Pendergast 05 - Burn Case - Geruch des Teufels
und ihnen einschärfte, ruhig und friedlich zu bleiben.
»Vater, vergib ihnen«, sagte er, »denn sie wissen nicht, was sie tun.«
Von Aufruhr und Gewalt war nichts mehr zu spüren. Buck hatte ihnen befohlen, sich ruhig zu verhalten, und sie hatten ihm gehorcht. Es war vorbei.
79
D’Agosta zog sofort seine Dienstwaffe und richtete sie auf den Grafen. »Ich denke gar nicht daran!«, blaffte er den Hausherrn an.
Fosco starrte auf die Waffe, seufzte und sagte: »Legen Sie das weg, Sie Narr. Pinketts?«
Der Diener des Grafen tauchte mit einem riesigen Kürbis auf, für dessen Transport er beide Arme brauchte, und legte das Prachtexemplar vor den offenen Kamin.
»Es stimmt schon, Sergeant, Sie hätten ein weitaus besseres Demonstrationsobjekt abgegeben, aber es hätte eine solche Schweinerei verursacht.« Fosco wandte sich wieder dem Zusammenschrauben seiner Versuchsanordnung zu. D’Agosta trat ebenfalls zurück und steckte seine Waffe ins Holster. Irgendwie hatte es ihm neuen Mut gegeben, tatsächlich die Waffe auf den Fettwanst zu richten. Er und Pendergast waren beide bewaffnet. Er würde nicht zögern, beim ersten Anzeichen von Schwierigkeiten die Waffe zu ziehen und sowohl Fosco als auch Pinketts zu erledigen. Außer dem Küchenpersonal schien auch sonst niemand von Foscos Leuten auf der Burg zu sein. Doch D’Agosta wusste inzwischen, dass bei dem Grafen der Schein manchmal trog.
»So, jetzt können wir zur Sache kommen!« Fosco rückte das bizarre, aus Edelstahlteilen zusammengeschraubte Gebilde zurecht. Es hatte Ähnlichkeit mit einem großen Gewehr, dessen Lauf zahlreiche Knöpfe und Drehschalter schmückten. Dort, wo man das Schulterstück vermutet hätte, befand sich eine knollenartige Schüssel. »Wie ich bereits sagte, war mir klar, dass ich mich bei der Erledigung von Grove und Cutforth einer Methode bedienen musste, die die Polizei vor ein Rätsel stellte. Es musste natürlich durch Hitzeeinwirkung geschehen – aber wie? Verbrennen, Gift, verbrühen – alles zu gewöhnlich. Es musste mysteriös sein und rational nicht zu erklären. Da fiel mir das Phänomen der so genannten spontanen Selbstentzündung ein. Ist Ihnen bekannt, dass die ersten Aufzeichnungen darüber aus Italien stammen?«
Pendergast nickte. »Gräfin Cornelia.«
»Richtig. Gräfin Cornelia Zangary de’ Bandi di Cesena. Höchst dramatisch. Wie, so fragte ich mich, könnte ein ähnlich teuflischer Effekt wiederholt werden? Schließlich fiel es mir ein: Mikrowellen.«
»Mikrowellen?«, fragte D’Agosta.
Der Graf lächelte gönnerhaft. »Ja, Sergeant. Genau wie der Mikrowellenherd bei Ihnen zu Hause. Das war für mich wie maßgeschneidert. Mikrowellen erhitzen von innen nach außen. Sie können gebündelt werden wie Licht, um beispielsweise einen Körper zu verbrennen, während die Umgebung keinen Schaden nimmt. Hinzu kommt, dass sie Wasser sehr viel stärker erhitzen als trockenes Material oder Fette und Öle. Auch dies führt dazu, dass ein menschlicher Körper, der ja zu großem Teil aus Wasser besteht, verbrennt, bevor etwa ein Teppich oder das Mobiliar Feuer fängt. Mikrowellen haben überdies eine ionisierende und erwärmende Wirkung auf Metalle mit einer bestimmten Anzahl von Valenzelektronen.«
Fosco fuhr mit der Hand über die Apparatur, dann schob er sie auf den Tisch, vor dem er stand. »Ich bin ein Bastler, wie Sie wissen, Mr Pendergast, ich liebe Herausforderungen. Es ist ziemlich einfach, einen Mikrowellen-Sender zu konstruieren, der die nötige Wattstärke hat. Das Problem war die Energieversorgung. Aber der deutsche Konzern I.G. Farben, mit dem meine Familie während des Krieges eng verbunden war, hat eine fabelhafte Kombination aus Kondensator und Batterie entwickelt, die die benötigte Ladung liefert.«
D’Agosta schielte misstrauisch auf die Apparatur. Es sah reichlich albern aus, wie ein billiges Requisit aus einem alten Science-Fiction-Film.
»Für den Kriegseinsatz ist die Waffe nicht geeignet, die größte theoretische Reichweite liegt bei unter sieben Metern, und sie braucht lange, bis sie den gewünschten Effekt erzielt. Aber meinen Ansprüchen genügte sie völlig, zumal es mir viel Vergnügen bereitete, ihre Schwächen zu optimieren. Ich habe viele Kürbisse geopfert, Sergeant D’Agosta. Schließlich habe ich mein Gerät an dem Pädophilen in Pistoia getestet, dessen Gruft Sie ausgehoben und untersucht haben. Der Schmelzeffekt war enttäuschend, was beweist, dass der menschliche Körper wesentlich
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