auch noch daran zu schnuppern. Das gab Hazen den Rest, er schaltete eilends sein imaginäres Radio ein und versuchte, sich mit dem
Lovesick Blues
zu betäuben. Was ihm freilich nur so lange gelang, bis er Pendergast fragen hörte: »Darf ich einen Vorschlag machen?«
    »Natürlich«, antwortete der Gerichtsmediziner.
    »Die Haut des Toten wurde anscheinend vor dem Siedeprozess mit einer ölhaltigen Substanz präpariert, die sich eindeutig von dem beim Kochvorgang freigesetzten Körperfett unterscheidet. Es scheint fast so, als sei das absichtlich geschehen. Ich würde daher vorschlagen, dass Sie eine Reihe von chemischen Analysen machen lassen, um genau bestimmen zu können, um welche Art von Fett oder Fettsäure es sich handelt.«
    »Ich werde das bei unserer weiteren Arbeit in Erwägung ziehen, Agent Pendergast«, sagte McHyde gönnerhaft.
    Aber der Agent war gedanklich schon einen Schritt weiter. »Außerdem habe ich eine weitere Substanz ausgemacht.« Die Entschiedenheit, mit der er einen Schritt zurücktrat, sollte wohl signalisieren, dass er seine Ermittlungen als abgeschlossen betrachtete. »Daher erlaube ich mir den Vorschlag, die Leiche auch auf Spuren von C 12 H 22 O 11 zu testen.«
    Der Gerichtsmediziner starrte ihn irritiert an. »Sie wollen doch wohl nicht andeuten…?« Er verstummte.
    Hazen sah hoch, McHydes verblüffte Miene hatte ihn stutzig gemacht. Aber was konnte noch aufregender sein als das, was der Gerichtsmediziner ihnen bereits als Ergebnis seiner ersten Untersuchungen präsentiert hatte?
    »Doch, genau das will ich«, erwiderte Pendergast. »Mr. Stott wurde bei lebendigem Leibe…ich fürchte, man kann es nicht anders ausdrücken: gebuttert und gezuckert.«

24
    Die Gro-Bain-Truthahnschlachterei bestand streng genommen nur aus einem langen, geduckten Wellblechgebäude, dessen rostige Wände sich kaum von den angrenzenden Maisfeldern abhoben und

Weitere Kostenlose Bücher