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Pendergast 05 - Burn Case - Geruch des Teufels

Pendergast 05 - Burn Case - Geruch des Teufels

Titel: Pendergast 05 - Burn Case - Geruch des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
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nachdenklichem Ton fort: »Denken Sie nicht, Mr Pendergast, dass ich mir meiner Verantwortung nicht bewusst wäre. Ich weiß sehr wohl, dass die Welt ohne Sie um einen bedeutenden Intellektuellen ärmer wird, wenn ich Sie hier einmauere. Andererseits macht es sie auch sicherer für mich und alle meinesgleichen: Männer und Frauen, die es vorziehen, ungestört ihren Geschäften nachzugehen.«
    Er schielte in die Nische, die im halb fertigen Zustand in tiefe Schatten getaucht war.
    Der Graf blickte Pendergast fragend an. »Immer noch nichts? Nun gut, dann machen wir weiter.« Er stemmte sich hoch. Stumm legte er die nächsten drei Reihen. Erst als Fosco mit dem letzten Backstein der neunten Reihe fertig war und eine Lage frischen Mörtels auftragen wollte, raffte der Agent sich dazu auf, etwas zu sagen. Die Mauer reichte ihm inzwischen bis an die blassen Augen, seine Stimme hallte hohl aus der fast fertigen Gruft wider.
    »Das dürfen Sie nicht tun«, sagte er. Seine Stimme hatte keine Ähnlichkeit mehr mit dem gewohnten weichen Singsang. Fosco wusste, dass das ein Nebeneffekt des Phenobarbitals war. »Aber ich tue es, mein lieber Pendergast, es ist nahezu vollbracht.« Er strich den Mörtel glatt und bückte sich nach den letzten Backsteinen.
    Als die zehnte Lage halb fertig war, keuchte Pendergast: »Es gibt etwas, das ich zu Ende führen muss. Etwas, das unerledigt geblieben und von großer Bedeutung für die Menschheit ist. Ein Mitglied meiner Familie ist in der Lage, großes Leid anzurichten. Sie müssen mir unbedingt die Möglichkeit geben, ihn aufzuhalten.«
    Fosco zögerte.
    »Lassen Sie mich meine Aufgabe zu Ende bringen. Danach werde ich zu Ihnen zurückkehren, und Sie … Sie können über mich verfügen, wie Sie es geplant haben. Ich gebe Ihnen mein Wort als Gentleman.«
    Fosco lachte. »Wollen Sie mich zum Narren halten? Wollen Sie mir weismachen, dass Sie freiwillig zu mir zurückkommen wie Regulus zu den Karthagern und dadurch Ihr Ende besiegeln? Pah! Selbst wenn Sie vorhätten, Ihr Wort zu halten, wann könnte ich denn mit Ihrer Rückkehr rechnen? Vielleicht in zwanzig oder dreißig Jahren, wenn Sie alt und des Lebens müde geworden sind?«
    Aus der dunklen Nische kam keine Antwort.
    »Aber diese Aufgabe, von der Sie gesprochen haben, die macht mich neugierig. Ein Mitglied Ihrer Familie, haben Sie gesagt? Erzählen Sie mir mehr darüber.«
    »Holen Sie mich erst hier raus.«
    »Das ist unmöglich. Aber kommen Sie, ich sehe schon, dass Sie nur leere Worte machen. Und ich will endlich mit meiner Aufgabe fertig werden!« Fosco beschleunigte sein Tempo, er hatte es eilig. Schnell war die zehnte Reihe fertig, und er machte sich an die elfte und letzte. Es war nur noch ein einziger Stein zu setzen, da meldete sich Pendergast noch einmal aus seiner Gruft zu Wort.
    »Fosco …« Seine Stimme hörte sich schwach an, als käme sie aus einer anderen Welt. »Ich bitte Sie als Ehrenmann und Mitmenschen, setzen Sie diesen Stein nicht!«
    »Ja, das mag wie eine Schandtat aussehen.« Fosco wog den letzten Stein nachdenklich in der Hand. »Aber ich fürchte, es ist an der Zeit, Abschied voneinander zu nehmen. Ich danke Ihnen, dass ich während der letzten Tage Ihre Gesellschaft genießen durfte. Ich sage Ihnen nicht auf Wiedersehen, sondern schlicht Lebe wohl!« Und damit klopfte er denn letzten Stein an seinen Platz.
    Als er den letzten Mörtel glatt strich, glaubte er, einen Laut aus der Gruft zu hören, ein leises Klagen oder einen verzweifelten Seufzer. Aber vielleicht war es nur der Wind, der durch die alten Katakomben strich? Er presste das Ohr an die frische Mauer und lauschte angestrengt. Aber da war nichts mehr zu hören.
    Fosco trat einen Schritt zurück, schob mit dem Schuh die verstreuten Knochen vor die Wand, griff nach der Fackel und eilte hastig zu den alten Treppenstufen. Als er dort angekommen war, begann er zu klettern und zählte gewissenhaft mit: ein Dutzend Stufen, zwei Dutzend, drei. Es war wie eine Erlösung, die Unterwelt mit all ihren gespenstischen Schatten hinter sich zu lassen und wieder in die warme Abendsonne einzutauchen.

85
    D’Agosta saß stumm auf dem Rücksitz des Wagens, der sich die Windungen der Bergstraße hinaufschraubte. Die Landschaft hatte nichts von der Schönheit verloren, die ihn schon vorgestern beeindruckt hatte. Die herbstlich gefärbten Hügel wirkten in der Morgensonne wie von purem Gold überzogen. Aber er hatte kaum ein Auge dafür, sein Blick war starr auf den

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