Pendergast 05 - Burn Case - Geruch des Teufels
solchen Erscheinungen, aber es schien mir der einfachste Weg zu sein, Sie ohne Gewaltanwendung in meine Burg zu bringen. Erlauben Sie mir also, Ihr Gedächtnis ein wenig aufzufrischen. Sie und Ihr braver Sergeant D’Agosta waren meiner Gastfreundschaft müde und beschlossen, mich zu verlassen. Das wollte ich natürlich verhindern. Leider gab es ein hässliches Handgemenge, in dessen Verlauf mein über alles geschätzter Pinketts dahingeschieden ist. Sie hatten gewisse Papiere deponiert, die ich zum Glück rechtzeitig aus dem Verkehr ziehen konnte. Dann haben Sie einen gemeinsamen Fluchtversuch unternommen. Sergeant D’Agosta scheint es gelungen zu sein, fürchte ich. Aber Sie, mein lieber Pendergast, habe ich mir in meine Burg zurückgeholt. Und ich bestehe darauf, dass Sie weiterhin mein Gast bleiben. Nein, ich dulde keinen Widerspruch!«
Fosco schob die Fackel bedächtig in eine der eisernen Wandhalterungen. »Ich bitte Sie um Nachsicht wegen der etwas makabren Umgebung, aber Sie werden bald feststellen, dass diese Nischen einen ganz besonderen Charme haben. Sicher haben Sie schon den weißen Belag bemerkt, der die Wände überzieht? Es ist Salpeter, mein lieber Pendergast. Und da Sie ein Gespür für feine Anspielungen haben, ahnen Sie vermutlich, was sich nun abspielen wird.«
Der Graf schob die Hand in die Westentasche und zog eine Maurerkelle heraus.
Pendergast, noch ganz von dem Phenobarbital benommen, starrte erschrocken auf die Kelle.
»Aha«, triumphierte der Graf, »ganz sind Sie also doch noch nicht weggetreten! Dann wollen wir mal flink weitermachen.« Er drehte sich halb um, und als er die verstreut herumliegenden Knochen beiseite geschoben hatte, wurde darunter eine große Menge frisch angerührten Mörtels sichtbar. Er griff zur Kelle und strich eine Mörtelspur quer über den Gang auf den Boden. Dann schritt er zu einem Haufen Backsteine und trug die Steine, immer zwei zusammen, zurück zur Nische und platzierte sie sorgfältig auf dem Mörtel. Innerhalb weniger Minuten war die erste Ziegelreihe vollendet, und Fosco bestrich die Oberseite mit Mörtel.
»Sind diese Steine nicht wundervoll?«, schwärmte er, ohne seine Arbeit zu unterbrechen. »Sie haben viele Jahrhunderte überdauert. Stammen aus dem Kalkbruch am Steilhang meines Anwesens. Sehen Sie nur, wie massiv sie sind! Für Sie, mein lieber Pendergast, kann nichts gut genug sein. Schließlich soll Ihre letzte Ruhestätte so unverwüstlich wie möglich sein. Sie soll allen Stürmen trotzen, bis dereinst die Posaune des Cherubs den Jüngsten Tag ankündet.«
Pendergast sagte kein Wort. Sein drogengetrübter Blick war klarer geworden, er schien Foscos Tun mit fast stoischer Gelassenheit zu verfolgen.
»Ich bin schon lange auf diesen Tag vorbereitet«, plauderte der Graf weiter, »sogar schon sehr lange. Erinnern Sie sich an unsere erste Begegnung bei der Gedenkfeier für Jeremy Grove, als wir wegen des Wandgemäldes von Ghirlandaio unterschiedlicher Meinung waren? Da wurde mir zum ersten Mal klar, dass Sie der mir ebenbürtigste Widersacher sind, mit dem ich es je zu tun hatte.«
Er unterbrach seine Arbeit und wartete auf eine Erwiderung, aber Pendergast zeigte bis auf ein flüchtiges Blinzeln keine Reaktion. Und so blieb dem Grafen nichts anderes übrig, als mit einem ärgerlichen Murmeln die dritte, vierte und fünfte Lage Backsteine zu verlegen.
Als er die sechste Lage abgeschlossen hatte, gönnte er sich eine etwas längere Verschnaufpause. Der vorübergehende Ärger war verflogen, er hatte sich wieder im Griff. Die Backsteine reichten Pendergast nun bis zur Brust. Fosco lüpfte seinen Anzug an, ließ sich zum Ausruhen auf dem Stapel alter Backsteine nieder und musterte seinen Gefangenen mit einem fast freundschaftlichen Blick.
»Sie werden bemerkt haben, dass ich die Steine im flämischen Verbund verlege. Wunderschön, nicht wahr? Aus mir wäre vermutlich auch ein guter Handwerker geworden. Im Grunde ist es natürlich Zeitverschwendung, so eine Mauer hochzuziehen. Betrachten Sie es als Abschiedsgeschenk. Wenn der letzte Stein gesetzt ist, dauert es nicht mehr lange. Vielleicht ein oder zwei Tage, je nachdem, wie viel Luft durch den Stein hier herunterdringt. Ich bin kein Sadist, ich werde Ihr Sterben nicht unnötig verlängern, obwohl ich befürchte, dass ein langsamer Erstickungstod nicht so gnädig ist, wie Sie vielleicht denken. Aber daran kann ich nun mal nichts ändern.«
Er saß eine Weile stumm da, dann fuhr er in fast
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