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Pendergast 05 - Burn Case - Geruch des Teufels

Pendergast 05 - Burn Case - Geruch des Teufels

Titel: Pendergast 05 - Burn Case - Geruch des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
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fragst du noch? Schließlich bin ich in diesem Sommer gewissermaßen ihr Schutzpatron geworden.«
    Pendergast nickte. »Dafür schulde ich dir aufrichtigen Dank.«
    Er ging auf eine Tür zu, öffnete sie lautlos und trat beiseite. Wren traute seinen Augen nicht. Allein die Bibliothek auf der Stirnseite des Raumes verschlug ihm den Atem. Die bis unter die Decke reichenden Regale voller in Leder gebundene Folianten mussten das Herz jedes Bücherfreunds höher schlagen lassen. Auf dem dicken Perserteppich waren einige kleine Sofas und Ohrensessel arrangiert, vor dem Kamin saß – mit einem Schürzenkleid angetan – eine junge Frau und blätterte in einem Folianten aus der Werkstatt des italienischen Kupferstechers Piranesi. Als Pendergast sich diskret räusperte, blickte sie auf, legte das Buch beiseite, erhob sich aus dem Ohrensessel und strich ihr Kleid glatt. Dann bedeutete sie den Männern, näher zu treten.
    »Wie geht es dir, Constance?«, brachte Wren mit belegter Stimme heraus.
    »Danke, sehr gut«, erwiderte die junge Frau und neigte leicht den Kopf: eine Geste, die an Zeiten erinnerte, in denen mädchenhafte Anmut noch als Zeichen einer guten Erziehung galt. »Und wie geht es Ihnen, Mr Wren?«
    »Nun ja, viel Arbeit. Meine Bücher lassen mir keine Zeit zum Müßiggang.«
    »Ich hätte nicht gedacht, dass Ihnen eine derart noble Aufgabe eine solche Last ist.« Constance sprach sehr ernst, doch die kleinste Andeutung eines Lächelns umspielte ihre Lippen. Machte sie sich über ihn lustig? Das Lächeln war verschwunden, bevor Wren sich sicher sein konnte.
    »Nein, nein, so war das nicht gemeint.« Er musste sich zusammennehmen, um sie nicht allzu unverhohlen anzustarren. Wie hatte er all dies nur in so kurzer Zeit vergessen können? Der Wohlklang ihrer Stimme, ihre gewählte Ausdrucksweise – wäre da nicht dieses bildschöne junge Gesicht gewesen, hätte er sich einbilden können, mit einer klugen, in vielen Jahrzehnten gereiften Frau zu sprechen. Er hüstelte verlegen.
    »Und du, Constance, wie verbringst du deine Tage?«
    »In ruhigem Gleichklang. Vormittags studiere ich unter Aloysius’ Anleitung ein wenig Latein und Griechisch, den Nachmittag habe ich zur freien Verfügung. Meistens verbringe ich ihn damit, mir die Sammlung anzusehen und, wenn es sich so ergibt, hier und da ein Schildchen auszutauschen, das an den falschen Platz gerutscht ist.«
    Wren warf Pendergast einen schnellen Blick zu.
    »Am späten Nachmittag nehmen wir unseren Tee ein, dazu liest Aloysius mir aus der Zeitung vor. Nach dem Dinner übe ich ein wenig auf meiner Violine. Aloysius erträgt das mannhaft und tut so, als wäre es ein Ohrenschmaus.«
    »Dr. Pendergast ist eben ein sehr ehrlicher Mensch.«
    »Sagen wir lieber: ein sehr taktvoller Mensch.«
    Sie plauderten noch eine Weile, Wren versprach, ihr gelegentlich beim Violinspiel zuzuhören, und als er gehen wollte, rief Constance ihm nach: »Mr Wren? Ich möchte Ihnen noch einmal danken. Für alles.«
    Nachdem Pendergast die Tür hinter ihnen geschlossen hatte, fragte Wren verwundert: »Du liest ihr aus der Zeitung vor?«
    »Nur ausgewählte Artikel. Es scheint mir der einfachste Weg zu sein, sie Schritt für Schritt an die veränderten gesellschaftlichen Verhältnisse heranzuführen. Wir sind gerade in den 1960er Jahren angekommen.«
    »Und wie ist es mit ihren … nächtlichen Anfällen?«
    »Das hat sich gelegt. Sie steht jetzt unter meiner Obhut, warum sollte sie also nachts herumstreunen? Ich denke übrigens daran, das leer stehende Herrenhaus meiner Großtante am Hudson renovieren zu lassen. Vielleicht hilft ihr das, sich allmählich wieder an Sonne und Licht zu gewöhnen.«
    »Sonne und Licht«, wiederholte Wren, als lausche er den Worten nach. »Es kommt mir immer noch unwirklich vor, dass sie sich so lange in den Tunneln am Flussufer verkrochen hat. Ich habe bis heute nicht begriffen, warum sie sich plötzlich ausgerechnet mir gezeigt hat.«
    »Vielleicht hatte sie Vertrauen zu dir gewonnen. Sie hat dich immerhin einen Sommer lang beobachtet und gesehen, wie sorgfältig du Stück für Stück mit der von ihr über alles geliebten Sammlung umgegangen bist. Vielleicht hat sie das dazu bewegt, wieder Kontakt zu einem Menschen zu suchen.«
    Wren schüttelte zweifelnd den Kopf. »Bist du wirklich ganz sicher, dass sie erst neunzehn Jahre alt ist?«
    »Die Antwort ist schwieriger, als die Frage vermuten lässt. Ihrer körperlichen Entwicklung nach ist sie neunzehn Jahre

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