Pendergast 05 - Burn Case - Geruch des Teufels
dem Kürbis war gedämpftes Blubbern zu hören, der Riss wurde größer, kurz darauf floss ein farbloser weicher Brei auf den Kaminsims.
»Das bedarf keines Kommentars«, stellte Fosco mit unverhohlenem Triumph fest, »das Opfer hat das Zeitliche gesegnet. Doch der eigentliche Höhepunkt steht uns noch bevor.«
Während die Brandblasen nun den gesamten Fruchtkörper überzogen und in regelmäßigen Abständen mit einem schmatzenden Laut zerplatzten, drehte der Graf den Stärkeregler nochmals weiter auf.
Der Kürbis brach endgültig auseinander, ein cremiger Schleim klebte auf dem Sims, es roch nach verbranntem Fruchtfleisch und Qualm. Dann plötzlich ein scharfer Knall, aus dem Fruchtkörper loderten helle Flammen.
» Ecco! « , trumpfte der Graf auf. »Das Werk ist vollbracht, unser Opfer schmort in den Flammen! Dennoch, wenn Sie Ihre Hand auf den steinernen Kaminsims legen, werden Sie merken, dass die Temperatur nicht merklich angestiegen ist.«
Fosco ließ die Waffe sinken und rief nach Pinketts. Der Diener eilte aus der Ecke herbei, in der er sich ständig für seinen Herrn bereithielt, griff nach der Mineralwasserflasche, die noch vom Abendessen auf dem Esstisch stand, löschte die aus dem Kürbis züngelnden Flammen und zog sich wieder diskret in seine Ecke zurück.
»Fantastisch, finden Sie nicht auch?«, rief der Hausherr vom eigenen Genie überwältigt aus. »Dennoch kann ich Ihnen versichern, dass unsere kleine Show nicht im Entferntesten mit der Dramatik zu vergleichen ist, mit der sich der Ablauf bei einem menschlichen Opfer vollzieht.«
»Sie sind ein krankes Schwein, wissen Sie das?«, machte D’Agosta seinem Zorn Luft.
»Mr Pendergast, Ihr Adlatus macht mich allmählich ein wenig ärgerlich.«
»Nun, er ist zweifellos ein Mann mit vielen Tugenden«, antwortete Pendergast. »Aber ich glaube, die Demonstration hat lange genug gedauert, wir sollten uns jetzt den aktuellen Problemen zuwenden.«
»Schießen Sie los!«
»Ich bin zu Ihnen gekommen, um Ihnen eine Art Tauschhandel anzubieten.«
»Was Sie nicht sagen!«, erwiderte Fosco mit spöttisch heruntergezogenen Mundwinkeln.
Der Agent sah den Grafen lange an, dann sagte er: »Sie verfassen ein handschriftliches Geständnis all dessen, was Sie uns heute Abend erzählt haben, und händigen mir Ihre diabolische Mordmaschine als Beweisstück aus. Ich werde Sie zu den Carabinieri begleiten, die werden Sie festnehmen und wegen des Mordes an Locke Bullard und Carlo Vanni sowie wegen Anstiftung zum Mord an dem alten Priester anklagen. In Italien gibt es keine Todesstrafe, Sie werden also wahrscheinlich nach fünfundzwanzig Jahren entlassen, sodass Sie im Alter von achtzig Jahren Ihren Lebensabend in Ruhe und Frieden verbringen können, es sei denn, Sie überleben die Gefängnisjahre nicht. Das ist Ihr Beitrag zu unserem Handel.«
Fosco hörte gespannt zu, ein ungläubiges Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus. »Ist das alles? Und was gedenken Sie mir als Gegenleistung anzubieten?«
»Ihr Leben.«
»Ich wusste gar nicht, dass mein Leben in Ihrer Hand liegt, Mr Pendergast. Mir kam es bisher so vor, als sei es genau umgekehrt.«
D’Agosta bekam aus den Augenwinkeln eine Bewegung mit: Pinketts hielt eine 9-Millimeter-Beretta in der Hand, deren Mündung auf Pendergast und ihn gerichtet war. Seine Hand näherte sich seiner Dienstwaffe, die Halterung schnappte auf. Pendergast gebot ihm mit entschiedenem Kopfschütteln Einhalt. Dann zog er einen Briefumschlag aus der Tasche und zeigte ihn Fosco. »Einen gleich lautenden Brief habe ich bei Prinz Corso Maffei hinterlegt, mit der Auflage, ihn in vierundzwanzig Stunden zu öffnen, wenn ich ihn bis dahin nicht abgeholt habe.«
Fosco erblasste.
»Sie sind Mitglied des Geheimbundes Comitatus Decimus, Graf, auch als Bruderschaft der Zehn bekannt, deren Gründung auf das Mittelalter zurückgeht. Das Statut erlegt Ihnen schriftlich gefasste Pflichten auf, gegen die Sie am 31. Oktober 1974 durch den Missbrauch überlieferter Riten verstoßen haben. Sie haben eine Gruppe amerikanischer Studenten bei einer vorgetäuschten Teufelsbeschwörung dieselben Rituale vollziehen lassen, die in der Bruderschaft der Zehn als streng gehütetes Geheimnis gelten. Und dann haben Sie einen nach dem anderen ermordet und so den Schwur auf die geheiligten Regeln der Bruderschaft gebrochen.«
Die fahle Blässe des Grafen verwandelte sich in zornige Röte.
»Das ist absurd, Pendergast!«
»Sie wissen, dass es keineswegs
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