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Pendergast 04 - Ritual - Höhle des Schreckens

Pendergast 04 - Ritual - Höhle des Schreckens

Titel: Pendergast 04 - Ritual - Höhle des Schreckens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
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dass die Stimmung in der Gemeinde jäh umschlug. »Oh, da hättet ihr Lucy erleben sollen! Sie fand, ich hätte früher ans Auftanken denken müssen, und da hatte sie ja auch Recht. ›Du vertraust auf Gott‹, sagte sie zu mir, ›aber ich vertraue lieber auf meine Beine!‹ Und sie stieg aus, öffnete den Kofferraum…«
    »…nahm den Benzinkanister heraus und machte sich eilends auf den Weg zur nächsten Tankstelle!«, war plötzlich eine Männerstimme zu vernehmen.
    Es war Swede Cahill, der dem Reverend laut ins Wort fiel. Ausgerechnet Swede, der netteste Kerl in der ganzen Stadt! Wovon freilich im Moment nichts zu merken war. Er starrte den Reverend mit hochrotem Gesicht zornig an.
    Wilbur presste die Lippen zusammen. »Mr. Cahill, darf ich Sie daran erinnern, dass wir uns in einer Kirche befinden und ich eine Predigt halte?«
    »Ich weiß sehr gut, was Sie tun, Reverend.«
    »Nun, dann kann ich ja fortfahren und die Geschichte…«
    »Nein!«, rief Cahill. »Nein, das werden Sie nicht tun!« Sein Atem ging keuchend.
    »Um Himmels willen, Swede, setz dich wieder!«, rief ihm jemand zu.
    Cahill drehte sich zu dem Zwischenrufer um. »In unserer Stadt wurden zwei Morde begangen, und unserem Reverend fällt nichts Besseres ein, als uns eine launige Geschichte zu erzählen, die wir schon x-mal gehört haben. So geht das nicht!«
    Klick Rasmussen war aufgesprungen und funkelte Cahill wütend an. »Swede, wenn du etwas zu sagen hast, dann bring wenigstens so viel Anstand auf, damit zu warten, bis…«
    »Nein, er hat Recht!« Die Männerstimme kam aus einer der hinteren Bänke. Ludwig drehte sich um. Der Name fiel ihm nicht ein, aber er wusste, dass der Mann bei Gro-Bain arbeitete. »Wir sind nicht hergekommen, um uns eine Predigt über den verdammten Mais anzuhören! Da draußen läuft ein gefährlicher Mörder herum, vor dem keiner von uns sicher ist!«
    Klick stemmte ihren etwas kurz und zu rundlich geratenen Körper abermals hoch. »Junger Mann, dies ist ein Gottesdienst und keine Gewerkschaftsversammlung!«, giftete sie.
    »Weißt du nicht, was Gasparilla auf dem Totenbett gesagt hat?«, rief Cahill. »Das ist kein Witz, Klick! Die ganze Stadt erstickt an ihrer Angst!«
    Überall wurde halblaut gemurmelt. Ludwig machte sich hektisch Notizen.
    »Bitte! Bitte!« Pastor Wilbur reckte hilflos die dünnen Arme hoch. »Nicht hier! Nicht im Hause des Herrn!«
    Inzwischen waren noch mehr Gottesdienstbesucher aufgestanden, der Kirchenraum glich einem Tollhaus.
    »Ich habe erfahren, was Gasparilla gesagt hat«, rief ein anderer bei Gro-Bain beschäftigter Arbeiter. »Ich weiß es aus zuverlässiger Quelle!«
    »Ich auch!«
    »Aber das kann doch nicht wahr sein, oder?«
    Das Gemurmel schwoll an. Swede setzte sich mit kräftiger Stimme durch. »Pastor, was glauben Sie, warum die Kirche heute so voll ist? Die Leute sind hier, weil sie Angst haben. Das Land, auf dem wir leben, hat schon oft schlimme Zeiten erlebt, aber diesmal ist es anders. Die Leute reden vom Fluch der Fünfundvierzig und vom Massaker, als gelte die böse Verwünschung ihrer eigenen Stadt. Als seien die Morde Vorboten des Jüngsten Gerichts. Die Leute erwarten von Ihnen, dass Sie ihnen Mut und Zuversicht zusprechen.«
    »Mr. Cahill, ich glaube kaum, dass ich mir von einem Kneipenwirt sagen lassen muss, was meine Hirtenpflicht ist!«, ereiferte sich Wilbur.
    »Hören Sie, Reverend, bei allem schuldigen Respekt…«
    »Und was ist mit dem genmanipulierten Mais, den sie hier anpflanzen wollen?«, rief Dale Estrem zornig und mit geballter Faust dazwischen. »Wollen Sie dazu gar nichts sagen?«
    Der Zwischenruf ist ihm nicht erst jetzt eingefallen, dachte Ludwig und kritzelte weiter sein Notizbuch voll. Den hat er von langer Hand geplant.
    Der alte Whit Bowers, der für die städtische Müllbeseitigung zuständig war, sprang auf und rief mit hysterisch schriller Stimme und hüpfendem Adamsapfel: »Das Ende aller Tage ist gekommen! Merkt ihr das nicht, ihr blinden Narren?«
    Swede drehte sich zu ihm um. »Hör mal, Whit, darum geht’s doch gar nicht…«
    »Ihr seid alle mit Blindheit geschlagen, wenn ihr nicht erkennenwollt, dass der Teufel mitten unter uns ist!« Whits Stimme steigerte sich zum Falsett. »Er sitzt hier in unserer Kirche! Seid ihr alle blind, dass ihr es nicht merkt? Riecht ihr den Schwefelgestank nicht?«
    Pastor Wilbur rang die Hände und versuchte es mit beruhigenden Worten, aber seine gesetzte Stimme konnte sich nicht gegen das allgemeine

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