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Pendergast 05 - Burn Case - Geruch des Teufels

Pendergast 05 - Burn Case - Geruch des Teufels

Titel: Pendergast 05 - Burn Case - Geruch des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
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rechneten mit einem Angriff. Hayward musste ihnen irgendwie deutlich machen, dass sie allein gekommen war.
    Sie betrat eine der krummen Gassen. Jede ihrer Bewegungen wurde von hunderten Augenpaaren verfolgt, sie hörte halblautes Getuschel und schnappte einzelne Wortfetzen auf. Satan. Ungläubige. Sie lächelte weiterhin und ging mit leichten Schritten. Einer These eines ihrer Professoren an der Uni zufolge galt für Menschenmengen dasselbe wie für Hunde: Man durfte auf keinen Fall Angst zeigen oder weglaufen. Angst führte zu Beißattacken und Weglaufen dazu, dass man gejagt wurde.
    Der Pfad war ihr vertraut. In weniger als einer Minute war sie bei Bucks Zelt angelangt. Der Reverend saß, in die Lektüre eines Buches vertieft, an einem Klapptisch. Der Leibwächter, der Grable und sie am Tag zuvor durch die Menge geführt hatte, vertrat ihr den Weg. Wenn sie sich recht erinnerte, hatte Buck ihn mit Todd angesprochen. Vor dem Zelt versammelten sich bereits die ersten Gefolgsleute des Reverends, offenbar nicht mit bösen Absichten, sondern aus purer Neugier. Sie standen stumm, wenn auch mit feindseligen Mienen, da.
    »Sie schon wieder?«, fragte der Leibwächter.
    »Ja, ich schon wieder«, antwortete sie. »Ich bin hier, um etwas mit dem Reverend zu besprechen.«
    »Sie sind wieder da!«, rief Todd der Menge vor dem Zelt zu und breitete beide stämmigen Arme aus.
    »Nicht ›sie‹, nur ich«, korrigierte ihn Hayward. Das Gemurmel schwoll an, die Stimmung war deutlich aufgeheizt, man konnte das aufziehende Gewitter förmlich riechen. Hayward bemerkte verblüfft, wie schnell die Zuschauermenge wuchs. Konzentrier dich auf Buck. Er musste doch irgendetwas mitkriegen! Aber nein, er schien ganz in seine Lektüre versunken zu sein. Hayward konnte sogar den Titel lesen: Fox’ Märtyrergeschichten, Readers Digest Ausgabe. Todd trat so dicht an sie heran, dass ihre Körper sich fast – aber nur fast – berührten. »Der Reverend darf nicht gestört werden.«
    Hayward beschlich eine böse Vorahnung. War ihr Plan vielleicht doch nicht so gut, wie sie gedacht hatte? Behielt Wentworth am Ende Recht?
    Sie sprach mit erhobener Stimme, damit Buck sie verstand: »Ich bin hier, um zu reden. Ich habe keinen Haftbefehl einstecken, ich will mich lediglich mit dem Reverend unterhalten. Von Mensch zu Mensch. Nichts weiter.«
    »Fauler Schwindel!«, rief einer mit zorniger Stimme. Es musste ihr unbedingt gelingen, an dem Leibwächter vorbeizukommen. Sie trat einen Schritt vor und berührte ihn leicht. »Das ist sexuelle Belästigung, Officer«, stellte Todd fest.
    »Wenn der Reverend nicht mit mir reden will, möchte ich das aus seinem Mund hören. Lassen Sie ihn seine eigenen Entscheidungen treffen.«
    »Der Reverend hat ausdrücklich darum gebeten, nicht gestört zu werden.« Ihre Körper berührten sich noch immer, und diese Tatsache jagte Hayward eiskalte Schauer über den Rücken. Aber sie spürte, wie sein Widerstand erlahmte. Sie irrte sich nicht. Todd trat einen Schritt zurück, versperrte ihr aber immer noch den Weg.
    »Römer!«, schrie jemand. Was sollte der Blödsinn? »Alles, worum ich bitte, sind fünf Minuten Ihrer Zeit, Reverend!«, rief sie Buck so laut zu, dass er es nicht überhören konnte. »Fünf Minuten!«
    Schließlich legte Buck – anscheinend nach reiflicher Überlegung – sein Buch weg, stand auf und sah sie an. Einen Herzschlag lang trafen sich ihre Blicke. Hayward fröstelte. Gestern noch hatte er ein bisschen unsicher gewirkt, wäre vielleicht sogar zu Zugeständnissen bereit gewesen. Aber heute strahlte er so viel Kälte aus, so viel Ruhe und Selbstbewusstsein, wie sie es noch nie gesehen hatte. Das einzige Gefühl, von dem sie glaubte, es für einen winzigen Moment bei ihm ausmachen zu können, war Enttäuschung. Sie schluckte.
    »Sie gestatten?« Hayward machte Anstalten, an Todd vorbeizugehen.
    Buck nickte seinem Leibwächter zu, woraufhin dieser, wenn auch zögerlich, den Weg endlich freigab.
    »Reverend, das New York Police Department hat mich zu Ihnen geschickt, um Sie und Ihre Leute um einen Gefallen zu bitten.« Bleib locker und freundlich. Versuche bloß nicht, sie einzuschüchtern. So hatte sie es an der Polizeiakademie gelernt. Gib ihnen das Gefühl, sie könnten sich frei entscheiden. Aber Buck tat so, als habe er sie nicht gehört. Die Menge vor dem Zelt war still geworden. Hayward wollte sich nicht umdrehen, aber ihr Gespür sagte ihr, dass sich inzwischen fast alle aus dem Zeltlager vor

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