Pendergast 05 - Burn Case - Geruch des Teufels
Dach splitterte stellenweise ab, und dem Geländer vor den raumtiefen Fenstern der oberen Stockwerke fehlte die Hälfte der Pfosten.
Das eiserne Gartentor stand offen, und Wren schlüpfte durch den Spalt. Er bahnte sich einen Weg durch wucherndes Unkraut, angewehte Abfälle und tief hängende, ausladende Büsche, die schon seit Jahren keine Gärtnerschere mehr gesehen hatten. Schließlich war er an der mit Graffiti beschmierten Eichentür angekommen und klopfte. Es dauerte eine Weile, bis er den Schlüssel im Schloss rumoren hörte und die Tür sich knarrend öffnete. Im gelben Lichtschimmer, der aus dem Haus fiel, stand Pendergast vor ihm, winkte ihn herein und führte ihn durch die Diele und einen lang gestreckten, mit Edelholz verkleideten Flur.
Wren hatte das Haus das letzte Mal im Sommer gesehen, als er die umfangreiche Sammlung in den Kellergewölben katalogisiert hatte, während Pendergast in Kansas Urlaub gemacht hatte. Er erinnerte sich noch, dass das Innere des Hauses damals einer Bauruine mit aufgerissenen Fußböden und nackten Wänden geglichen hatte – nicht zu vergleichen mit dem gepflegten Eindruck, den es jetzt vermittelte! Mit Raritäten bestückte Vitrinen aus schön gemasertem Kastanienholz standen in den Ecken, die Wände waren mit kostbaren, der viktorianischen Zeit nachempfundenen Tapeten und Vorhängen geschmückt.
»Gefällt mir, was du aus dem Haus gemacht hast«, sagte er anerkennend. »Und das in so kurzer Zeit!«
»Nachkommen der Cajun, die unserer Familie schon vor vielen Jahren durch ihr handwerkliches Können gute Dienste geleistet haben. Sie waren auch jetzt wieder wahre Zauberkünstler. Ich hatte allerdings den Eindruck, dass ihnen die Umgebung nicht ganz geheuer war.«
Wren schmunzelte. »Das kann ich ihnen nachfühlen. Dass sich jemand, der ein so gepflegtes Zuhause unten im Dakota hat, ausgerechnet hier niederlässt …« Er brach mitten im Satz ab und sah Pendergast mit großen Augen an. »Es sei denn …«
Der Agent nickte. »Ja, Wren, das ist der Grund. Oder sagen wir: einer der Gründe.«
Sie durchschritten eine große Empfangshalle, und Wren fasste Pendergast am Ärmel: »Wie geht es ihr?«
»Recht gut. Zumindest physisch. Was die Psyche betrifft, so machen wir Fortschritte, würde ich sagen. Eine so lange Zeit hinterlässt ihre Spuren.«
Wren nickte. Dann griff er scheinbar beiläufig in die Tasche und zog eine DVD heraus. »Das komplette Inventarverzeichnis. Ich kann es immer noch nicht fassen, dass er eine so überwältigende Fülle von einmaligen Schätzen unter diesem Dach zusammengetragen hat.«
Pendergast nickte. »In der Tat. Ich hoffe, die Stücke, die ich für dich ausgesucht habe, entschädigen dich ein wenig für deine Mühe.«
»Aber ja«, versicherte ihm Wren. »Das tun sie. Nur, manchmal habe ich das Gefühl, nicht genügend Zeit zu haben für die Dinge, die ich tun muss. Wie Vergil schon sagte: Fugit irreparabile tempus – dahin flieht sie unwiederbringlich, die kostbare Zeit.«
»Umso mehr wird es dich freuen zu hören, dass du deine Arbeit hier im Haus als abgeschlossen betrachten kannst.«
»Ich habe auch die Bibliothek inventarisiert, aber darüber scheint sie alles zu wissen.« Wren lachte trocken.
»Ihre Kenntnisse über dieses Haus sind tatsächlich höchst bemerkenswert. Und ich habe bereits etwas gefunden, wobei sie mir helfen kann.«
Wren schaute Pendergast fragend an.
»Ich habe vor, sie in den Beständen der Bibliothek nach Informationen über den Satan suchen zu lassen.«
»Satan? Da lässt du dich auf ein weites Feld ein.«
»Nun ja«, sagte Pendergast, »ich bin eigentlich nur an einem einzigen Aspekt interessiert: Wie kommen Menschen zu Tode, die in der Hand des Teufels sind?«
Wren sah ihn verblüfft an. »Meinst du damit jemanden, der ihm seine Seele verkauft hat? Das Einfordern des Lohnes für erwiesene Dienste? Etwas in der Art?«
Pendergast nickte.
»Das ist immer noch ein weites Feld.«
»Ich bin in diesem Fall nicht an Literatur interessiert, Wren. Was ich suche, sind konkrete Fälle von Begegnungen mit dem Teufel. Berichte von Augenzeugen, wenn möglich.«
Wren runzelte die Stirn. »Ich glaube, du bist schon zu lange in diesem Haus.«
»Mag sein, aber ich finde es ihrer Gesundheit zuträglich, ihr Beschäftigung zu bieten. Und, wie du selbst so trefflich sagtest: Sie ist mit den Beständen der Bibliothek ausgesprochen vertraut.« Er zögerte einen Augenblick, dann fragte er: »Möchtest du sie sehen?«
»Das
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