Pendergast 04 - Ritual - Höhle des Schreckens
Ridder alles daransetzen, die Sache herunterzuspielen.«
Corrie zuckte die Achseln. »Gut, Sie sind der Boss.« Sie legte den Rückwärtsgang ein und wendete.
Sobald hinter den Maisfeldern die Umrisse der Stadt auftauchten, hielt sie sich, sosehr es sie auch nervte, strikt an die Geschwindigkeitsbegrenzung. Minuten später bogen sie auf den großen Parkplatz hinter der Bowlingbahn ein. Er lag leer und verlassen da. Na ja, was konnte man bei einem so verschlafenen Nest wie Medicine Creek auch anderes erwarten?
Pendergast bedeutete ihr mitzukommen. Als die in Dämmerlicht getauchte Bowlingbahn hinter ihnen lag und sie vor der hell erleuchteten gläsernen Trennwand standen, sahen sie, dass die drei schon an Ridders Stammtisch Platz genommen hatten. Hazen hatte sie bereits entdeckt und kam auf sie zu.
»Pendergast, was soll denn das?«, fragte er leise. »Wir sind mitten in einer wichtigen geschäftlichen Besprechung.«
»Es tut mir sehr Leid, Sie beim Lunch stören zu müssen«, erwiderte Pendergast, »aber ich habe ein paar Fragen an Dr. Chauncy.«
»Das ist jetzt nicht der richtige Augenblick.«
Pendergast nickte ihm freundlich zu, schob sich an ihm vorbei und winkte Corrie, ihm zu folgen.
Als sie sich dem Tisch näherten, stand Art Ridder auf, sah den Agent mit einem etwas frostig wirkenden Lächeln an, brachte es aber fertig, einen fast liebenswürdigen Ton anzuschlagen. »Ah, Special Agent Pendergast! Schön, Sie zu sehen. Falls es um den…den Fall geht, muss ich Sie bitten, sich ein wenig zu gedulden. Wir sind ohnehin fast fertig. Dr. Chauncy hat uns wissen lassen, dass er uns leider wegen anderweitiger Verpflichtungen…«
»Nun, ich bin eigens hergekommen, weil ich Dr. Chauncy sprechen möchte.« Der Agent deutete eine seiner unnachahmlichen Verbeugungen an. »Mein Name ist Pendergast.«
Chauncy machte sich zwar nicht die Mühe, aufzustehen, schüttelte aber immerhin die ausgestreckte Hand. »Ich erinnere mich an Sie. Sie sind der Mann, der sich geweigert hat, eines der angemieteten Zimmer an mich abzutreten.« Pendergast ignorierte den Vorwurf. »Wie ich höre, wollen Sie morgen abreisen, Dr. Chauncy?«
»Genau genommen heute. Wir haben beschlossen, unsere Entscheidung an der Kansas State University bekannt zu geben.«
»Dann dürfte es am zweckmäßigsten sein, wenn ich Ihnen die wenigen Fragen, die ich habe, gleich hier stelle. Sheriff Hazen und Mr. Ridder stören uns ja nicht.«
Chauncy faltete pedantisch die Serviette zusammen und legte sie neben seinem Gedeck ab. »Ich bin in Eile. Sie müssen Ihre Fragen auf ein andermal verschieben.«
»Das wird leider nicht möglich sein, Dr. Chauncy.«
Chauncy stand auf und musterte den Agent arrogant. »Wenn es um die Morde geht – darüber weiß ich nichts. Falls Sie aber mit mir über das Versuchsfeld sprechen wollen, muss ich Sie daran erinnern, dass Sie sich außerhalb Ihres Zuständigkeitsbereichs befinden. Was wohl für Ihr…Ihr Anhängsel erst recht gelten dürfte.« Der Blick, mit dem er Corrie maß, war eine stumme Beleidigung. »Und nun entschuldigen Sie mich bitte!«
Pendergasts Stimme triefte geradezu vor Liebenswürdigkeit. »Ob die Befragung von Personen notwendig ist oder nicht, entscheide ich.«
Chauncy langte in die Brusttasche des Jacketts, zog eine Geschäftskarte heraus und hielt sie Pendergast hin. »Sie kennen die Regeln. Ich lehne eine Befragung ohne Beisein meines Anwalts ab.«
Pendergast lächelte. »Damit habe ich gerechnet. Und wie heißt Ihr Anwalt?« Als Chauncy zögerte, hakte er nach: »Wenn Sie mir den Namen nicht nennen wollen, muss ich mich bei der Anhörung an Sie halten. Wie Sie schon andeuteten: Es gibt festgelegte Regeln.«
»Hören Sie, Mr. Pendergast…«, versuchte Ridder die Situation zu entspannen.
Chauncy kritzelte rasch etwas auf die Rückseite seiner Karte und hielt sie Pendergast abermals hin. »Zu Ihrer Kenntnis, ich führe im Auftrag der Kansas State University vertrauliche Gespräche, bei denen es um die Modernisierung der Landwirtschaft in Kansas und darüber hinaus um das Wohl Millionen hungernder Menschen auf der ganzen Welt geht, Agent.Da wird es Ihnen wohl einleuchten, dass Sie mich nicht durch eine Untersuchung von lokaler Bedeutung aufhalten können. Sie wissen ganz genau, dass ich mit diesen abscheulichen Morden nichts zu tun habe!« Er drehte sich zu Hazen und Ridder um. »Gentlemen, ich darf mich für den Lunch bedanken.«
Pendergast hatte inzwischen ein Mobiltelefon aus dem Jackett
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